Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 120
Was sind die Indikatoren für ein gutes Budget? Wird dieser Budgetvoranschlag mehr Menschen vor Armut beschützen als in der Vergangenheit? Sieht man sich die Zahlen tatsächlich an: Nein, weil all jene, die schon jetzt Sozialhilfe beziehen, sind nicht wirklich vor Armut geschützt. Sie sind armutsgefährdet, mit der ganz starken Tendenz, tatsächlich die Armut zu verfestigen. Verstärkte Ausgaben im Bereich der Sozialhilfe zeigen nichts anderes, als dass die Stadt Wien davon ausgeht, dass noch mehr Menschen von Armut betroffen sein werden, und es gibt nicht wirklich die zentralen Projekte, die dem gegensteuern. Es stimmt, mit den vorhandenen Mitteln versucht die Stadt Wien tatsächlich, zumindest im Rahmen der Sozialhilfe ein bisschen mehr zur Verfügung zu stellen. Das hilft den Menschen über die schlimmste Not hinweg, es hilft ihnen aber nicht aus der Armut.
Reden wir über Bildung! Sie reden über die
Bildungsmilliarde. Reden wir über 60 Millionen EUR mehr.
24 Millionen EUR davon kommen vom Bund zusätzlich für die
Landeslehrer. Nicht weil sich das Lehrer/Schüler-Verhältnis verändert, sondern
weil man Gott sei Dank den Lehrern und Lehrerinnen auch einmal ein bisschen
eine Lohnerhöhung zugesteht, ohnehin eine minimale. 24 Millionen EUR
gleich einmal abgezogen; da bleibt schon viel weniger. Der Rest von dem
gesamten Ansatz ist weniger als die Inflationsabgeltung plus – und das
stimmt – die Schulsanierung, die längst überfällig ist, wofür
22 Millionen EUR im Budget für diesen Punkt stehen und was die
Bezirke, sofern sie die gesamte Summe ausschöpfen wollen, tatsächlich in die
Armut stürzt – nämlich auch die Bezirke! Und da ist dann kein Platz mehr
für sinnvolle Aktivitäten im Bereich der Planung, der Stadtentwicklung, andere
Unterstützungen im Bereich der Kindergärten, im Bereich der Schulen, denn alles
wird für die Schulsanierung im Großen und Ganzen draufgehen. – So ist das
mit einem Budget der Mangelverwaltung.
Zu sagen, wir haben ein Milliardenbudget im Bereich
der Bildung, ohne tatsächlich darauf hinzuweisen, dass das im Endeffekt
ebenfalls nur eine Fortschreibung darstellt, ist meines Erachtens nach
unseriös, ebenso unseriös wie die Darstellung des Kollegen Oxonitsch betreffend
die Bezirksfinanzen.
Im Bereich der Wirtschaftsförderung – meine
Kollegin Maria Vassilakou hat das schon gesagt – wird ein großer Anstieg
dargestellt. Wir haben im Ansatz 7822, glaube ich, knapp
98 Millionen EUR stehen. Was ist das innovativste Einzelprojekt mit
42 Millionen EUR? „Furchtbar" innovativ! Wohnsammelgaragen! Das
ist ja wirklich „gigantisch"! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Stellen wir es
auch in einen Bezug. Eine Wohnsammelgarage mit knapp 300 Stellplätzen, bis
dorthin wird ja in Hinkunft gefördert, kann mit 5,5 Millionen EUR in
Zukunft gefördert werden. Das wird je nach Auslastung möglicherweise mit
maximal 15 Prozent zurückgezahlt. Anzunehmen ist, dass im Sinne des Wertes
des gegebenen Darlehens um 30 Prozent zurückgezahlt werden.
Nehmen wir einen konkreten Bezirk her! Nehmen wir den
4., den 5., den 8., den 7., den 1. Bezirk, ganz egal! Wir wissen alle, was
die Aufgaben der Bezirke sind. Wenn in einem dieser Bezirke, die ich genannt
habe, eine Garage gebaut wird, erhalten diese Bezirke, erhält der Garagenbetreiber
eine höhere Subvention für den Bau von 300 Stellplätzen, als der gesamte
Bezirk für die Instandhaltung der Pflichtschulen, der Kindergärten und so
weiter und so fort erhält – für alle Bezirksaufgaben! Das ist Ihre Politik? Und
dann reden Sie ernsthaft von Dezentralisierung auf der einen Seite und
andererseits von Wirtschaftsförderung? Wien stellt sich irrsinnig gerne als
innovatives Modell dar. Das innovativste bleibt die Parkgarage. Bumm!
(Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Sehr geehrte Frau StRin Brauner! Ich glaube, es gibt
auch andere Möglichkeiten, Geld zu versenken. Man muss es nicht unter der Erde
vergraben, man könnte damit wirklich hervorragende Projekte – eines hat
Kollegin Maria Vassilakou genannt –, zum Beispiel Gratis-Kindergärten
finanzieren. Aber wir könnten auch zusätzlich zum vereinbarten
Lehrer/Schüler-Schlüssel tatsächlich mehr Lehrer und Lehrerinnen in unseren
Pflichtschulen anstellen. Wir können für den Umweltbereich mehr tun. Nein, wir
vergraben das Geld. Vielleicht gräbt es ja irgendwann irgendjemand auch wieder
aus.
Kommen wir tatsächlich zu einem letzten Punkt noch,
denn spätestens beim Tagesordnungspunkt, der zur Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke zugehörig ist, bleibt ja noch Zeit,
auf andere Punkte einzugehen, zum Punkt Fonds Soziales Wien. Wir haben über die
vergangenen drei Jahre seit der Ausgliederung immer wieder kritisiert, dass das
Budget des Fonds Soziales Wien nicht rechtzeitig vorliegt, auch beim
Rechnungsabschluss war das der Fall. Wider Erwarten habe ich tatsächlich
diesmal am Freitag einen Link gefunden zum Budgetvoranschlag des Fonds Soziales
Wien. Dann habe ich mir gedacht: Was ist das? Da stehen ein paar Zahlen ohne
irgendeinen näheren Bezug, um etwas nachvollziehen zu können, grob summiert in die
Hunderte an Millionen. Frau Stadträtin! Dann lassen Sie es gleich bleiben! Das
ist dann nicht notwendig. Das ist dann nämlich wirklich nicht notwendig, denn
es verblendet nur und vermittelt den Eindruck, als hätten Sie es uns gegeben.
Und das haben Sie nicht, denn mit solchen Zahlen, mit so einem
Budgetvoranschlag, wie es der FSW momentan abliefert, kann man ohne davor
stattfindende Diskussion und möglicherweise auch nach stattfindender
Diskussion, weil es wahrscheinlich notwendig wäre, darüber sehr viel zu
diskutieren, nicht wirklich etwas anfangen.
Man könnte jetzt noch viele
Minuten weiterreden. Jetzt habe ich doch viel länger gebraucht, als ich
geglaubt habe. Ein Letztes erlaube ich mir, noch zu sagen, gerade angesichts
unserer letzten Diskussion im Kontrollausschuss, ohne dabei über einzelne
Punkte ein Wort zu verlieren. Sie loben sich so, dass Sie alles mit demselben
Personalstand bewältigen und dass es so super ist. Und gerade im letzten
Kontrollausschuss hat das Kontrollamt zum Beispiel – ich greife
voraus – im Bereich der Sozialpädagogen festgestellt, dass es einfach
notwendig ist, manchmal in Personal zu investieren,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular