Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 118
Gemeindebauten hat uns gezeigt, alle Beteiligten
müssen an einen Tisch. Nur gemeinsame Lösungen sind insofern tragfähige, dass
nicht erneut die Probleme unter einer Kosmetikschicht der Stadt Wien
eskalieren. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Kosmetik jetzt nicht mehr
ausreicht. Das bedeutet besonders auch, die Probleme sind wirklich anzusprechen
und ernst zu nehmen. War nicht schon seit 2005 der Gemeindebau Chefsache? Das
hat der Herr Bürgermeister persönlich in seiner Rede im Jahr 2005 gesagt.
Wegschieben gibt es hier nicht mehr. Die Ankündigung von StR Michael Ludwig, sich einzelne Fälle persönlich
anzuschauen, werden wir sehr genau verfolgen. Herr Stadtrat, wir nehmen Sie
beim Wort! Ein gezieltes Monitoring und eine genaue Evaluierung von Problemen
und deren Lösungen sind notwendig. (Beifall
bei der ÖVP.)
Gehen Sie ans Werk, Herr Stadtrat! Ihre Mieterinnen
und Mieter erwarten eine Verbesserung der Lage! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir werden diesem Kapitel natürlich unsere Zustimmung
auch nicht geben, genauso wie wir dem Rechnungsabschluss von Wiener Wohnen
keine Zustimmung geben werden. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Stürzenbecher.
Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Bevor ich auf das eigens von mir Vorbereitete zum
Rechnungsabschluss eingehe, möchte ich der Reihe nach einige Worte zu meinen
Vorrednern sagen.
Zu dem Teil von StR Herzog, der vergleichsweise noch
seriös war: Ihre Krokodilstränen, warum jetzt keine Gemeindebauten mehr gebaut
werden, wo sie doch so eine tolle sozialpolitische Leistung waren, die weltweit
anerkannt ist, wo ich natürlich zustimme, steht ein bisschen im Gegensatz zu
dem, was Sie dann nachher ausgeführt haben und wo Sie, gemeinsam mit der ÖVP,
nicht die Probleme erkennen - Probleme gibt es natürlich -, sondern über Gebühr
die Gemeindebauten krankjammern. Aber mit diesem Widerspruch müssen Sie leben!
Was schon zu sagen ist, ist, dass wir die Grundidee
des sozialen Wohnbaus, wie wir es seit 1922 in Wien verfolgen und was mit
220 000 Gemeindebauten eben einen weltweit anerkannten Höhepunkt
erreicht hat, unter den neuen wirtschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen, wie sie gegeben sind, mit den gleichen Zielsetzungen
fortsetzen, nämlich für die gesamte Bevölkerung leistbare, soziale und
umweltorientierte Wohnungen zur Verfügung zu stellen. (StR Johann Herzog: Man kann sie nicht mehr von irgendeinem anderen Bau
unterscheiden!) Das machen wir derzeit, indem wir schwerpunktmäßig Projekte
gemeinnütziger oder gewerblicher Wohnbauträger entsprechend den gesetzlichen
Bestimmungen fördern und dort darauf schauen, dass die Grundidee bestmöglich
verwirklicht wird. Das ist derzeit einfach die wirtschaftlichere und die in
höherem Maße zielführende Vorgangsweise, als wenn wir weiter Gemeindebauten
bauen würden. Aber das ist etwas auch nach einem Bauträgerwettbewerb. Wir haben
verschiedenste geänderte Voraussetzungen, aber die Grundidee ist nach wie vor
die gleiche, dass wir in Wien den sozialen Wohnbau hochhalten. Das wird, glaube
ich, auch so bleiben.
Das Zweite, was Sie gesagt haben, ist die
EU-Richtlinie. Das eine ist einmal, durchgesetzt hat das als Vertreter
Österreichs ein gewisser Dr Böhmdorfer mit einem gewissen Dr Strasser,
Justizminister, von Ihnen nominiert, von der FPÖ, der auch Koordinator der
Regierungsfraktion war. Dieser hat im entsprechenden Ministerrat der EU dieser
Richtlinie zugestimmt. Das heißt nicht, wenn wir an der Regierung gewesen
wären, dass unser Vertreter dort nicht zugestimmt hätte. Vielleicht hätten wir
es anders gemacht. Vielleicht hätten wir es besser gemacht. Das ist nicht der
Punkt. Jedenfalls tragen Sie für diese Richtlinie die politische
Mitverantwortung. Das möchte ich schon sagen, weil Sie da reden und schreiben.
Das ist ein Faktum, dass Sie hier wieder einmal der Wahrheit nicht ins Gesicht
schauen! (StR Johann Herzog: Was ist die
Schlussfolgerung aus der Richtlinie? Da hat sich überhaupt nichts geändert!)
Was ist noch weiters zu dem,
was Sie gesagt haben, zu sagen? Natürlich lehnen wir diese Anträge ab, weil sie
absolut indiskutabel sind. Bis auf den ersten, wo Sie eine Zuweisung haben. Den
werden wir im Ausschuss sehr fair diskutieren und uns Ihre Vorschläge
anschauen.
Zu dem, was der Kollege Ellensohn gesagt hat:
Natürlich wohnen weit über 400 000 Personen in Wien im Gemeindebau,
wobei ich jetzt nicht speziell auf den Gemeindebau eingehe, weil die Kollegin
Schubert Wiener Wohnen in Übereinstimmung mit mir übernommen hat und
schwerpunktmäßig dazu Stellung nehmen wird. Nur soviel möchte ich schon sagen,
einkommensabhängige Mieten sind an sich etwas, was nicht sehr sinnvoll ist -
der Ellensohn hat das gesagt -, weil das einfach einen Verwaltungsaufwand
erfordern würde, der außerordentlich hoch ist. Es ist ja nicht so, dass dort
ausschließlich Beamte wohnen, wo man quasi vielleicht bis zur Pension weiß, der
hat alle zwei Jahre einen Sprung und dann auch die Miete erhöht und so weiter,
sondern bei den oft durchaus unterschiedlichen Einkommensverhältnissen verdient
dann einer mehr, dann wieder weniger, dann wieder gar nichts, dann hat er
vielleicht nur Arbeitslosenunterstützung und dann verdient er wieder viel. Das
ist alles möglich. So gesehen, glaube ich, ist die Idee der
einkommensabhängigen Miete, die durchaus vielleicht auch von uns irgendwann
einmal teilweise vertreten worden ist, einfach nicht praktikabel und nicht
sinnvoll. Es ist nicht vollkommen unsinnig, aber es ist nicht praktikabel und
im Konkreten nicht sinnvoll.
Noch eine weitere Richtigstellung
gegenüber dem Herrn StR Ellensohn: Wir haben die sanfte Öffnung, die wir
angestrebt haben. Wir wollten nie so öffnen wie Sie, alle, die über die Grenze
kommen, kaum sind sie nicht mehr direkt Touristen, kriegen sie sofort eine
Gemeindewohnung. Das geht wirklich nicht! Sondern wir waren immer für die
sanfte Öffnung und das hat im Jahr 2001,
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