Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 99
Standort ist unglücklich. Der Flächenwidmungsplan ist
an der Grenze zur Rechtlichkeit. Eine Umweltschutzprüfung haben Sie sich
erspart, was ebenfalls an der Grenze zur Rechtlichkeit ist. Daher lehnen wir
dieses Plandokument ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing Gretner, ich
erteile es.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich werde trotz späterer Stunde doch ein bisschen ausführlicher zu
diesem Plandokument sprechen. Es bietet meiner Meinung nach nämlich ein sehr
anschauliches Bild, wie sich die Wiener Stadtplanung immer mehr von ihren
ureigensten Aufgaben verabschiedet.
Zunächst meine Kritik am Verfahren: Als bekannt
wurde, dass das Geriatriezentrum verkleinert wird, begann die
Flächenwidmungsabteilung zu arbeiten. Der Krankenanstaltenverbund prüft aber
eigentlich erst jetzt, was er wirklich mit diesem Gebiet machen möchte. Kurz
vor einer Bürgerversammlung wurde eine Entwicklungsgesellschaft beauftragt,
weil man gesehen hat, dass der Krankenanstaltenverbund das selbst nicht schafft
und die Abläufe relativ unkoordiniert sind.
Die Frage, die dabei die ganze Zeit offen bleibt,
ist: Was will die Stadt eigentlich für diesen Bezirksteil? Was soll sich dort
entwickeln? Wie geht man mit diesem öffentlichen Gut um, das der Wiener
Bevölkerung ein gutes Jahrhundert zur Gänze zur Verfügung stand? –
Wirklich erschütternd war bei der Bürgerversammlung im April, welche die
Hietzinger Grünen beantragt hatten und die im Bezirk einstimmig beschlossen
wurde, dass damals das erste Mal ganz offiziell und vor zahlreichen Zeugen
relativ salopp von den Lippen der Herren des Krankenanstaltenverbundes kam: Wir
verkaufen die Teile!
Wir hatten schon die ganze Zeit vermutet, dass man
versuchen möchte, quasi in lukrativen Lagen Immobilien zu verwerten, um andere
Projekte finanzieren zu können. Bei dieser Bürgerversammlung wurde das offen
ausgesprochen. Das Ganze hätte mich weniger schockiert, wenn die Stadtplanung
schon vorher gewusst hätte, was sie mit dem Gebiet anfangen will, und vorab
einen Flächenwidmungsplan gemacht hätte, auf dem diese Entwicklung ablesbar
ist.
Das ist aber nicht geschehen! Im Gegenteil! Ein Zitat
kann ich Ihnen nicht vorenthalten. – Der Wiener Fachbeirat für Stadtentwicklung hat formuliert: „Für die
weitere Vorgangsweise empfiehlt der Fachbeirat die Entwicklung von
Masterszenarien für die konkreten Planungen der Baumaßnahmen und der
Freiraumgestaltungen. Hiezu sollten differenzierte Planungsverfahren im Vorfeld
mit dem Fachbeirat abgestimmt und durchgeführt werden."
Was sagt die Wiener
Stadtplanung dazu? – „Die Empfehlung des Fachbeirates wird dem
Krankenanstaltenverbund beziehungsweise der künftigen Entwicklerin, der Wien
Holding, übermittelt.“
Für mich ist das ein
eindeutiger Beweis dafür, dass man sich von dieser ureigenen Aufgabe
verabschiedet hat! Man überlässt das jenen, die das entwickeln, und legt nicht
vorab fest, was man sich eigentlich vorstellt.
Es gab auch andere
Stellungnahmen beispielsweise von der Umweltanwaltschaft, die bemerkt hat, dass
es einen wertvollen Baumbestand auf dem Areal gibt. Diese Anregung, den
Baumbestand weiterhin zu schützen, wurde jedoch mit dem Argument
zurückgewiesen, dass das die Planungsfreiheit einschränken würde. Man lässt
also ziemlich viel offen und übergibt die Verantwortung der
Entwicklungsgesellschaft.
Zur konkreten Ablehnung des Flächenwidmungsplans:
Positiv zu bemerken ist, dass ein Grünareal unter Schutz gestellt wird. Das ist
eine richtige Maßnahme! Gleichzeitig werden aber an anderen Stellen zusätzliche
Bebauungsmöglichkeiten geschaffen, obwohl man jetzt noch nicht einmal weiß, was
dort eigentlich geschehen soll.
Wir haben zahlreiche Vorschläge eingebracht, die im
Bezirk auch heftig diskutiert wurden und relativ breite Zustimmung gefunden
haben. Beispielweise ist es dringend notwendig, für die Jugendlichen in diesem
Bezirksteil eine Einrichtung zu schaffen. In unmittelbarer Nähe wurde jetzt ein
Sportplatz errichtet, der wirklich sehr viel benützt wird, und deswegen habe
ich auch gemeinsam mit meiner Kollegin Smolik einen Antrag eingebracht, dass
geprüft werden soll, ob es nicht angebracht wäre, rechtzeitig dafür zusorgen,
dass eine Jugendeinrichtung auf dem Areal Platz findet. Ein anderer Vorschlag
wäre gewesen, nachdem das Krankenhaus ausgebaut oder zumindest im Bestand
gesichert werden soll, dass man davon auf dem Gelände profitiert und sich
möglicherweise darum bemüht, dort eine Fachhochschule anzusiedeln, die einen
medizinischen Bezug hat. Natürlich bietet sich das Gebiet auch für Wohnen an,
wobei man aber gleichzeitig auch davon profitieren könnte, dass man
medizinische Einrichtungen direkt in der Nähe hätte. Man sollte also spezielle
Wohnformen suchen, die davon profitieren könnten!
Abschließend möchte ich noch einmal sagen: Es handelt
sich hiebei um öffentliches Gut. Es ist das kein Privateigentum. In Anbetracht
dessen ist es umso schlimmer, dass die Stadt sich nicht mehr befähigt fühlt,
hier gestalterisch einzugreifen. Wenn ich oft höre, dass wir nicht immer die
Flächenwidmungsplanung kritisieren sollen und es auch andere Möglichkeiten
gäbe, dann sage ich: Man hätte ja den Prozess gestalten und sich von vornherein
überlegen können, mit welchen Plänen auf dem Tisch man den Ablauf besprechen
muss! Nach Gestaltung dieses Prozesses und Konsensfindung hätte man die
Flächenwidmung auch nachher vornehmen können. Dann wäre nämlich sicherlich eine
bessere Flächenwidmung herausgekommen und wir hätten vielleicht sogar zustimmen
können! So wie der Plan jetzt ausschaut, können wir aber nicht
zustimmen. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Ing Mag Dworak. Ich erteile es
ihm.
GR Ing
Mag Bernhard Dworak
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
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