Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 99
Das andere Bild, das auch von den Medien vermittelt
wird, ist das, wo Vater und Sohn einkaufen gehen. Der Vater räumt sich einen
guten Rotwein ein und der Sohn räumt sich Zuckerln ein. Der Vater trägt die
Zuckerln wieder zurück und der Sohn trägt den Rotwein wieder zurück. Dann heißt
es sozusagen: „Wollen Sie im Alter von dem da abhängig sein, der Ihnen da
gerade den Rotwein hinausgeräumt hat?" Also das andere Bild ist, wir sind,
wenn wir alt sind, eine Generation, die nichts mehr kriegt und auf die man
vergisst.
Ich möchte, dass man auch mit den neuen Einrichtungen
einer Philosophie nahe tritt, die akzeptiert, dass Alter auch ein Abschied von
der einen oder anderen federnden Jugend ist, aber dass es nicht der Eintritt in
eine entmündigte, entrechtete, hilflose Existenz ist. Insofern gefällt mir der
Begriff Überalterung gar nicht. Ich möchte, dass wir uns vorstellen, dass alle
Lebensphasen Lebensqualität haben und wenn wir müde und pflegebedürftig sind,
dass wir uns mit Respekt umeinander kümmern. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Korosec. Ich
erteile es ihr.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau
Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte zum Altersbild des Herrn Ebinger auch ein
paar Sätze sagen, weil so, wie er es dargestellt hat, müsste ich mit meinen
67 Jahren hier schon mit Stock stehen, wenn ich überhaupt noch hier stehen
könnte, weil wahrscheinlich müsste ich mich schon in einem Pflegeheim befinden.
(GR Kurth-Bodo Blind: Aber seine Mutter wird 67 und ist im Pflegeheim! Er
nimmt es persönlich! Akzeptieren Sie das einmal, dass es das gibt!) Es gibt
die Fälle auch mit 20. Wir wissen das, die Frau Kollegin hat es gesagt. Man
soll halt nie verallgemeinern. (GR Kurth-Bodo Blind: Er hat nicht von allen
gesprochen!)
Beim Herrn Ebinger hat man überhaupt den Eindruck, er
ist hier zufällig gestanden, denn wenn er sagt, wie es in Wien zugeht, kann er
nicht beurteilen, dann mache ich nur darauf aufmerksam, zufällig ist er Wiener
Gemeinderat und sollte eigentlich schon wissen, wie es in Wien zugeht! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Kurth-Bodo Blind: Sie wissen ja alles! Wissen Sie alles von
allen Heimen und allen Stationen?)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Wiener ÖVP
wird den drei Pflegeheimen im 2., 10. und 12. Bezirk zustimmen, und zwar
deshalb, weil wir tatsächlich feststellen können, dass die Mehrheitsfraktion in
diesem Haus erkannt hat, dass sie viele Jahrzehnte einen falschen Weg gegangen
ist. Es hat tatsächlich ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Es ist das
Problembewusstsein nun offensichtlich vorhanden, viel zu spät, aber doch. Ich
bin zwar jemand, der immer an die Zukunft denkt, aber gerade in dem Bereich, um
Zukunftsfehler zu verhindern, muss ich schon ein bisschen auf die Vergangenheit
eingehen. (GR Kurth-Bodo Blind: Und wenn es der Ebinger macht, ist es
falsch?)
Ich erinnere an die vielen Diskussionen, ob es in der
Untersuchungskommission war, ob es hier im Plenum war, ob es in den Ausschüssen
war, wo Sie von der Mehrheitsfraktion die Großraumzimmer und die Großkasernen
mit Vehemenz verteidigt haben. Ich erinnere in der Untersuchungskommission an ein
Zitat, wo gesagt wurde, eine Dame, die im Pflegeheim war, hat gesagt: „Ich bin
extra in das Geriatriezentrum Wienerwald gegangen, weil ich in einen großen
Raum wollte. Und das wollen Sie mir jetzt nehmen?" Sie stellten fest, die
Menschen wünschen sich Sechs- und Achtbettzimmer. Frau Kollegin Klicka, Sie
wissen die vielen Diskussionen, die wir da geführt haben. Eine Großkaserne wie
das Pflegeheim GZW wurde als Standard des 21. Jahrhunderts verteidigt, das
reinste WG-Gefühl würde sich dort verbreiten. Diese Märchen haben Sie uns
wirklich jahrelang aufgetischt. Ich kann nicht jahrzehntelang sagen, weil ich
nachgelesen habe. Seit 2001 bin ich in diesem Haus und seit dieser Zeit wurde
das permanent wiederholt. Wir haben immer wieder aufgezeigt, genauso die Grüne
Fraktion, was wir uns vorstellen, zum Beispiel Einbettzimmer. (GR Kurth-Bodo
Blind: Aber da haben Sie mich vergessen! Da haben Sie nicht zugehört! Jetzt bin
ich beleidigt!) - Sie waren
nämlich leise. Es wurde von Ihnen gesagt, aber nicht mit der Vehemenz, wie es
von uns oder von der Grünen Fraktion immer wieder gebracht wurde. (GR Kurth-Bodo Blind: Schreiduelle waren
das!) Wir haben immer Einbettzimmer und Zweibettzimmer mit den
entsprechenden Aufenthaltsräumen, wo eben das gesellschaftliche Leben der Menschen,
die dort leben, stattfinden kann und mit der Rückzugsmöglichkeit in das
Einbettzimmer, verlangt. Es hat sehr viel Überzeugungsarbeit gekostet. Ich bin
sehr froh, dass wir damals die Geriatrie doch in etwa ein Jahr lang hier
wirklich sehr ausführlich mit vielen Expertinnen und Experten, aber auch dem
Fonds Soziales Wien, wenn ich an den Kollege Hacker denke, der hier
mitgearbeitet hat, diskutiert haben, wo tatsächlich gute Ergebnisse zu Stande
gekommen sind.
Heute
ist der Beginn eines Beschlusses, wo wir diese drei Pflegeheime bekommen. Wir
stimmen zu, weil wir der Meinung sind, es ist notwendig, aber natürlich
kritisieren wir die Größe. Wir sind überzeugt davon und nicht nur, weil wir es
glauben, sondern wir sind international bestätigt, wir sind national bestätigt,
dass der Weg von 300, 350 Betten nicht der richtige Weg ist, sondern dass
Sie auch da wieder, und das ist etwas, was ich so bedaure, nachhinken. Sie
haben jetzt eingesehen, da muss man etwas machen. Sie haben eingesehen, die
Sechs- und Achtbettzimmer sind es nicht. Aber Sie gehen nicht den großen
Schritt, der notwendig wäre, sondern Sie gehen wieder einen Schritt, der
eigentlich schon fast Vergangenheit ist! Das ist das Bedauerliche! Hätten Sie
den Oppositionsparteien, und jetzt sage ich, allen Oppositionsparteien, vor
Jahren zugehört, dann hätten viele Bürgerinnen und Bürger von Wien einen
schöneren Lebensabend im Pflegeheim verleben können, wo Sie und wir alle die
Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellen. Wie viele Bürgerinnen und Bürger
von Wien haben in den letzten Jahrzehnten den sozialen Tod
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