Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 118
kriegen wieder den Zuschlag.
Die sind natürlich längst nicht mehr Bestbieter, weil
wir ja schon wissen, was mit denen passiert. Wir haben das im Wohnausschuss kurz
besprochen, und es wäre schön, wenn wir dann bei der Budgetwoche im November in
der Lage wären, dann am letzten Tag beim Landtag irgendwelche gesetzlichen
Änderungen zu beschließen, die bedeuten, dass eine Firma einen Katalog hat, und
wenn jemand derart auffällig ist wie diese Firma Semsem, dann kommt sie
entweder nicht mehr zum Zug oder bekommt zumindest ein paar Punkte abgezogen in
dem Verfahren und muss dann als Bestbieter meinetwegen sehr viel höher liegen
beim Betrag. Denn wenn die 500 EUR über der Firma B liegen, dann sind
sie am Schluss für uns sehr viel teuerer.
Die Idee wurde zumindest einmal in einem ersten
Gespräch im Wohnausschuss nicht ablehnend aufgenommen, sondern man schaut sich
das einmal an. Ich hoffe, dass die Juristen, Juristinnen in Sinn von
StR Ludwig damit befasst sind oder befasst werden. Und nicht nur, wenn wir
Glück haben, sondern wenn wir eine sinnvolle Lösung finden, dann sind wir
natürlich gern dabei, das im Herbst zu unterstützen.
Man muss sich ja nur vorstellen, Sie würden als
Privater nicht wieder an jemanden etwas verkaufen, sagen wir ein Rad, damit es
auch grünfreundlich ist, der Ihnen nur Probleme macht. Wenn der jeden Tag auf
meiner Matte draußen steht, und es passt alles nicht, weil das Fahrrad
schmutzig wird beim Benützen und andere Probleme, dann würde ich mir vielleicht
das nächste Mal einen neuen Käufer suchen.
Und ich würde mich freuen, wenn die Gemeinde Wien
eine Möglichkeit fände, Bieter und Bieterinnen entweder auszuschließen oder
ihnen das Leben zumindest schwerer zu machen, damit der Stadt Wien kein Schaden
bei Verkäufen entsteht. Aber wir diskutieren das ja morgen noch eine Spur
ausführlicher. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak.
Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Meine Damen und Herren!
Finanzstadträtin VBgmin Renate Brauner verschwieg bei
ihrer Präsentation des Rechnungsabschlusses 2006 am 5. Juni bewusst die
Schulden von Wiener Wohnen, ein Unternehmen der Stadt Wien, und zwar ein
ausgegliedertes Unternehmen. Bis jetzt musste Wiener Wohnen mit einem
Schuldenrucksack von 1,5 Milliarden EUR leben. Neu dazu kommen nun
weitere 200 Millionen EUR. Gemeindebauten der Stadt Wien verbergen
nur schlecht ihren Schuldenberg. Auch wenn StR Dr Michael Ludwig die
Schulden und die Probleme von Wiener Wohnen von seinem Vorgänger ererbt hat, ist
er derjenige, der für das Unternehmen Wiener Wohnen heute direkt verantwortlich
ist. Er sollte sich bei seinem Bürgermeister recht herzlich dafür bedanken.
Die Schüsse auf den achtjährigen Buben im Hueberhof
in der Quellenstraße 24b im 10. Bezirk lenken die Aufmerksamkeit auf
ein weiteres Problemfeld von Wiener Wohnen, das völlige Versagen von
Gebietsbetreuung, dem Konfliktmanagement von Wiener Wohnen und der ach so
gepriesenen Sozialarbeit der Stadt Wien. All diese Stellen konnten eine
Eskalation der Gewalt, die sich in mehreren Schüssen auf Kinder entlud, nicht
verhindern. Wir haben schon einige Male, gestern und heute, darüber diskutiert.
Mehr noch, obwohl die zuständigen Stellen von Problemen im betreffenden
Gemeindebau informiert waren, reagierten sie nicht oder nur unzureichend. War
die Gebietsbetreuung überfordert, frage ich mich, oder gar untätig? Das soziale
Miteinander ist ernsthaft in Gefahr, betrachtet man vor allem die misslungene
Siedlungspolitik der vergangenen Jahre, die in einem derartigen Vorfall in Wien-Favoriten
einen traurigen Höhepunkt fand. Ein explosives Gemisch droht zu explodieren.
Altmieter, die gerade ohne Mietbeihilfe ihre Miete zahlen können, die vielen
Sozialfälle, die Mietbeihilfe brauchen, die ohne Plan über ganz Wien
angesiedelten Neo-Österreicher, die oft nicht einmal, obwohl Österreicher, der
deutschen Sprache mächtig sind, Ausländer, die länger als fünf Jahre in
Österreich sind, und leider auch straffällig gewordene Menschen, die Wohnungen
von der Stadt Wien erhalten. All das zeichnet ein Bild einer aus dem Ruder
laufenden Situation im Wiener Gemeindebau. Haben StR Ludwig und Bgm Häupl
die Lage noch im Griff, frage ich mich.
Die marode finanzielle Lage von Wiener Wohnen, die
ich eingangs erwähnt habe, zeigt auch in einem anderen Punkt Schattenseiten.
Längst fällige Sanierungen können nicht mehr durchgeführt werden. Die Listen
der Sanierungsvorhaben werden immer länger. Leute beklagen sich, dass die
Sanierungen auf Jahre hinausgeschoben werden. Verfallene Bruchbuden sind kein
Aushängeschild von Wiener Wohnen. Kaum eine Sanierung kann mit Mietzinsreserve
nach § 18 Mietrechtsgesetz durchgeführt werden. Zwangsläufig kommt es
zu Streitigkeiten, wenn Mieterinnen und Mieter mehr für ihre Mietwohnung von
Wiener Wohnen zahlen müssen. Die Verwaltung von Wiener Wohnen trägt leider
nicht zu einer Verbesserung dieser Lage bei. Im Gegenteil, die Mängelliste wird
länger.
Einige Beispiele hier: In einer Wohnhausanlage im
21. Bezirk wurden im Winter 2005 bei geöffnetem Fenster
Installationsarbeiten durchgeführt. Wegen Frostgefahr fährt eigens ein
Installateur mit Helfer zu diesen Wohnungen und schließt die Fenster.
Extrakosten rund 100 EUR.
Für eine Badezimmertüre in einer 30 m²-Wohnung
wurden 560 EUR gezahlt. Diese Türen sind um einen Bruchteil im örtlichen
Baumarkt erhältlich.
Ein beliebtes Tauschobjekt sind offenbar
Bauzylinderschlösser. Hier wurde jeder Tausch extra verrechnet. In einem Fall
wurden am 8.11.2000, das ist schon länger her, fünf Bauzylinderschlösser um
665 EUR getauscht. Schon vorher wurde in dieser Wohnhausanlage bereits
viermal ein Bauzylinderschlössertausch verrechnet. Jedes Mal zu einem anderen
Preis.
Für das Schmieren und Ölen einer
Türe, also das
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