Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 82
Aber, zunächst einmal, fünf Minuten sind kurz und so
sage ich kurz zusammengefasst, was die Grünen
wollen. Ich wiederhole es: Wir Grünen
wollen eine Gesamtschule, und zwar nicht irgendeine, sondern die beste
Gesamtschule der Welt. Und diese beste Gesamtschule der Welt kann man machen,
denn es gibt auf der ganzen Welt so viele Vorbilder, die uns zeigen, was in
einer Gesamtschule gut gemacht wird und was in eine Gesamtschule falsch gemacht
werden kann, sodass man im Grunde genommen nur alles, was gut gemacht wird,
sich herausholen kann, die Fehler vermeiden kann, und dann haben wir die beste
Gesamtschule der Welt. Das ist das, was wir wollen, und das ist das, was ich in
dieser kurzen Zeit in allererster Linie in den Mittelpunkt stellen will.
Ich möchte Ihnen aber auch sagen, warum wir das
wollen. Der wesentliche Grund dafür, dass wir ein Schulsystem haben wollen, das
bis 15 Jahre eine gemeinsame Schule vorsieht, ist die Chancengerechtigkeit.
Wir wollen, dass alle Kinder unabhängig davon, aus welcher Familie sie kommen,
unabhängig davon, ob ihre Eltern viel Geld haben oder wenig Geld haben,
unabhängig davon, ob ihre Eltern gebildet oder ungebildet sind, die gleichen
Chancen haben. Und das ist derzeit leider nicht der Fall.
Wie alle Untersuchungen zeigen, zuletzt eben auch
PISA - und die nächsten Ergebnisse kommen demnächst -, hat sich herausgestellt,
dass eine Trennung der Kinder im Alter von 10 Jahren leider nicht zu dieser
Chancengerechtigkeit führt, sondern - wie mein Vorvorredner bereits gesagt hat
- Hackler bleibt Hackler und Akademiker wird wieder Akademiker. Das ist das
Ergebnis, das wir nicht haben wollen, und deswegen wollen wir eine Änderung
dieses Schulsystems.
Jetzt einige Worte zu den beiden Regierungsparteien,
die es zusammengebracht haben, dass diese ganzen Vorstellungen von
Chancengerechtigkeit derzeit wieder den Bach hinuntergehen. Natürlich hat die
SPÖ da sehr viele Fehler gemacht, aber sie ist nicht schuld an dem Debakel.
Schuld an dem Debakel, schuld an der Aufrechterhaltung der
Chancenungerechtigkeit, an der Aufrechterhaltung von Ungleichheit und
Unfairness ist eindeutig die ÖVP.
Sie machen nicht Politik für alle Kinder, sondern Sie
machen Schulpolitik ausschließlich für Ihre Klientel. Das ist eine Politik des
Standesdünkels, der ich nur eindeutig eine Absage erteilen kann und mit mir
viele Fachleute - übrigens auch in Ihren eigenen Reihen - denn wenn
Mitterlehner Kritik übt an Neugebauer, so ist das auch eine Absage an Ihre
Politik, und wenn Schilcher sagt, es kann doch nicht sein, dass sich eine ganze
Partei in Geiselhaft eines Gewerkschafters, nämlich des Herrn Neugebauer
begibt, dann ist das auch eine interne Kritik an Ihrer eigenen Partei.
Ich befürchte ja, Sie begeben sich liebend gerne in
diese Geiselhaft, die ja eigentlich eine Schutzhaft ist, wo Sie sich hinter dem
Herrn Neugebauer verstecken können, aber im Grunde genommen das wieder nur dazu
dient, Ihren Standesdünkel zu verfolgen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, abschließend
möchte ich die Hoffnung aussprechen, dass es der SPÖ zumindest gelingen wird,
in der nächsten Legislaturperiode ein anderes Regierungsabkommen zu schließen,
in dem die Gesamtschule verankert sein wird. Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN und von GRin Nurten Yilmaz.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Jetzt ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager am Wort.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Vielen Dank für die Vorschusslorbeeren von GRin
Jerusalem. Ich hoffe, dem Rechnung tragen zu können mit der Spannung. Spannend
ist für mich, dass die Wiener SPÖ ignoriert, dass zwei von drei Eltern die
Volksschule, die ja eine undifferenzierte Gesamtschule ist, nicht gutheißt und
mit dieser Wiener Volksschule unzufrieden ist, meine Damen und Herren. Das
macht offensichtlich den Grund für diese Aktuelle Stunde aus. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wenn Sie sich die geringe Zufriedenheit mit dem
Wiener Schulwesen in allen Umfragen anschauen, dann kann man derzeit nur sagen,
es ist kein Wunder, dass es sogar Lieder gibt, die sagen, nie mehr Schule. Ich
würde sagen, nie mehr Wiener Schule. Die glorreiche Gebührenerhöhung hat bis
jetzt nicht zu einer Verbesserung des Bezirksbudgets geführt.
Bürgermeister Häupl und Landeshauptmann Häupl und
Präsident des Stadtschulrates war mit dem Finanzausgleich nicht nur letztes
Mal, sondern auch diesmal sehr zufrieden. Diese Zufriedenheit führt aber nicht
zu höheren Bezirksbudgets und zu besseren Schulbudgets. Nein, sie führt
höchstens zu besseren Werbebudgets oder zu Subventionen für Vereine, die nicht
Schule machen sollen. Und ich frage mich, wo Prof Kopietz heute ist, ich
hoffe nur, seine Praxis macht nicht Schule. Genauso wie ich hoffe, dass die
Wiener Schule nicht Schule wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Wiener SPÖ selektiert die Kinder frei nach dem
Motto, jede zweite Schule darf nun renoviert werden. Du gehst also in die
Schimmelschule, und du darfst in die renovierte Schule gehen. Das ist die
Selektion, die Ihnen vorschwebt, denn Sie belassen es nämlich dabei, dass jedes
zweites Kind in Wiener Schulen mit Schimmel leben muss und loben nur die
anderen 50 Prozent von Schulen.
Aber kommen wir jetzt zum Thema,
weil ich weiß schon, es ist schwierig, den Bezirken das Geld zur Verfügung zu
stellen. Kommen wir also zu dem Thema Pädagogik. Es dürfte sich bis jetzt bei
den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ noch nicht herumgesprochen
haben, dass wir seit 1999 … Herr Kollege, fünf Minuten sind kurz, ich
lasse mir die Redezeit von Ihnen nicht nehmen. (GR Kurt Wagner: Das macht
nichts!) Seit 1999 gibt es den Schulversuch Kooperative Mittelschule. Was wurde
denn aus dem Schulversuch, der hätte ja genau jene Kooperation vorgesehen, die
Sie so gerne haben. Seit 2005 sollte dieser Schulversuch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular