Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 120
Gottsei Dank jetzt so ganz zarte Schritte unternommen werden - natürlich viel zu spät, aber ich bin schon froh, dass überhaupt etwas geschieht. Aber auch das zeigt wieder: Sie verwalten, aber Sie gestalten nicht.
Gerade beim Krankenhaus
Hera haben wir ja vorgeschlagen, dass man dort Akutgeriatriebetten einrichten
könnte, und, Frau Stadträtin, Sie wissen, dass nach dem Wiener
Krankenanstaltenplan bereits im Jahr 2006 470 Betten an
14 Standorten vorhanden sein sollten. Nun haben wir Ende 2007, und
wir haben in Wien 230 Betten an 8 Standorten, das heißt, nicht einmal
50 Prozent, wobei uns allen klar sein muss, dass gerade die Akutgeriatrie
unglaublich wichtig ist. Aber innovative Projekte, Frau Stadträtin, sind
offensichtlich nicht das Ihre. Sie verwalten, aber Sie gestalten nicht.
(Beifall bei der ÖVP.)
Und jetzt noch einige Sätze
zum Pflegebereich. Das wäre jetzt abend- und nachtfüllend, so viele innovative
Möglichkeiten gäbe es da, aber auch da wieder: Verwalten statt Gestalten.
Bisher hat man immer angenommen, dass 80 Prozent der Menschen zu Hause
betreut und gepflegt werden wollen, und jetzt hat der sozialistische Minister
Buchinger eine Umfrage gestartet, und siehe da: Da hat sich ergeben, dass sogar
90 Prozent der Menschen zu Hause betreut und gepflegt werden wollen. - Das
ist ja ein Auftrag!
Und wie schaut nun dieser
Auftrag in Wien aus? - Wenn man sich das Budget anschaut, dann sieht man, dass
für die ambulante Pflege um etwas über 5 Prozent, um 5,5 Prozent,
erhöht wird - 10 Millionen. Wenn ich daran denke, dass um
260 Millionen allein vom Bund mehr kommt, dann sind diese
10 Millionen wirklich ein Klacks! - Es heißt also, 90 Prozent wollen
zu Hause betreut und gepflegt werden. Man nimmt 10 Millionen, sagt, das
war's, und ist dann noch stolz darauf.
Meine Damen und Herren! Wo
sind da die finanziellen Vorkehrungen, die den Menschen ermöglichen, so lange
wie nur irgendwie möglich zu Hause zu sein und menschenwürdig betreut und
gepflegt zu werden? Wo sind die Tageszentren, die notwendig sind? (GRin Erika
Stubenvoll: Im Ausbau!) Wir haben in Wien derzeit ungefähr
650 Tagesplätze. Wir haben 130 000 Bürgerinnen und Bürger, die
über 75 Jahre alt sind, wo man also annehmen könnte, da wäre eventuell
Bedarf gegeben. Wir wissen, dass sich ein besonderer Bedarf bei
Alzheimer-Erkrankten abzeichnet. Die Wartezeiten in den Tageszentren der
Caritas Socialis, die sich im Speziellen damit beschäftigt, sind unglaublich
lang. Hier besteht also Handlungsbedarf!
Der Handlungsbedarf schaut
derzeit so aus, dass ich ununterbrochen Jubelbroschüren und Jubelmeldungen
finde - hier auch wieder: „Mobile Dienste und Tageszentren". – Bitte, mit
5 Prozent Erhöhung, die Sie sowohl im ambulanten als auch im stationären
Bereich in diesem Budget vornehmen, kann ich mir nicht vorstellen, was da
herauskommt - aber die Jubelmeldungen sind da. Es wäre besser, wenn Sie dieses
Geld, statt es in diese Jubelbroschüren, in diese Information, die dann
letztendlich nicht stimmt, zu investieren, tatsächlich für Tageszentren, für
Akutgeriatriebetten und so weiter einsetzen würden.
Dann habe ich noch einen
Beschluss- und Resolutionsantrag, den ich unbedingt einbringen möchte, weil
mir, wenn ich von Pflege rede, natürlich die 24-Stunden-Pflege ein großes
Anliegen ist und weil eine Amnestie, so wie es jetzt ausschaut, unbedingt
notwendig ist, denn eine andere Lösung sehe ich nicht.
Daher bringen wir einen
Beschlussantrag ein, dass der Gemeinderat den Bundesminister für Soziales
auffordern soll, entweder die 24-Stunden-Betreuung wirklich so abzuschließen,
dass es zu akzeptieren ist, oder eben diese Amnestie noch zu verlängern. - Da
erwarten wir auch eine sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Frau Stadträtin! Wenn Sie ein bisschen sozialpolitisch denken
wollen, dann müssen Sie einsehen, dass es einen eklatanten Nachholbedarf gibt.
Frau Stadträtin, gestalten Sie den Gesundheits- und Sozialbereich dieser Stadt
in Zukunft mit mehr Phantasie und mit mehr Klugheit! Wir werden das sehr genau
beobachten. Allerdings: Solange wir feststellen, dass Sie zu viel verwalten und
viel zu wenig gestalten - und das ist derzeit eindeutig der Fall -, werden wir,
die Wiener ÖVP, dem Gesundheits- und Sozialbudget nicht unsere Zustimmung
geben. (Beifall bei der ÖVP)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Prof
Stubenvoll. Ich bitte sie zum Rednerpult.
GRin Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Verehrte Damen und Herren!
Zuerst möchte ich einmal
ganz kurz etwas richtigstellen, was Frau Dr Pilz hier über das Krankenhaus
der Barmherzigen Brüder gesagt hat, was die Zahlungen von Patienten betrifft.
Sie können sehr gerne Herrn Dozent Lorenz, den Leiter der Nierenambulanz,
anrufen: Das stimmt nicht (GRin Ingrid Korosec: Das stimmt!), dass Patienten
hier etwas zahlen. Bitte, machen Sie das vielleicht ... (GRin Dr Sigrid
Pilz: Es geht um Menschen, die sich an uns gewendet haben!)
Okay. Es wurde von ihm
behauptet, das stimmt nicht. Vielleicht können Sie ... (GRin
Dr Sigrid Pilz: Es wurde von Patienten behauptet, nicht von mir!) - Bitte,
dann hören Sie sich vielleicht auch die Meinung des Leiters der Nierenambulanz
an. (GRin Dr Sigrid Pilz: Ich werde die Patienten zum Herrn Leiter
schicken!) Ja, bitte schön.
Das
Zweite: Frau StRin Wehsely ist jetzt noch nicht sehr lange in ihrer Funktion,
und doch merkt man sehr deutlich auch hier ihre Handschrift, was Innovationen
betrifft. Letzten Endes sei hier auch besonders auf das verwiesen, was unsere
älteren Menschen in unserer Stadt betrifft und ihnen auch soziale Sicherheit
bietet, auf die große Geriatriereform, die ja 2015 abgeschlossen sein soll, mit
den wohnortnahen Geriatriezentren und der Schließung der Großeinrichtung. Wenn
das nicht eine innovative Tat ist, was ist es dann sonst? (Ruf bei der SPÖ: Ein
Projekt der GRÜNEN!) - Ein Projekt der
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