Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 94
Wir kommen zur Postnummer
50 der Tagesordnung. Sie betrifft das Plandokument 7822 im 22. Bezirk, KatG
Kaisermühlen. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Kollegen Dampier, die
Einleitung vorzunehmen.
Berichterstatter GR Karl Dampier:
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Ich eröffne die Debatte. Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mahdalik.
GR Anton Mahdalik
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Werte
Kollegen!
Wir haben schon viel über
Heuchelei gehört und werden sicherlich im Laufe des Tages, vielleicht bei der
Dringlichen Anfrage, noch einiges über Heuchelei hören. Die Grünen und die Roten haben der ÖVP
heute in der Aktuellen Stunde meines Erachtens zu Recht heuchlerische Politik
vorgeworfen. (GR Alfred Hoch: Du warst ja gar nicht da!) Ich habe das aber am
Computer mitverfolgt, was du sicherlich auch manchmal tust, lieber Alfred! Ich
habe die Vorwürfe vernommen, und ich kann sie auch unterstützen.
Ich werde nun aber anhand
dieses Plandokumentes darlegen, dass sich selbst die Schwarzen von Roten und Grünen in puncto Heuchelei noch eine
Scheibe abschneiden können.
Es hat weltweit im Jahr
2006 – wohlgemerkt offiziell – 5 628 Hinrichtungen gegeben.
5 000 davon entfielen auf China; wahrscheinlich waren es sogar 8 000,
es gibt dazu keine offiziellen Zahlen, das wird dort wie ein Staatsgeheimnis
gehütet. Zum Vergleich: Im Iran waren es 215, und in den bösen USA waren es
35. – So weit einmal zur Einleitung.
Ich möchte jetzt aber kurz
von der Heuchelei zur Sachlichkeit zurückkommen und dann später darauf
eingehen, warum ich diese Zahlen genannt habe. Wir werden dieses Plandokument
aus dem Grund ablehnen, weil das chinesische Kulturzentrum nicht im Raum dieses
Plandokuments, wo es Platz gehabt hätte, nämlich in unmittelbarer Nähe des
Donauturms, geplant und errichtet wird, sondern etwa einen Kilometer Luftlinie
entfernt an der Arbeiterstrandbadstraße, wo wiederum 100 bis 150 Parkplätze für
die Besucher des Donauparks vernichtet werden.
Das ist unser sachlicher
Grund für die Ablehnung dieses Plandokumentes. Es hätte nämlich die große
Chance gegeben, das chinesische Kulturzentrum, das wir grundsätzlich nicht
ablehnen, sondern gutheißen, dort zu errichten. An diesem Platz, den die FPÖ
vorgesehen hätte, hat sich viele Jahre lang eine Sauna befunden. Es war dies
viele Jahre lang eine anständige Sauna, in den letzten paar Jahren ist sie aber
eher ins Unanständige abgeglitten. Dagegen, dass diese Sauna dort nicht weiter
bestehen wird, haben wir keine großen Einwände. Wir meinen aber, dass das
chinesische Kulturzentrum dort errichtet werden sollen hätte. Das hätte der
Bevölkerung gefallen, und das wäre für den Bezirk gut gewesen. Da dies aber
nicht der Fall ist, müssen wir dieses Plandokument leider ablehnen.
Gleich an dieser Stelle
zur Haltung der ÖVP: Diese war, was nicht überrascht, wie immer indifferent. Im
Bezirk war sie jahrelang dafür, jetzt ist sie dagegen. Auf die Begründung bin
ich gespannt! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Wenn ihr noch immer dafür seid, dann nehme
ich das Ganze wieder zurück! Ich habe aber anderes gehört. Aber bei den
Schwarzen weiß man bis zur letzten Minute nie, ob sie nicht ihre Meinung noch
ändern. Man hat das ja auch bei den Diskussionen um die geplante Großmoschee in
Linz gesehen. Erst hat die ÖVP dagegen gewettert, lustigerweise hat sie sich
aber bei der Abstimmung der Stimme enthalten. So ist es überall: Sie sind ein
bisschen dafür und ein bisschen dagegen. Kollege Margulies hat das heute schon
richtig gesagt: Alle Meinungen, Richtungen und Strömungen vereinen sich in der
Volkspartei, die ihren Namen oft etwas zu wörtlich nimmt, meine Damen und
Herren! (GR Dr Wolfgang Ulm: Das kann man gar nicht wörtlich genug
nehmen!)
Warum habe ich nun diese
Zahlen der Todesurteile weltweit und vor allem in China angeführt? – Die
Kollegen werden sich erinnern können: Als im Jahr 2005 der böse Gouverneur
Arnold Schwarzenegger einen zum Tode Verurteilten nicht begnadigt hat, haben
sich Abgeordnete von GRÜNEN und Roten in der Steiermark, aber auch Bundesabgeordnete
und auch Gemeinderäte in Wien mit Forderungen überschlagen, was nicht alles mit
dem bösen Arnold Schwarzenegger geschehen soll: Pilz hat die Aberkennung der
Staatsbürgerschaft gefordert. SPÖ und GRÜNE haben die Aberkennung des
Ehrenringes gefordert. Außerdem müsse natürlich das
Arnold-Schwarzenegger-Stadion umbenannt werden, weil der böse Arnold
Schwarzenegger einen verurteilten Mörder nicht vor der Hinrichtung rettet.
Auch Herr Van der Bellen
hat sich dazu gemeldet und gesagt, dass er kein Stadion haben möchte, das nach
Befürwortern und Exekutoren der Todesstrafe benannt wurde. – Ich habe dann
im Pressearchiv, im APA- und OTS-Archiv nachgeschaut, ob Herr Van der Bellen je
etwas zur Todesstrafe in China gesagt hat. Ich bin bis zum Jahr 2002 zurückgekommen,
und bis dahin ist ihm nichts dazu eingefallen! (GR Christian Oxonitsch: Bemüh
dich doch ein bisschen, die Kurve zum Akt zu kratzen!) Ich werde gleich wieder
darauf zurückkommen! Ich habe es erklärt. Es geht um die Situierung des
chinesischen Kulturzentrums und um Heuchelei bei Grün, Rot und Schwarz.
(Beifall bei der FPÖ.)
Der jetzige
Verteidigungsminister Norbert Darabos, der damals noch nicht
Verteidigungsminister war, hat gesagt: „Bei der Ablehnung der Todesstrafe kann
es keine Relativierung geben.“ Ich habe dann auch nachgeschaut, ob Norbert
Darabos öffentlich schon je einen Satz zur Todesstrafe in China von sich
gegeben hat. Ich habe jedoch auch nichts gefunden.
Im
Hinblick darauf bin ich sehr neugierig, wie man sich diesfalls verhalten wird.
Es werden in den nächsten Jahren einige Eröffnungen im 22. Bezirk mit
Chinabezug auf der Tagesordnung stehen. Es ist ja nicht nur das Kulturzentrum
beim Donaupark geplant, sondern es ist ja auch auf den derzeit noch bestehenden
600 Gratisparkplätzen des Donauzentrums ein Technologiezentrum
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