Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 94
Zugriff auf das Geld der Bürgerinnen und Bürger,
meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei der FPÖ.)
Übrigens - wenn wir jetzt schon beim Wohnen sind -
haben Sie mit Ihrem neuen SAP-Betriebssystem es bis heute nicht einmal
geschafft, die Vorschreibungen im Gemeindebau, die Mieten und Betriebskosten in
den Griff zu bekommen. Ich habe mich hier aufklären lassen. Es gibt heute jede
Menge - jeden Monat Hunderte - falsche Zahlscheine, falsche
Betriebskostenabrechnungen, ganz falsche Mieten, wo sich die Mieter mühseligst
ihr eigenes Recht wieder erstreiten müssen, anrufen müssen, Wege haben. Meine
Damen und Herren, das ist auch des größten Hauseigentümers der Republik,
nämlich der Gemeinde Wien, unwürdig!
Abschließend mit einem Satz: Meine Damen und Herren
von der SPÖ, schämen Sie sich ob Ihrer Gebührenpolitik! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Diese „Haltet-den-Dieb"-Strategie der
Österreichischen Volkspartei verfängt leider immer wieder, aber man sollte es
wenigstens immer wieder benennen und versuchen, das Ganze ein ganzes Stück
seriöser anzugehen. Dass der Berufsstand, den wir ausüben, einen derartig
schlechten Ruf hat, wie er ihn eben hat, hängt genau mit dem zusammen: Da steht
die ÖVP da vorne, schreibt auf ihrer Homepage Sachen und wenn ich die
Bundesländerseiten durchgehe, kann ich es umgekehrt bei der Volkspartei auch
lesen.
Ich habe mir die Mühe gemacht, nur schnell ein paar
Gemeinden wegen der Gebühren durchzuschauen und da finden Sie natürlich in Bad Ischl
riesige Erhöhungen für Kanal, Wasser und Kurzparkzonen, beschlossen von ÖVP und
SPÖ.
Sie finden in Bludenz, der höchst verschuldeten
Gemeinde Vorarlbergs, riesige Gebührenerhöhungen bis 25 Prozent,
beschlossen von der Volkspartei.
In Tirol sagt der Herr Dinkhauser, Österreichische
Volkspartei - auch wenn er gegen die ÖVP kandidieren wird, erfreulicherweise,
sage ich einmal -, die Gebührenerhöhungen in Tirol sind insgesamt alles ein
Wahnsinn.
Und weil ich nicht so sein will: In Tulln wurden die
Erhöhungen von Kanal- und Wassergebühren von der ÖVP und den GRÜNEN
beschlossen. Ich sage das jetzt extra dazu.
So, jetzt muss man sich das immer im Einzelnen
anschauen und sich nicht einfach blöd herstellen und sagen: Alle
Gebührenerhöhungen, das ist ganz schlimm, das darf nie sein. Als ob es nicht
passieren würde, wenn die ÖVP regiert! Überall, wo die ÖVP den Bürgermeister
stellt - Bürgermeisterinnen haben Sie nicht viele -, gibt es
Gebührenerhöhungen, eine nach der anderen!
Jetzt muss man das in Relation setzen. Wir haben in
Wien zum Beispiel auch kritisiert, dass wir es nicht geschafft haben, dass die
Kindergärten endlich gratis sind. Und das Duell läuft dann immer auf der Ebene,
die Kindergärten in Wien sind wesentlich besser ausgestattet als die in den
Bundesländern. Das stimmt zum Teil. In Vorarlberg darf ein Dreijähriger gar
nicht in den Kindergarten gehen und wird nicht angenommen und muss erst einmal
vier sein, bis er überhaupt gehen darf - ein anachronistisches Weltbild, das
dort von der Volkspartei zu verantworten ist!
Wir haben in Wien auch die Erhöhung bei den
Verkehrsbetrieben kritisiert. Wir sind der Meinung, dass man bei den Gebühren
den Leuten nicht einreden soll, Wasser und Müll sind so teuer geworden und
deswegen müssen wir die Gebühren erhöhen, weil Tatsache ist, dass da bereits
eine Überdeckung stattfindet.
Und ein Satz, den ich wirklich sehr gerne auf der
Homepage der Volkspartei gelesen habe, ist: „Die SPÖ macht das Leben
teurer", und dann kommt: „Die Lohnerhöhungen sind im gleichen Zeitraum
weit weniger üppig ausgefallen." Damit hat die Volkspartei natürlich
nichts zu tun! Seit 1986 regieren Sie, die Pensionen bröseln hinunter, die
Armutszahlen explodieren - und die Volkspartei hat nichts damit zu tun!
Das war das, was der Kollege Margulies gemeint hat:
Die ÖVP ist für und gegen alles, marschiert mit den Neonazis, ist am nächsten
Tag gegen die Neonazis, ist einmal für die Gebührenerhöhung, einmal dagegen,
ist aber für alles.
Wenn wir es schaffen würden, der österreichischen
Bevölkerung endlich zu erklären, dass das eine beliebige Partei ist, die
einfach heute „Ja“ und morgen „Nein“ sagt und „Hü“ und „Hott“ und
geschickterweise die einzelnen Zielgruppen mit anderen Leuten bedient, wenn man
das alles offen legen könnte, dann rutschen Sie aus den ganzen Parlamenten
heraus, weil man im Volksmund zu ich sage heute so und ich sage morgen anders,
sagt, dass man nicht weiß, ob man jemanden nicht nur nicht seriös nennen
sollte, sondern man fühlt sich ein bisschen - sagen wir einmal – angelogen, weil
was ist es denn sonst, was die Volkspartei aufführt?
Über die Lohnerhöhungen zu reden ist natürlich der
richtige Ansatz. Wir haben Produktivitätssteigerung. Das Land wird von Jahr zu
Jahr reicher und die meisten von uns wären wahrscheinlich froh, wenn nicht nur
die Gebühren steigen würden, sondern gleichzeitig die Löhne um wesentlich mehr
steigen würden! Aber was die Volkspartei in den letzten 20 Jahren auch an
Wirtschaftspolitik geleistet hat, führt dazu, dass das untere Drittel der
Einkommen sinkt und sinkt und sinkt und Sie wissen das und Sie machen natürlich
nichts dagegen!
Sie wissen auch, dass die Pensionen sinken und sinken
und sinken. Sie wissen, dass die Armut steigt und steigt und steigt und nichts
gibt es von einer Diskussion, ob man Pensionen auf Bundesebene um einen mageren
Satz weit unter 2 Prozent erhöhen soll.
Zum Abschluss ein Schmankerl, das
heute eigentlich gut dazu passt: Valorisierung, Bundesgesetzblatt der Republik
Österreich. Valorisierung aller Gebühren, beschlossen neulich im Bund, es ist
nigelnagelneu: Ausgegeben am 15. Juni 2007, Valorisierung der festen
Gebührensätze. Das passierte auf Bundesebene. Ich
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