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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 94

 

brauchen sie zwischendurch einen Polizeischutz, und dort darf es nicht passieren. (StR Johann Herzog: Ich bekomme schon Applaus von der anderen Seite.) Das ist meine eigene Seite dort drüben. (StR Johann Herzog: ... sage ich ja!)

 

Ich sage auch klipp und klar dazu: Ich lehne jeden religiösen Fanatismus ab. Ich bin auch völlig unverdächtig, ich bin nämlich nicht Mitglied einer Glaubens- oder einer Aberglaubensgemeinschaft. Ich bin Atheist; das ist in Österreich, wenn man die Agnostiker und Agnostikerinnen dazunimmt, die zweitgrößte Gruppe. Manchmal hat man den Eindruck - das konzediere ich auch -, als ob man das eher nicht sagen sollte, dass man nirgends dabei ist, weil nämlich bei allen Religionen leider - und ich sage jetzt ausdrücklich: „alle" - ein paar Fanatiker unterwegs sind. Das ist ein Teil des Problems.

 

Das gilt aber natürlich nicht ausschließlich für eine Religion - so wie es sich die FPÖ gerne zurechtzimmert -, sondern es gilt auch für die Religion, die das Oberhaupt vor Kurzem hier hatte: Das gilt natürlich auch für die katholische Kirche. Das gilt zum Beispiel da, ich sage, Opus Dei ist für mich ... (Zwischenruf von GR Dr Wolfgang Aigner.) Kein Wunder, dass der Herr Aigner sich meldet! Jetzt war ich echt überrascht; ich hätte das nicht gemacht, Herr Aigner. Ich würde mich wegen etwas anderem da heraußen melden, nämlich zum Entschuldigen für Ihre Vorgangsweise letzte Woche. (GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Das war das Neue! Das Opus Dei!)

 

Auch in der katholischen Kirche gibt es natürlich radikale Tendenzen, denen es entgegenzutreten gilt. Tun wir nicht so wie: Der Islam kennt keine Gleichberechtigung von Geschlechtern, und dann tun wir so wie: Die katholische Kirche ist der Vorreiter der Gleichberechtigung. Das ist ja ein Witz! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Entschuldigung, ich möchte jetzt nicht eine einzelne Religion beleidigen, aber die Gleichberechtigung haben sie nicht erfunden, die vielen Pfarrer. Das sind nämlich nur Männer. (GR Mag Harald STEFAN: Aber die Frau zu Hause?) Gleichberechtigung ist in der katholischen Kirche nicht eben das erste Gebot (GR Mag Harald STEFAN: Aber die Frau zu Hause im Christentum ist gleichberechtigt!), sie kommt ja in den zehn Geboten auch nicht vor. (GR Mag Harald STEFAN: Ist das in Ordnung, was dort passiert? Ist das gut?)

 

Ich finde, dass wir gegen jeden Auswuchs einer Religion auftreten sollen. Und was wir ja leider nicht nur in Österreich, sondern vor allem in anderen Ländern haben: Wir haben in den USA Millionenklagen bei Tausenden Mitarbeitern der Kirchen - und das hat genau nichts mit dem Islam zu tun -, denen vorgeworfen wird - wobei man dort immerhin Entschädigungen in Millionenhöhe zahlt -, dass Kindesmissbrauch in einem riesigen Ausmaß stattgefunden hat. Wir haben in Irland momentan sehr erfolgreich eine Klage mit 1 Milliarde EUR - mit 1 Milliarde EUR! - wegen Missbrauchs an Zöglingen aus christlichen Erziehungsheimen.

 

Ich sage es also ganz klipp und klar: Jeder Auswuchs bei jeder Religion passt mir nicht! So ist es, und das gilt auch für die Religion, die Sie sich als einzigen Gegner ausgesucht haben. Ich sage im Sinne der Aufklärung, ich bin für die Aufklärung und gegen jeden Auswuchs. Ob das der Islam ist, ob das die christlichen Religionen sind oder sonst irgendeine Religion ist, ist mir an dieser Stelle einmal herzlich egal.

 

Zum Abschluss möchte ich noch einmal betonen, dass die GRÜNEN heute einen Schritt auf die ÖVP zugegangen sind, indem wir es eigentlich ermöglicht haben, dass man hier einen gemeinsamen Antrag macht. Was wir uns gewünscht, erwartet hätten, ist, dass irgendjemand von der ÖVP in dieser Diskussion an dieses Rednerpult, an dieses RednerInnenpult kommt und es hier klarstellt - am liebsten hätte ich gehabt, der Herr Aigner macht das selber, aber es ist mir egal, wenn es jemand anders in seinem Namen macht, und die Zeit ist ja noch nicht abgelaufen - und sich entschuldigt dafür, dass im besten Falle politische Naivität - die ich gar nicht unterstellen möchte, das heißt, ich unterstelle etwas Schlimmeres als das, aber im besten Fall politische Naivität - dazu geführt hat, dass der Herr Aigner geglaubt hat, er muss Teil dieser Demonstration sein (GR Dr Herbert Madejski: War nicht die Frau Korun auch dort?), und er offensichtlich nicht leichten Herzens darauf verzichtet hat, dort anwesend zu sein, sondern man ihn eben auch überzeugt hat, man ihn auch dazu überzeugt hat.

 

Im Übrigen hätte ich gerne, dass, wenn die Wiener ÖVP sich als Teil einer offenen, einer liberaleren Stadt innerhalb der ÖVP engagiert, damit die Töne von diesem Hannes Missethon eine Spur anders ausfallen und dass, weil nächstes Jahr Wahlkampf in Niederösterreich ist und vermutlich einige Personen aus diesem Haus dort mitkämpfen, mit dem Herrn Erwin Pröll wahlkämpfen werden, wer immer einen Bezug zu ihm hat, ihm erklärt, dass diese Art von Religionsverhetzung, wenn man sie bei einer anderen Religion machen würde, große Schwierigkeiten bei Ihnen auslösen würde. Ich hätte gerne, dass die Wiener ÖVP sich innerhalb der ÖVP dafür einsetzt, dass diese „Missethöne" eingestellt werden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr Mag Jung. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Kollege Schuster hat hier vorhin mit dem Weihrauchfass gewedelt und die friedliche und nette SPÖ während der Zeit der Koalition zwischen ÖVP und FPÖ dargestellt. Ich kann mich da ein bisschen an etwas anderes erinnern, Herr Kollege Schuster!

 

Man hat damals, unter Verstoß gegen Gesetze der Republik, regelmäßig vor dem Parlament demonstriert, mit Donnerstags-Demos unter Nichtberücksichtigung der Bannmeile. Die SPÖ hat das in den Debatten dort durchaus gutgeheißen, Herr Kollege Schuster, das haben Sie vergessen. Sie haben vergessen, dass es das Lichtermeer gab. (GR Godwin Schuster: Was haben Sie gegen das Lichtermeer?) Sie haben vergessen, dass damals gegen Österreich agitiert wurde, Herr Kollege

 

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