Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 82
Stadtrat, haben dieses Ressort übernommen und bereits
begonnen, eine Bestandsaufnahme zu machen. Nehmen Sie die Probleme ernst und
machen Sie nicht den Fehler Ihres Vorgängers, nur durch bloße Medienpräsenz die
Schwierigkeiten, in denen der soziale Wohnbau steckt, zu vertuschen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Ich danke der Frau Gemeinderätin für die Begründung.
Zur Beantwortung der Dringlichen
Anfrage hat sich der Herr amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Werte Gemeinderätin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der geförderte Wohnbau in Wien hat einen zweifellos
internationalen Ruf. Aus diesem Grund kommen viele Delegationen, auch aus
anderen Großstädten, nach Wien, um sich anzusehen, wie es in einer sehr
attraktiven Stadt wie Wien dennoch möglich ist, leistbaren Wohnraum zur
Verfügung zu stellen, der auch allen ästhetischen Kriterien der Architektur
gerecht wird. Es ist dennoch möglich, obwohl Wien in allen internationalen
Rankings ganz an der Spitze steht, was die Lebensqualität betrifft, dass die
Mieten in unserer Stadt, verglichen mit anderen europäischen Städten, deutlich
darunter liegen. Beispielsweise sind die Mieten in Wien in etwa um
40 Prozent geringer als in München und in Zürich. Aber sie sind
beispielsweise im Durchschnitt sogar geringer als in der Stadt Bratislava, wo
man eigentlich annehmen sollte, dass es möglich ist, günstigere Mieten
anzubieten.
Das heißt, es ist uns in den letzten Jahren und
Jahrzehnten zweifellos gelungen, in dieser immer stärker und attraktiver
werdenden Stadt dennoch die Höhe der Mieten zu stabilisieren und gleichzeitig
auch für eine soziale Durchmischung in der Stadt zu sorgen. Diesen Bereich
erachte ich gerade auch unter dem Gesichtspunkt unserer Reise, die wir im
Rahmen des Wohnbauausschusses durchgeführt haben und die uns nach Paris und
Lyon geführt hat, für besonders wichtig, nämlich darauf zu achten, dass man die
Stadt als Ganzes sieht und auch den Anspruch einer sozialen Durchmischung in
der Stadt unter allen gegebenen Mietverhältnissen betrachtet. Das gilt für die
220 000 Gemeindewohnungen, die wir in unserer Stadt haben, die wir
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Laufe der jahrzehntelangen
Geschichte entwickelt haben, gilt für den geförderten Wohnbau, gilt aber
genauso auch für die privaten Miethäuser, die wir jetzt mit einer sehr großen
zusätzlichen finanziellen Kraftanstrengung sanieren und wo wir auch versuchen,
in diesen Stadtteilen eine soziale Durchmischung zu bewirken.
Das Attraktive an Wien ist zweifellos, dass man an
der Wohnadresse nicht erkennen kann, welchen sozialen oder wirtschaftlichen
Status ein Mieter oder eine Mieterin hat. Das ist in anderen Städten ganz
anders. Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, mit unseren
Maßnahmen diese Situation, die in anderen Städten herrscht, zu verhindern.
Frau GRin Frank, weil Sie gerade im mündlichen
Einreferieren die aktive Mietermitbestimmung gefordert haben, glaube ich doch
stolz sagen zu können, dass wir in Wien ein Mietermitbestimmungsstatut haben,
das dem internationalen Vergleich nicht nur Stand hält, sondern wirklich
absolut an der Spitze steht. Wir haben uns als Stadt Wien mit diesem
Mietermitbestimmungsstatut, das für alle städtischen Wohnhausanlagen gilt, auch
sehr stark gebunden. Es ist, wenn man so will, ein sehr starkes Zugeständnis an
die Mieterinnen und Mieter, das es in dieser Form und in dieser Vehemenz in
anderen Mietverhältnissen nicht gibt, weder im privaten Wohnbau noch in den
Genossenschaftseinrichtungen noch in anderen Formen des Wohnbaus. Ich glaube,
dass die Stadt Wien und Wiener Wohnen hier einen besonders weiten Schritt in
Richtung Mietermitbestimmung gegangen sind.
Ich denke, dass wir in Zukunft zweifellos noch weitere Schritte machen müssen, um dieses Mietermitbestimmungsstatut vielleicht noch stärker als bisher auch mit Leben zu erfüllen. Das ist der Grund dafür, das ich Ende Mai auch alle Mieterbeiräte ins Rathaus eingeladen habe, um sie nicht nur kennen zu lernen, sondern mit ihnen auch darüber zu diskutieren, wie man Verbesserungen im Mietermitbestimmungsstatut bewirken kann. Wir haben ausgehend von diesem Treffen auch bereits eine ganze Reihe von Veränderungen vorgenommen. Ein Punkt ist ein Informationspaket, das wir den Mieterbeiräten gegeben haben. Wir haben derzeit gerade eine Schulungsreihe im Laufen, wo wir den Mieterbeiräten die Möglichkeit bieten, sich laufend zu qualifizieren, und zwar von juristischen Fragen bis zu technischen Angelegenheiten, aber auch zu rein praktischen Fragen, wie man zum Beispiel möglichst effizient eine Betriebskostenabrechnung liest und vieles andere mehr. Wir wollen den Mieterbeiräten auch bei vielen administrativen und organisatorischen Fragen, die sie in ihrer Funktion zu lösen haben, zur Hand gehen, wenn sie das wollen, und sind auch bestrebt, die Anzahl der Mieterbeiräte laufend zu erhöhen.
Das war auch eines meiner Ansinnen im Rahmen der
Gemeindebau-Tour, die mich in den letzten Wochen durch sehr viele Bezirke in
Wien geführt hat und wo ich ganz gezielt versucht habe, engagierte Mieterinnen
und Mieter anzusprechen und sie als Mieterbeirat zu gewinnen. Das haben einige
auch angenommen und das ist für mich ein schönes Zeichen dafür, dass viele
Bewohnerinnen und Bewohner in den Gemeindebauanlagen durchaus bereit sind, sich
aktiv einzubringen. Das werden wir unterstützen. Ich denke, dass uns das
Mietermitbestimmungsstatut diese Möglichkeit bietet. Das möchte ich in Zukunft
noch stärker mit Leben erfüllen und ich bin zuversichtlich, dass das auch von
den Mieterinnen und Mietern so angenommen wird.
Aber ich möchte jetzt zu Ihrer Anfrage kommen und sie
Punkt für Punkt beantworten.
Ich beginne gleich mit
Punkt 1: Im Zusammenleben von Menschen gibt es natürlich immer
Auffassungsunterschiede, die keine Besonderheit des Gemeindebaus
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