Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 99
135 behinderte Menschen leben? Und in der
Geriatriekommission wurde uns auch vorgestellt, dass noch ein großer
Prozentsatz behinderter Menschen unter 60 Jahren in Lainz lebt. Das heißt,
ich möchte gar nicht ausrechnen ... (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sie
wissen es besser, Frau Kollegin!) Ich möchte gar nicht ausrechnen, wie viel
behinderte Menschen (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sie wissen es aber schon
besser, Frau Kollegin!) das in dieser Stadt noch sind. Wie gesagt, leider
habe ich die Anfragebeantwortung nicht da, aber es wurde in dieser
Anfragebeantwortung behauptet, dass diese 135 Personen, die in diesem
Großheim, in dieser Großeinrichtung noch leben, auf eigenen Wunsch dort leben,
möglicherweise mangels Aufklärung darüber, welche anderen Möglichkeiten es noch
gibt. Und diese Möglichkeiten, der Ausbau der Möglichkeiten ist unbedingt
notwendig. (GRin Erika Stubenvoll: Haben Sie sich das schon angesehen?)
Ja, das habe ich mir schon angesehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ganz kurz noch, ich denke, über das wollen wir gar
nicht allzu lange reden, weil ich hoffe, dass es ja schon in naher Zukunft der
Vergangenheit angehören wird und deswegen verbreitern wir uns lieber über die
positive Zukunft für behinderte Menschen. Also wie auch immer, behinderte
Menschen brauchen einfach die Sicherheit, wie es mit dem Modellprojekt
„Persönliche Assistenz" weitergehen wird, sonst kommt es zu folgender
Verunsicherung und die möchte ich gerne ganz aktuell mit zwei Fragen aus den
„Salzburger Nachrichten" zitieren: Eltern einer Tochter, die Teilnehmerin
am Modellprojekt ist - die Frau Stubenvoll kennt sie auch persönlich, ich will
jetzt den Namen nicht nennen, aber ich gebe Ihnen gerne den Zeitungsartikel weiter
-, sagen, sie wissen nicht, wie es mit dem Modellprojekt weitergeht, sie sind
sehr verängstigt und ich zitiere: „Was passiert, wenn es nicht weitergeht mit
dem Modellprojekt, dann haben wir Olivia 23 Jahre lang Lust aufs Leben
gemacht, mit dem Ergebnis, dass sie erst recht ins Heim muss."
Und das, meine Damen und Herren, sollte uns allen
gemeinsam zu denken geben und uns raschest ein Konzept entwickeln lassen, das
behinderten Menschen auch weiterhin das Angebot der persönlichen Assistenz zur
Verfügung stellt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist der Herr GR Deutsch. Ich erteile es ihm.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich meine, es ist eine erfreuliche Tatsache, dass in
Wien die Menschen immer älter werden. Auf Grund des medizinisch-technischen
Fortschritts, zahlreicher Präventionsmaßnahmen im Gesundheitsbereich, moderner
Operationsmethoden, aber auch neuer Medikamente steigt die Lebenserwartung
weiter an. Diese demographische Entwicklung hat natürlich für Wien auch
entsprechende Herausforderungen. Herausforderungen, die die Stadt auch
angenommen und eine Geriatrieoffensive gestartet hat.
Sie wissen, dass auf Basis des vom Wiener Gemeinderat
beschlossenen Geriatriekonzepts unter Einbindung von zahlreichen Expertinnen
und Experten eine Vielfalt von Angeboten auf qualitativ hohem Niveau
entsprechend den individuellen Bedürfnissen auch umgesetzt wird.
Ein ganz wesentlicher Punkt, der mir in der
Diskussion zu kurz gekommen ist, ist, dass das Ziel der Stadt bei allen
Maßnahmen, die hier gesetzt werden, natürlich unverändert bleibt, nämlich alle
Möglichkeiten auszuschöpfen, damit ein Verbleib in den eigenen vier Wänden
möglichst lange auch möglich ist. Das heißt, um im Alter in der vertrauten
Wohnumgebung auch wohnen zu können, müssen daher Voraussetzungen im Hinblick
nicht nur auf die eigene Wohnung, sondern auch auf das Wohnumfeld erfüllt
werden und diese Rahmenbedingungen gilt es daher auch zu schaffen. Dazu gehört
der weitere Ausbau der mobilen sozialen Betreuung ebenso wie nachträgliche
Aufzugseinbauten, der Abbau von Barrieren in den Wohnhausanlagen
beziehungsweise im Wohnumfeld bis hin zur Errichtung und Führung von
Tageszentren.
Wien setzt aber auch neue Standards in der
stationären Pflege und verfügt über den höchsten Mitteleinsatz und über die
meisten Pflegeplätze von ganz Österreich. Wenn heute hier im Gemeinderat Verträge
für Geriatriezentren im 2., 10. und 12. Bezirk zur Beschlussfassung
kommen, so wird dadurch auch eindrucksvoll die Umsetzung des Wiener
Geriatrieplans dokumentiert. Die Grundidee war nämlich, jeweils eine
Geriatrieeinrichtung inmitten von Stadtteilen zu errichten und damit auch die
Generationenintegration zu fördern. Es wird auf Basis von Bauträgermodellen ein
orts- und bürgernahes Angebot für ältere Menschen geschaffen, eine dezentrale
und wohnortnahe Wohnversorgung nicht irgendwo am Rande der Stadt, sondern sehr
bewusst in den jeweiligen Stadtteilzentren, ja fast schon symbolhaft, weil eben
ältere, kranke, hilfsbedürftige Menschen im Zentrum unserer Politik stehen.
Diese neuen Standorte sind auch als multifunktionale
Zentren konzipiert. Die Planungsziele haben sich hier auch an den
sozialpolitischen Zielsetzungen orientiert. Fenster zum Gang beispielsweise
ermöglichen auch bettlägrigen Bewohnerinnen und Bewohnern die Teilnahme am
Stationsleben. Die Gebäude sind auch entsprechend den Bedürfnissen der zukünftigen
Bewohnerinnen und Bewohner geplant und konzipiert worden und Freiraumkonzepte
sehen Gärten als wesentlichen integrativen Bestandteil des Gesamtprojekts an.
Demenz- und Therapiegärten sind hier auch vorgesehen.
Und so sehr ich mit der Kollegin
Pilz betreffend die Bedeutung der architektonischen Planung einer Meinung bin,
so heftig muss ich aber ihren Ausführungen betreffend die Bestellung des neuen
Wiener Pflege- und Patientenanwalts widersprechen, weil ich es eigentlich schon
für ein starkes Stück halte, das heute schon zu kritisieren. Obwohl Herr Dr
Brustbauer erst ab 1. Juli 2007 im Amt ist, versuchen Sie ihm heute
hier seine Qualifikation abzusprechen. In der Wiener Landesregierung ist dieser
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