Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 112
bedauerlich, wenn man sieht, dass es im Zusammenhang mit dem Gender-Budget noch immer keine echte Anhebung des Anteils männlicher Betreuungspersonen gibt. Die MA 10 bezeichnet eine solche Anhebung als Ziel, und diese Meinung teile ich angesichts der gegenwärtigen Situation, auch wenn es eine Steigerung um 5,5 Prozent gibt. Wir brauchen wirklich mehr männliche Pädagogen. Es kommt dann vielleicht das eine oder andere Inserat, ich meine aber, dass wir hier grundsätzlich etwas ändern müssen. Ich glaube auch, dass sich mehr Männer bereit erklären würden, in dieses Berufsfeld einzusteigen, wenn die Ausbildung auf ein höheres Ausbildungsniveau gehoben wird. Ich habe nämlich schon mehrmals gesagt, dass es für einen 14-jährigen Burschen völlig uncool ist, seinem Umfeld zu erklären, dass es sein Berufswunsch ist, Kindergartenpädagoge zu werden und auf die BAKIP zu gehen. Das ist wirklich nicht das, was junge Männer begeistert!
Sie entscheiden sich auch aus diesem Grund dafür,
dass sie das nicht machen, weil sie dann einfach ausgelacht werden, was ich
schade finde, denn es ist ein sehr schöner Beruf. Ich glaube, dass die Männer hier
wirklich notwendig sind.
Aber auch der männliche Schüleranteil in der BAKIP
ist einfach noch zu erhöhen. Ich hoffe, dass wir hier wirklich gemeinsam etwas
voranbringen und nicht darauf warten, dass die Burschen kommen, sondern dass
wir uns vielleicht auch gemeinsam überlegen, wie wir die Burschen dazu bringen,
dass sie in diesen Beruf gehen, dass sie erkennen, dass er für sie wichtig ist,
aber auch für die Kinder, die dort in den Kindergarten gehen, wichtig wäre,
wenn wir mehr männliche PädagogInnen hätten. Ich hoffe, dass wir auch einmal in
einem Ausschuss die Gelegenheit haben, darüber zu sprechen, welche Maßnahmen
wir da andenken könnten, um an die Burschen heranzukommen. - Ich danke.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Dr Aigner. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Eigentlich sollte die Budgetdebatte ein Höhepunkt im
Ablauf jedes parlamentarischen Gremiums sein. In Wien verkommt sie immer mehr
zu einem lustlosen Ritual, das dadurch noch einen negativen Höhepunkt erfährt,
dass der Herr Bürgermeister so gut wie nie anwesend ist und nicht ein einziges
Mal das Wort ergreift. Das ist eigentlich umso bedauerlicher und umso negativer
für unser Gremium, als der Herr Bürgermeister in vielen anderen Fragen
überhaupt keine Scheu empfindet, das Wort zu erheben, meistens dort, wo er
nicht unmittelbar zuständig ist! Aber die Zuständigkeit für das Budget ist
eindeutig und ich vermisse den Herrn Bürgermeister schmerzlich! (Beifall bei
ÖVP und FPÖ.)
Dazu kommt, dass bei dem vorliegenden Kapitel der
Bildung der Herr Bürgermeister eine Doppelrolle hat, nicht nur als Bürgermeister
dieser Stadt, sondern auch als Präsident des Stadtschulrats. Auch für so ein
wichtiges Thema findet es der Herr Bürgermeister nicht der Mühe wert, bei uns
zu sein!
Meine Damen und Herren, die Lustlosigkeit, die
mangelnde Dynamik zeigt sich auch an der Ideenlosigkeit! (GR Mag Thomas Reindl:
Bei solchen Reden kein Wunder!) Man muss Ideen nicht gleich zu Visionen
ausarten lassen, aber ein paar Ideen, ein paar Gestaltungselemente würden
dieser Stadt sehr gut tun! Es verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass das
einzig Dynamische in dieser Stadt die Gebühren sind, die den Menschen und den
Brieftaschen davonlaufen! Von Ideen, die uns allen vorangehen, ist leider von
Ihrer Seite her wenig zu merken! (Beifall bei der ÖVP.)
Die Opposition sprüht geradezu vor Ideen. Aber auch
dazu fehlt Ihnen die Größe, da das, was von der Opposition kommt, prinzipiell
schlecht ist! Inhaltliche Debatten finden keine statt. Wenn man fragt, warum
einem Antrag nicht zugestimmt wird, erhält man zur Antwort, er komme von den
Falschen und deswegen könne von den Falschen nichts Richtiges kommen! Wir haben
heute schon fast eine philosophische Debatte über die Frage, was Wahrheit ist,
wer die Wahrheit hat, geführt. Wahrscheinlich werden wir noch einmal ein
Verfassungsgesetz beschließen, dass die SPÖ immer recht hat! Solange es nicht
in der Verfassung steht, stimmen Sie halt einfach alles nieder! Das trägt
natürlich auch nicht zu einem gedeihlichen innovationsfreudigen Klima in dieser
Stadt bei! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Schule, Jugend, Bildung,
Information ist eine sehr breite Geschäftsgruppe, die die öffentliche Debatte
immer wieder beherrscht. (GR Mag Thomas Reindl: Den Sport haben Sie vergessen!)
Lassen Sie mich jetzt auch ein paar Worte zum konkret vorliegenden Budget
verlieren.
Es macht auch das nicht wirklich Freude, weil mit der
Budgetwahrheit und der Budgetklarheit halten Sie es nicht wirklich genau. Wir
sind in den Ausschüssen, auch im Bildungsausschuss, eigentlich ein ganzes Jahr
damit beschäftigt, dass wir umbuchen, dort mehr Geld, dort weniger Geld
ausgeben. Wenn man dann fragt, warum dafür eigentlich budgetär nicht vorgesorgt
worden ist, dann wird einem immer gesagt, das kann man nicht so genau wissen
und ein Budget ist sowieso nur ein Buchungskästchen und bei Bedarf wird dann
umgebucht und rückgebucht. Deswegen ist es fast müßig, hier auf einzelne
Budgetansätze einzugehen und man wird sich eher in Grundsätzlichem halten.
Was uns von der ÖVP in der Frage der Schulpolitik wichtig ist, ist, dass
die unterschiedlichen Gebietskörperschaften in erster Linie ihre Kompetenzen
ansehen und auch wahrnehmen. Wenn es immer wieder heißt, es gibt einen
Schwerpunkt Bildung, dann sollte der in der jeweiligen Gebietskörperschaft auch
seinen entsprechenden Niederschlag finden. Bildung hat sehr viele Facetten und
ist zuallerletzt eine schulorganisatorische Materie. Sie haben in den letzten
Wochen und Monaten so getan, als ob es die Schulorganisation wäre, die ein
besseres Abschneiden bei allen mehr oder weniger fragwürdigen
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