Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 82
Kollegin, vielleicht vergeht Ihnen da das Lachen,
oder wollen Sie das auch bestreiten? So schaut es aus in den Wiener Schulen.
Wien macht Schule, Ruinen haben wir, die machen Schule. So schaut es aus, Frau
Kollegin, Mobbing. Sie können sich im Internet anschauen die verschiedenen
Gewaltszenen, die in Schulen aufgenommen wurden, Sauforgien, und so weiter.
Ein Drittel unserer Schulanfänger versteht die Lehrer
nicht. Ja, bitte, wie sollen die Bildung vermitteln, wenn Sie kein
Zugangssystem wollen, das die deutsche Sprache voraussetzt, weil es Ihnen
ideologisch nicht ins Konzept passt? Dann wundern Sie sich, wenn die
Schulabgänger so dastehen, dass sie in der Wirtschaft nicht gebraucht werden
können, weil sie die Grundprinzipien und die wichtigsten Kulturtechniken nicht
beherrschen. Sie können nicht rechnen, sie können nicht lesen, und sie können
nicht schreiben.
Jetzt frage ich Sie: Was soll die Wirtschaft mit
diesen Leuten. Das werden Leute sein, die wir mehr oder weniger – wenn sie
nicht ohnehin in die Kriminalität abrutschen – bis zu ihrem Lebensende erhalten
müssen, die höchstens Hilfsarbeiterjobs annehmen können. Und das verantworten
Sie mit Ihrem falschen Schulsystem. Das falsche Schulsystem beginnt, weil Sie
nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass unsere Schulen primär unter einem
leiden, unter einem Kulturschock, den sie nicht verkraften. (Beifall bei der
FPÖ.) Die großen Gegensätze der hier Eintretenden machen das Problem in
Wirklichkeit aus, weil Sie aus ideologischen Gründen nicht annehmen wollen,
dass die Kinder zuerst die Grundsprache des Landes, in der sie unterrichtet
werden sollen, erlernen müssten. Es wäre doch nichts dabei, hier eine
vernünftige Einstiegsprüfung jedem Schulbesuch voranzustellen, denn wie soll in
einer Klasse, wo mindestens ein Drittel den Lehrer oder Lehrerin nicht
versteht, ein vernünftiger Unterricht erfolgen, Herr Kollege Vettermann. Wie
soll das funktionieren? (GR Heinz Vettermann: Zuerst die Muttersprache, dann
Deutsch, dann verstehen sie alles.) Die Muttersprache soll er zu Hause lernen,
wenn er darauf ... (GRin Barbara Novak zu GR Heinz Vettermann: Das
versteht er ja nicht!) Abgesehen davon, was ist denn die Muttersprache? Will er
ein Österreicher werden oder will er es nicht werden? Und wenn er Österreicher
werden will, dann soll er Deutsch lernen und soll das als seine Heimatsprache
beherrschen, das ist es. (Beifall bei der FPÖ. – GR Heinz Vettermann: Das ist
zum Verzweifeln!) Und wenn Sie eine Schulklasse haben mit Kindern aus fünf
verschiedenen Nationalen, ja was wollen Sie dann machen? Ein
Dolmetscher-Kollegium einsetzen wie bei den Vereinten Nationen oder bei der EU,
wo die ohnehin aneinander vorbei reden? Das ist doch nicht realistisch. Das
müssten doch sogar Sie, Herr Kollege Vettermann, erkennen, dass das nicht
funktionieren kann. Sie liefern hier einen verzweifelten Klassenkampf in Wien.
Sie wollen versuchen abzulenken, indem Sie sagen, dass die Kinder nicht die
Möglichkeit haben, alle Studienbereiche zu erlernen.
Schauen Sie Ihren Bundeskanzler an, auch er kommt aus
Arbeiterverhältnissen. Ich kann sagen, ich komme auch aus einer Familie, die
alles andere als begütert war, auch ich habe die Möglichkeit schon vor 40 Jahren
gehabt, eine ordentliche Ausbildung zu machen. Es ist nur die Frage, ob man es
will, und ob man auch die Sprache kann. Die habe ich Gott sei Dank beherrscht,
denn das ist in erster Linie die Voraussetzung. In Österreich kann heute
wirklich jeder studieren, wenn er die geistigen Voraussetzungen mitbringt. Und
Sie versuchen abzulenken auf einen Klassenkampf. (GRin Barbara Novak: Sie haben
gar keine Ahnung!) In Wirklichkeit herrscht an unseren Schulen ein Kulturkampf.
Ja, ich weiß, Sie wissen alles und alle anderen haben keine Ahnung, Sie haben
die Weisheit mit dem Löffel gefressen, Frau Kollegin, aber so ist es nicht in
Wirklichkeit.
Abgesehen davon, unsere Stadtschulratspräsidentin
soll sich weiterbilden, Frau Kollegin, sie prüft sich dauernd, sie sollte wegen
Schwänzens der wichtigen Debatten bestraft werden und nachsitzen, das ist die
Realität hier. (Beifall bei der FPÖ. – GRin Barbara Novak: Strafen, Nachsitzen
und so weiter!) Nun, Sie können noch so auf den Tisch hauen, Frau Kollegin, Sie
wissen selbst, dass Ihre Schulpolitik in die Hosen gegangen ist. Sie werden
damit nichts erreichen, weil das, was Sie wollen, in Wirklichkeit nur noch eine
weitere Verschlechterung der Situation unserer Kinder bringen würde. Sie
predigen Klassenkampf statt Verbesserung. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Frau StRin Mag
Cortolezis-Schlager, auch Stadträte müssen sich an die Geschäftsordnung halten
und dürfen Mitglieder des Gemeinderats nicht der Lüge bezichtigen. Für die
Äußerung gegenüber Kollegen Vettermann erteile ich Ihnen hiermit einen
Ordnungsruf. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager lacht.) Ich weiß es
ohnedies, dass Sie das nicht ernst nehmen, aber es muss der Ordnung halber
gesagt werden. (GR Franz Ekkamp: Das ist der Respekt der Vorsitzenden
gegenüber!)
Die nächste Rednerin am Wort ist Frau GRin Mag
Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Verehrte Damen und Herren!
Zunächst, Kollege Jung, eine fachliche Korrektur,
wenn Sie so möchten. Nur damit Sie wissen, was Muttersprache ist. Muttersprache
ist jene Sprache, die ein Kind als erstes zu Hause lernt, und es ist die
Sprache, die die Eltern sprechen. Es ist so, wie gesagt, das ist ein
Fachausdruck aus der Wissenschaft, das kann die ÖVP auch nicht ändern, und
somit können Sie eine Muttersprache Deutsch, egal, was Sie tun, ganz einfach
nicht verordnen. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist richtig, aber nicht bei der
nächsten Generation!) Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass in Wien an die 200 Muttersprachen
gesprochen werden, und das ist gut so. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin
Nurten Yilmaz.)
Nichtsdestotrotz möchte ich auf
den Bereich Schule im Allgemeinen zu sprechen kommen und hier muss ich auch
feststellen, dass wir es mit einer Debatte zu tun haben, einer politischen
Debatte, die wieder einmal zeigt,
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