Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 120
unabhängig davon, wer in der Bundesregierung sitzt, der Wiener Arbeitsmarkt ist Schlusslicht, war Schlusslicht, und es wäre hoch an der Zeit, dass diese Dinge nicht so bleiben.
Der Anstieg der vorgemerkten Arbeitslosen hat ja
ebenfalls in Wien einen ganz gravierenden und bedauerlichen Mittelpunkt. Wien
hat, was die vorgemerkten Arbeitslosen betrifft, eine Veränderung von plus
9 608 Arbeitsplätzen. In allen anderen Bundesländern zusammen sind es nur
769. Das heißt also, bei einem Plus von fast 10 000 Arbeitslosen entfallen
93 Prozent dieser Arbeitslosen ganz Österreichs allein auf Wien, was
natürlich eine schreckliche Durchschnittsquote darstellt. Das deckt sich
natürlich auch mit der Arbeitslosenquote, die auf Bundesländerdurchschnitt
5,3 Prozent, in Österreich 5,7 Prozent und in Wien 7,9 Prozent
beträgt.
Ein Punkt noch, der angesprochen werden muss: Die
neuen Arbeitsplätze werden überwiegend mit Ausländern besetzt. Wir haben hier
einen Zuzug von ausländischen Beschäftigten von 4,3 Prozent. Denen steht
ein Anfall der Inländer, die einen neuen Arbeitsplatz bekommen haben, von nur
0,6 Prozent gegenüber. Das heißt also, von rund
9 300 Arbeitsplätzen, die neu geschaffen wurden, wurden 5 300
mit Ausländern besetzt, und nur der Rest ist für die Inländer geblieben. Das
heißt, es gibt einen Verdrängungswettbewerb, der zu Gunsten der ausländischen
Beschäftigten hier offensichtlich erfolgt, wobei man auch feststellen muss,
dass diese Verdrängung nicht nur zu Ungunsten der Inländer durch Ausländer
erfolgt, sondern dass offensichtlich auf Grund der hohen
Ausländerarbeitslosigkeit in dieser Stadt auch ein Verdrängungswettbewerb unter
den Ausländern selbst erfolgt, was sich ja auch mit der Meinung der Frau StRin
Cortolezis-Schlager insofern deckt, als sie heute in der „Kronen Zeitung"
darauf hinweist, dass die mangelnden Sprachkenntnisse einen klareren Weg ins
AMS darstellen.
Ich darf aber auch feststellen, dass im
Lehrlingsbereich Wien Schlusslicht ist, trotz der Lobeshymnen, die wir gerade
gehört haben. Das Verhältnis ist eben 5 zu 1, während in Vorarlberg
und Oberösterreich gezeigt wird, wie es anders geht. In Oberösterreich gibt es
mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende, in Wien ist das natürlich
genau umgekehrt.
Ich darf noch als letzten Hinweis etwas sagen: Wir
haben auch festgestellt – auch das ist von Herrn Oxonitsch hervorgehoben
worden –, dass Wien bei den Werten des Lebensgefühls eine herausragende
Stellung hat. Meine Damen und Herren, es ist gar keine Frage, dass das richtig
ist. Was das Lebensgefühl, die Lebensqualität betrifft, ist es keine Frage,
dass wir alle gerne in Wien leben und dass es sich auch wirklich lohnt, in Wien
zu leben.
Aber Wien geht international als Wirtschaftsstandort
zurück. Das ist leider eindeutig und klar festzustellen. Wien hat sowieso in
diesem Punkt nicht so einen hervorragenden Rang gehabt. Wien war 1990 auf dem
20. Rang nach einer Studie von Cushman betreffend European Cities Monitor
und 2006 war es auf Rang 23, heute ist es nur mehr auf Rang 24. Das
Interessante daran ist, dass nicht nur London, Paris, Frankfurt die
Spitzenplätze einnehmen, sondern dass es in der Zwischenzeit so ist, dass die
ehemaligen Städte des Ostblocks uns sehr wohl vorausgerutscht sind. Prag hat
heute den 14. Platz inne, und auch Warschau ist am 19. Platz,
Budapest ist einen Platz vor uns, am 23. Platz. Das heißt, Wien hat hier,
was die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes betrifft, ganz eindeutig Defizite
und hat diese bis heute nicht behoben.
Seit 1990 ist dieser Weg vorgezeichnet, er geht leider
bergab, und die sozialdemokratische Politik in Wien sorgt dafür, dass dieser
Weg nicht ins Gegenteil gewendet wird. Gleichzeitig muss man feststellen, dass
durch die Zuwanderungspolitik, vor allem durch die Zuwanderung unqualifizierter
Arbeitskräfte nach Wien ein großer Nachteil für den Standortfaktor gegeben ist,
weil eben Wien, auch, was das Beurteilen des qualifizierten Personals betrifft,
vom 24. auf den 30. Platz zurückgefallen ist.
Meine Damen und Herren, wir haben eine ganze Fülle
von Themen in der Zwischenzeit gehört, von den Oppositionsparteien und von uns
als freiheitlicher Oppositionspartei, ich kann daher zum Schluss kommen: Die
verantwortlichen Sozialdemokraten haben nichts getan, dass Wien die gute
Konjunktur, die Hochkonjunktur wirklich zukunftsorientiert genutzt hätte. Es
zeichnet sich auch keine Entwicklung in der Zukunft ab. Das erste Budget der
Frau VBgmin Brauner hat hier auch keine Anstöße gebracht. Meine Damen und
Herren, für uns Freiheitlichen ist es keine Frage, dass wir den Voranschlag 2008
ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Stadträtin!
Ich werde mich insofern meinen Vorrednern und
Vorrednerinnen anschließen, dass auch ich versuchen werde, es in der gebotenen
Kürze zu machen. Es freut mich ja, dass bislang die bisherige
Voranschlagsdebatte nicht in langatmigen, in endlosen Elaboraten endet.
Ich möchte aber beginnen mit der Rede vom Kollegen
Oxonitsch zu den Bezirken. Wenn alles so seriös ist, was den Budgetvoranschlag
betrifft, wie die Wortmeldung des Kollegen Oxonitsch zu den Bezirken, dann,
meine sehr geehrten Damen und Herren, ist es sehr traurig um den
Budgetvoranschlag bestellt. Ich werde es Ihnen jetzt kurz nachweisen.
Christian Oxonitsch hat gesagt: Im
Jahr 1998 betrug das Budget der Gemeinde Wien 9,1 Milliarden EUR
einnahmenseitig und 10,5 Milliarden EUR sind es jetzt einnahmenseitig,
in den Bezirken sind dies 140 Millionen EUR und
153 Millionen EUR. Er versuchte nachzuweisen, dass das in etwa
derselbe Anstieg ist. Kollege Oxonitsch, das ist unseriös! Ich habe mir jetzt
die Mühe gemacht, einen kurzen Blick ins Budget, Rechnungsabschluss 1998
zu werfen. Sie vergessen, dass unter dem damaligen Posten Wiener Wohnen mehr
als 1 Milliarde EUR an Einnahmen verbucht waren, die
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