Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 120
habe. Das ist wirklich großartig. Ich danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es
ihm und weise darauf hin, dass seine Redezeit mit 15 Minuten begrenzt ist.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!
Ich glaube, die Kollegin Schinner macht Ihnen langsam
Konkurrenz. Ich habe sie jetzt bei zwei Eröffnungen gesehen: einmal beim
zweitältesten Gewerbe der Welt, nämlich bei der Veranstaltung 675 Jahre
Kürschnerinnung und das zweite Mal in der Hans-Moser-Villa. Da hätte ich beide
Male Sie erwartet, Herr Stadtrat! (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Aber kommen wir nun zum Budget: Im Jahr 2006
196 Millionen EUR, 2007 205 Millionen EUR, 2008
216 Millionen EUR. Die Frau Vizebürgermeisterin hat sich also mit den
11 Prozent offensichtlich geirrt, Sie hat zwar 11 Millionen EUR
gemeint, aber es sind nur 5,4 Prozent und 2,1 Prozent vom
Gesamtbudget. In dieser Richtung glaube ich sehr wohl dem Herrn Stadtrat.
(Beifall bei der ÖVP.)
Das Budget lässt sich im Einzelnen natürlich kaum
nachvollziehen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Budget deutlich
bürgerfreundlicher zu gestalten wäre, sodass es auch für einen Laien möglich
wäre, das Kulturbudget nachzuvollziehen. Oder kann mir jemand wirklich
erklären, warum das Budget für den Filmfonds Wien nicht bei der Filmförderung,
dem Ansatz 3710, sondern unter Kulturförderungsbeitrag, Ansatz 3813 zu finden
ist, ohne dass davor Filmfonds Wien steht? Auch wenn die Kameralistik einen Aufbau,
wie wir ihn hier kennen, vorsieht, sollte man sich überlegen, wie die
Budgetansätze klarer und vor allem für den Bürger leichter verständlich werden.
Trotz regelmäßiger Verkündung, dass das Budget im Rahmen des
Rechnungsabschlusses um X Prozent, nämlich meist mehr als 5 Prozent
überzogen wird, obwohl das Budget in regelmäßigen Abständen um Y, meist auch um
etwas mehr als 5 Prozent erhöht wird, gibt es eine Reihe von
Kultureinrichtungen, die im nächsten Jahr nichts mehr oder weniger erhalten.
Die Budgetformel der Sozialdemokraten lautet: Vorjahr
plus ein paar mehr Millionen mehr zum Ausgeben, wofür, ist sekundär. Wie wäre
es einmal, damit zu sparen, dann könnte man vielen Wienerinnen und Wienern eine
ganze Reihe von Gebührenerhöhungen ersparen. Die Stadt dreht kräftig an der
Gebühren- und Tarifschraube, ist Preistreiber ersten Ranges, gegen den sich die
Bürgerinnen und Bürger nur in der Wahlzelle wehren können. Mit der
Dynamisierung der Tarife und Gebühren schröpft die Stadt Wien nochmals kräftig
die Bürger zum finanziellen Aderlass, und dies dafür noch regelmäßiger als
bisher.
Ich möchte einige dieser Institutionen, die trotz
Gesamterhöhung des Kulturbudgets, nicht mehr bekommen, aufzählen: Die
Filmförderung für den Filmfonds Wien, der rund 8 Millionen EUR
bekommt, die Festwochen, die im Budget immer mit 9,811 Millionen EUR
gleich bleiben und regelmäßig mehr bekommen, hier wird schon beim Budgetansatz
nicht die Wahrheit gesagt, oder die Kinoförderung mit 300 000 EUR,
die nicht valorisiert wird, oder das Wien Museum, das einen wesentlich höheren
Finanzbedarf hätte, oder die Bezirksmuseen, die heuer Dank Einmalaktivitäten
einen Zuschuss erhalten haben, den Tag der Bezirksmuseen am 25. März
nämlich, der Ansatz ist jedoch gleich geblieben, oder die Altstadterhaltung,
dazu haben wir heute schon gesprochen.
Für diese Liste ließen sich endlose Beispiele finden.
Aber für mich ist nicht nur die fehlende Budgetklarheit bedenklich, es gibt
auch viele zum Teil offene Entscheidungen, die keinen Niederschlag im Budget finden.
Eine Vienna Filmcommission, die in die Nähe rückt, von der man weiß, was sie
kosten wird, findet keinen Niederschlag im Budget. Zum Thema Film und Kino
möchte ich nicht allzu viel sagen, da für mich viele Baustellen offen sind: die
Zukunft des Gartenbaukinos, wo die Mietkosten ungebremst steigen und wo Hans
Hurch, der Leiter der Viennale, von einem Umbauprojekt in der Höhe von
5 Millionen EUR gesprochen hat. Auch die Entscheidung für die
Bebauung des Augartenspitzes für Wien ist von größter Wichtigkeit. Eine
Institution wie die Sängerknaben warten ebenso auf die Entscheidung wie das
Filmarchiv. Pikant darf ich darstellen, dass sich der Herr Bürgermeister für
das Sängerknaben-Programm ausspricht und der Kulturstadtrat das
Filmarchiv-Projekt unterstützt.
Wien als Filmstandort sowohl für die Filmschaffenden
als auch für die Kinos hat abgedankt. Andere Städte sind besser und schneller.
Eine Viennale ist zu wenig. Im Zusammenhang mit einer Vienna Filmcommission
darf ich erwähnen, dass der Standortwettbewerb mit den umliegenden EU-Ländern
immer härter wird. Erst vor Kurzem ist in der Nähe von Budapest ein
ultramodernes Filmstudio mit mehr als 15 000 m² gebaut und eröffnet
worden – zu Lasten von Prag, aber vor allem zu Lasten von Wien als Drehort.
In dem Zusammenhang möchte ich einen Beschlussantrag
vom Kollegen Wolf und mir betreffend Erstellung eines Konzeptes für die Kino-
und Filmförderung in Wien einbringen. Die Förderung und Weiterentwicklung der
Wiener Kino- und Filmförderung erfolgt derzeit nicht aus einer Hand. In diesem
Zusammenhang wird von Experten und Beobachtern immer wieder der Vorwurf der
unkoordinierten Vorgangsweise geäußert. Die verschiedenen, auch überlappenden
Aspekte im Bereich der Kino- und Filmlandschaft scheinen im Rahmen der städtischen
Kino- und Filmförderung derzeit auch nicht entsprechend berücksichtigt zu
werden. Dabei liegt gerade in der Kino- und Filmförderung ein großes Potenzial,
um Wiens Rolle als europäische und internationale Stadt zu stärken und sein
Profil als Kulturmetropole zu schärfen. Wir stellen daher den Beschlussantrag:
„Der amtsführende Stadtrat für
Kultur und Wissenschaft möge zwecks Steuerung und Weiterentwicklung der Wiener
Kino- und Filmlandschaft ein umfassendes Konzept zur Kino- und Filmförderung
erarbeiten lassen. Das Konzept soll folgende Punkte enthalten: Zielzahlen
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