Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 82
gezogen wird, und es ist wichtig, dass wir den
Wirtschaftsstandort Wien auch für die Zukunft erhalten. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Ekkamp Ich erteile es ihm.
GR Franz Ekkamp (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Ich denke, die Debatte um die Valorisierung der
Gebühren für Kanal, Wasser und Müllentsorgung und um die Parkgebühren ist zur
Generaldebatte oder Schwerpunktdebatte auserwählt worden. Daher ist es natürlich
legitim, dass man auch über vieles anderes redet. Ich hätte mir heute aber
gewünscht, dass man ein bisschen mehr zum Thema redet, weil oft kritisiert
wurde, dass man sich zu wenig mit Gebührenanpassungen oder –erhöhungen
beschäftigt. Mein Vorredner hat sich jetzt sehr intensiv damit beschäftigt, die
anderen Kolleginnen und Kollegen dafür ein bisschen weniger.
Wir haben das schon sehr lange diskutiert – in
einer Dringlichen Anfrage, in der Aktuellen Stunde, bei der Diskussion zur
Gesetzesvorlage im Landtag. Allerdings muss ich feststellen, dass mir heute
keine neuen Argumente aufgefallen sind.
Aufgefallen ist mir aber, dass offenbar rübergekommen
sein dürfte, wie das Ganze mit Kameralistik und Kostenrechnung zusammenhängt;
daher wurden anscheinend einige Punkte nicht mehr angesprochen. Nach wie vor
wird jedoch zwar vielleicht nicht mit falschen, aber mit unerklärlichen Zahlen
argumentiert: So werden etwa irgendwelche Statistiken betreffend andere Städte
gebracht, die einem Vergleich aber nicht standhalten können. Leider gelingt es
der Opposition nicht, wenn man über Gebühren und Abgaben redet, wirklich
treffende Vergleiche mit anderen Städten zu bringen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! In einem Punkt
gibt es, glaube ich, Konsens, dass nämlich die Dienstleistungen einer Stadt wie
Wien, die qualitativ einen sehr hohen Standard haben, auch finanziert werden
müssen. Und die Wienerinnen und Wiener anerkennen die hohe Qualität unserer
Dienstleistungen im Bereich der Daseinsvorsorge.
Ich erwähne jetzt zum Beispiel die Wasserversorgung,
weil gesagt wurde, dass man da nicht viel sparen kann. – Ich meine, sparen
kann man immer, also auch beim Wasser, wenn man es vernünftig einsetzt! Ich
frage aber jetzt – denn das hat mir heute gefehlt –: Wo gibt es noch
Millionenstädte, die ihren Bewohnerinnen und Bewohnern Trinkwasser in höchster
Qualität um diesen Preis anbieten?
Betreffend Müllabfuhr und Wasserentsorgung ist,
glaube ich, schon diskutiert worden, welch hohen Standard diese haben.
Gebührenerhöhungen oder –anpassungen sind von einer
Regierung oder einer Regierungsfraktion – wie im Bund – nicht einfach
zu verkünden. Lieber sagt man natürlich, dass nichts teurer wird. Das kommt
immer besser an. Einnahmen sind aber notwendig, um die Leistungsstandards zu
sichern beziehungsweise – wie wir es auch in Wien tun – diese auch
auszubauen oder gewisse Lenkungseffekte zu erzielen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man sollte
ehrlich sein zu den Menschen: Wer behauptet, Qualität der Dienstleistungen im
Zusammenhang mit Daseinsvorsorge gibt es zum Nulltarif, betreibt eine Politik
der Unredlichkeit, und diese lehnen wir Sozialdemokraten in Wien entschieden
ab! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir wissen es aus der Vergangenheit, und da braucht
man nur die Medien aufmerksam zu lesen und sich bei den Menschen in dieser
Stadt umzuhören: Starke Erhöhungen stoßen auf wenig Verständnis bei der
Bevölkerung. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn man dann in die
Menschen – wie ich schon angedeutet habe – hinein hört, stellt man
fest, dass sie der Auffassung sind, dass man in kleineren Tranchen erhöhen
sollte, denn – das sage ich jetzt unter Apostroph – das spürt man
nicht so. Das ist de facto ein Wunsch der Menschen nicht nur in dieser Stadt,
sondern generell.
Ich verstehe natürlich auch die Opposition, wenn wir
heute hier einen gewissen Mechanismus beschließen, der sich auf 3 Prozent
bezieht. Ich gebe gerne zu, dass man auch über 5 Prozent reden kann, diese
3 Prozent sind ja nicht in Stein gemeißelt, wie die Frau Finanzstadträtin
das letzte Mal gesagt hat. Ich verstehe aber, wie gesagt, die Opposition, wenn
ihr somit die Plattform für einen Aufschrei entzogen wird. Wir hören aber
lieber auf die Menschen als auf die Befindlichkeit der Opposition, meine sehr
verehrten Damen und Herren! Und Kollegen Oxonitsch hat heute schon gesagt: Was
im Bund gut ist, kann für die Stadt Wien nicht schlecht sein. (GR Christian
Oxonitsch: Es ist auch im Bund nicht gut!)
Ich erinnere nur an die Verordnung vom 15. Juni,
die mit 1. Juli Gültigkeit erlangt hat, dass diese Praxis genauso
durchgeführt wird. Da vermisse ich natürlich auch den Aufschrei der
Volkspartei! Ich habe es vorher schon gesagt: Wenn es eine Partei gibt, die
immer behauptet, sie komme ohne Gebührenanpassungen aus, dann ist es die ÖVP.
Es wurde auch so von einem Redner der Grünen Fraktion
dargestellt: Die Einnahmen sprudeln, es hat ein toller Finanzausgleich
stattgefunden. – Ja. Die Finanzausgleichsverhandlungen waren gut, und ich
richte daher ein Dankeschön an Frau Finanzstadträtin Brauner. Aber auch
Bundeseinnahmen sprudeln derzeit, keine Frage. Wir haben derzeit eine
Hochkonjunktur. Was aber geschieht, wenn diese nicht mehr so sprudeln? Dann
werden wir relativ rasch an einen Engpass bei der Finanzierung gewisser Dienstleistungen
herankommen.
Ich verweise auch – wie heute schon erwähnt
wurde – auf Mieten und Pachten, bei denen das System der Indexanpassung
seit Jahren erfolgreich praktiziert wird.
Es wurde heute auch wiederum die Gebührenlawine in
Wien angesprochen, und da wird natürlich oft auch mit unterschiedlichen Zahlen
hantiert. Ein Redner sagt, es sind 20 Prozent, der andere sagt, es sind
50 Prozent. – Da kann man sich ja ausmalen, wie korrekt diese Angaben
sind!
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