Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 94
es heute erleben werden. Ich möchte jetzt auch
deshalb dazu Stellung beziehen, weil schon einmal der Vorwurf an die ÖVP
gefallen ist, dass sie sehr populistisch agiert.
Ich meine, bei diesem Flächenwidmungsplan verhalten
Sie sich ebenso. Ich weiß, dass Sie sich in diesem Fall einen Tag vor mir vor
Ort die Situation mit den Bürgern noch einmal angeschaut haben und dann quasi
in Ihrer eigenen Fraktion das Abstimmungsverhalten umgedreht haben. Heute legt
die ÖVP einen Beschluss- und Resolutionsantrag vor, der wirklich eins zu eins
die Forderungen dieses dort tätigen Bürgerforums beinhaltet. Das ist natürlich
ihr gutes Recht, ich meine aber, es ist eine unehrliche Politik, wenn man sich
nicht darum bemüht, dass die jeweiligen Forderungen auch wirklich eingearbeitet
werden, wenn man nicht mit den Planungsabteilungen in Verhandlungen tritt
beziehungsweise sich nicht rechtzeitig, sondern erst in der Woche vor der
Beschlussfassung engagiert.
Ich habe auch einen Abänderungsantrag vorbereitet.
Dabei ging es mir darum, den öffentlichen Durchgang zu ermöglichen, allerdings
nicht in der vorgeschlagenen, für mich wahnsinnigen Breite von 5 m, die
mir dort doch nicht angebracht erscheint, sondern in einer reduzierteren Form.
Wir konnten uns schließlich auf einen Kompromiss einigen, dass zumindest nicht
die ganze Fläche asphaltiert wird, sondern es nur 3 m befestigte Fläche
geben und der Rest grün ausgestaltet sein wird. – Ich denke, es ist eine
Verbesserung.
Die zweite große Änderung, die mein Kollege
Lindenmayr in einem Abänderungsantrag gemeinsam mit mir einbringen wird, ist,
dass im gesamten Plangebiet ein zweites Dachgeschoß verunmöglicht wird. Das
hätte nämlich große Auswirkungen, und diese Lösung ist wirklich wertvoll für
diesen Standort.
Ich gebe zu: Mit einer grünen Planungsstadträtin
hätte dieser Flächenwidmungsplan anders ausgesehen. Dennoch konnten wir
wichtige Punkte noch verändern. Es war ein Prozess, der im Vergleich zu anderen
Widmungsverfahren in Wien doch eher positiv zu sehen ist, und selbst wenn
letztlich nicht alle Wünsche aufgegriffen werden konnten, meine ich, dass der
Flächenwidmungsplan eine Entwicklung vorzeichnet, die durchaus vertretbar für
das Rochusviertel ist.
Ich muss sagen: Die Aktivitäten der ÖVP in dieser
Hinsicht sind wirklich erbärmlich. Ich würde Herrn Tschirf raten, eher bei
seinen Leibthemen zu bleiben und das Feld seinen Planungskollegen zu
überlassen, denn ich halte es für äußerst unseriös, sich in letzter Minute
einzuschalten und dann das Blaue vom Himmel zu verlangen.
Im Übrigen finde ich auch, dass sich die ÖVP von
ihrem Gemeinderatskollegen Aigner distanzieren sollte. (GR Alfred Hoch:
Sicherlich nicht!) – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Dr Tschirf. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte mich jetzt nicht auf das Niveau meiner
Vorrednerin begeben. Ich meine nämlich, dass es auch in diesem Haus ganz gut
wäre, miteinander doch gewisse Umgangsformen zu pflegen. (Ironische Heiterkeit von GRin
Dipl-Ing Sabine Gretner.)
Es wird Kollegin Gretner sicherlich nicht entgangen
sein, dass ich bereits vor mehr als 20 Jahren – damals als Bezirksrat –
an einem Bezirksentwicklungsplan mitgearbeitet habe. Damals ging es um diese
Fragen, sie sind mir also bereits sehr lange sehr wohl bekannt. Ich habe auch
vorher schon viele Gespräche mit einzelnen Vertretern der Bürgerinitiative
geführt. Es ist mir also der ganze Prozess mehr als bekannt.
Worum geht es, meine sehr geehrten Damen und
Herren? – Es geht eigentlich darum, wie man mit Bürgern, Bürgerinnen und
Bürgerinitiativen in dieser Stadt umgeht. Offensichtlich unterscheiden wir uns in
diesem Punkt nicht nur von der SPÖ, die ein hoheitliches Verständnis hat,
sondern auch von den Grünen.
Was ist geschehen? – Es gab rund zwei Jahre lang
einen Mediationsprozess. Das Ergebnis dieses Mediationsprozesses ist in einen
einstimmigen Beschluss auf der Ebene des Bauausschusses der Bezirksvertretung
gemündet. Davon ausgehend ist das Ganze in den Planungsausschuss gekommen. Und
ich sage, völlig ohne etwas hinter dem Berg zu halten, wie die Situation war:
Wir haben das im Hochsommer einige Tage zuvor bekommen und haben in der
Annahme, dass dieser Plan dem entspricht, was auf Bezirksebene tatsächlich
ausgemacht wurde, zugestimmt. Wenn wir gewusst hätten, dass noch einiges offen
ist, hätten wir dieses Verfahren sicherlich verschoben, denn es waren zwar
einige Änderungen tatsächlich im Sinne des Bezirkes vorgenommen worden, einige
Änderungen hingegen nicht.
Dann kam das Ganze noch einmal in den Bezirk, und
vorige Woche oder vor 14 Tagen haben sich alle Parteien im Bezirk noch
einmal auf eine Linie festgelegt. Das findet sich in dem Plan jedoch wiederum
nicht, und das ist eigentlich der Punkt, um den es uns geht. Es geht uns
nämlich auch darum, wie ernst man einstimmige Wünsche eines Bezirkes nimmt und
wie ernst man vor allem auch Bürgerinitiativen nimmt: Nimmt man sie erst oder
erlaubt man ihnen sozusagen im Metternich’schen Sinne nur, halt das eine oder
andere zu sagen und nicht mehr? – Wir glauben, dass wir es mit mündigen
Bürgerinnen und Bürgern zu tun haben. Diese Bürgerinitiative hat sehr viel bewegt,
weil sie auf einzelne Anliegen eingegangen ist.
Meine Kollegen Alfred Hoch, Fritz Aichinger und ich
werden daher einen entsprechenden Beschlussantrag einbringen, damit wir damit
die Möglichkeit schaffen, wirklich den Wünschen der Bürgerinitiative entgegenzukommen.
Als Mandatar des 3. Bezirkes werde ich mich auch nicht scheuen – denn
das entspricht meinem Verständnis –, mich um die Anliegen des Bezirkes zu
kümmern. Ich werde nicht quasi im Kasteldenken bestimmter Fachkompetenzen
stehen bleiben, sondern werde mich – wie gesagt – um die Anliegen des
3. Bezirkes kümmern.
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