Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 118
unsere Stadtplanung in diesem Bereich nicht als Geschmacksrichter einsetzen, auch wenn der Fachbeirat der Stadtplanung seine Meinung geäußert hat.
Abschließend darf ich mich bedanken für die doch
konstruktive Diskussion, die hier abgeführt wurde – damit ich auch noch einmal
den Dank ausspreche, Kollege Chorherr –, und ich denke, dass wir in den
nächsten Jahren vieles noch gemeinsam im Sinne dieser Stadt verwirklichen
beziehungsweise planen und vorbereiten können. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke dem Herrn Stadtrat und kann damit
feststellen, dass zur Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr keine
Wortmeldung mehr vorliegt.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung. Ich schlage vor, die Debatte zur
Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung mit der Postnummer 3,
das ist der Jahresabschluss der Unternehmung „Stadt Wien – Wiener Wohnen"
für das Jahr 2006, gemeinsam durchzuführen, die Abstimmung über den
Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt und den Jahresabschluss der
Unternehmung „Stadt Wien – Wiener Wohnen" jedoch getrennt vorzunehmen.
Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Dies ist nicht
der Fall. Ich darf daher die Damen und Herren des Gemeinderats ersuchen, so
vorgehen zu dürfen.
Zu Wort gemeldet ist Herr StR Herzog, wobei ich
darauf hinweise, dass die Redezeit – wie bei allen anderen Geschäftsgruppen –
für die Erstredner der jeweiligen Fraktion mit 25 Minuten begrenzt ist. –
Bitte, Herr Stadtrat.
StR Johann Herzog: Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Zur Überraschung aller darf ich eingangs mitteilen,
dass wir diesem Kapitel auch nicht zustimmen werden. Ich möchte ein paar Punkte
in denn Mittelpunkt rücken, die ich für wahnsinnig wichtig halte, auch wenn ich
mich im Vergleich zu früheren Reden wiederhole.
Ein ganz wesentlicher Punkt ist für mich die
Verabschiedung der Sozialdemokratischen Partei vom sozialen Wohnbau im
Gemeindebaubereich durch die Mietzinsgestaltung, die auf leisen Pfoten nunmehr
seit dem Jahr 2006 Platz greift. Das heißt also, dass sämtliche Neuvermietungen
auf A-Kategorie, was ja gut ist, angehoben werden, dass aber dann
90 Prozent des Richtwertzinses zur Vorschreibung kommen, während bisher
eben der Kategorie-A-Zins zur Vorschreibung gekommen ist, ein Unterschied von
3,13 EUR auf 4,11 EUR.
Für mich ist das einerseits ein Bruch aller
Versprechen der Sozialdemokratischen Partei und des Vorgängers von Ihnen, Herr
Stadtrat, des jetzigen Ministers Faymann, aber davon abgesehen ist das auch
eine Verabschiedung von einer sozialen Wohnbauleistung, die die Gemeinde Wien
seit der Ersten Republik betrieben hat, wo in einer großartigen Leistung
70 000 Wohnungen aus dem Boden gestampft wurden und wodurch heute
220 000 Wohneinheiten – vielleicht sind es durch Zusammenlegungen
schon ein bisschen weniger geworden – zur Verfügung stehen.
Künftige Gemeindebauvermietungen werden dann
vergleichbar sein mit sämtlichen anderen Wohnformen, wie sie jetzt bestehen, da
wird es keinen Unterschied mehr geben. Man kann sie dann wahrscheinlich auch
preismäßig so halbwegs vergleichen, wenn man vom gehobenen Mietsegment der
Innenbezirke einmal absieht.
Wer A sagt muss auch B sagen, daher ist es für mich
nur eine Frage der Zeit, bis seitens der Stadtverwaltung auch die Zuschläge zum
Tragen kommen und dieses Zuschlagsystem selbstverständlich eingeführt werden
wird, auch wenn jetzt wieder einmal gesagt wird, es fände nicht statt.
Der Hinweis auf Wohnbeihilfe, die erfolgen kann, ist
für mich kein Argument für den Gemeindebau als besonders soziale Wohnform, weil
Wohnbeihilfen eben quer durch Wien gegeben werden. Mit anderen Worten: Die
Aufgabe des Gemeindebaus als sozialer Wohnbau im Sinne einer neuen
Mietzinsregelung ist durch die Wohnbeihilfe noch verstärkt vergleichbar mit
allen anderen Wohnformen, wo eben auch, in welcher Form auch immer, eine
Wohnbeihilfe gegeben wird; entweder die im städtischen Gemeindebau übliche oder
die allgemeine Wohnbeihilfe im sonstigen Bereich. Mit anderen Worten: Günstiger
Wohnraum wird bis zu einem gewissen Maß auf den Aussterbe-Etat gesetzt und mit
allen anderen Wohnformen gleich gestaltet.
Gleichzeitig gibt es in Wien – wir wissen das – einen
massiv steigenden Wohnbedarf. Nach Studien soll Wien im Jahr 2030
2 Millionen Einwohner haben, womit richtigerweise nunmehr eine
Weichenstellung erfolgen muss, weg von der Sanierung als Hauptschwerpunkt, die
wir mitgetragen haben, hin zu einer Neubauleistung, die notwendig wird. Wir
hätten uns gewünscht, dass pro Jahr auf alle Fälle
5 000 Gemeindewohnungen errichtet werden, allerdings setzt die Errichtung
von Gemeindewohnungen voraus, dass die soziale Kompetenz weiterhin erhalten
bleibt, das heißt also, dass wieder zurückgegangen wird auf den
Kategorie-A-Zins und nicht versucht wird, eben den Weg in Richtung allgemeine
Mietzinsverhältnisse zu gehen.
Die 2 Millionen Einwohner, die Wien da bekommen
wird, sind natürlich unglücklicherweise nicht durch die vermehrte Geburtenzahl
der österreichischen und Wiener Bevölkerung erklärbar, sondern durch
Zuwanderung, womit sich – ich werde das Thema nicht ausbauen; wir haben das
gestern und heute schon deutlich besprochen – selbstverständlich das
Konfliktfeld im Bereich von Zuwanderern und Einheimischen verschärfen wird.
Wobei man nicht ganz davon absehen darf, dass es das Konfliktfeld ja nicht nur
zwischen Einheimischen und Zuwanderern gibt, sondern dass ja eine ganze klare
Segregation innerhalb der Zugewanderten als solche existiert.
Wenn man zum Beispiel in den
Bezirken 16 und 17 offenen Auges durch gewisse Gegenden geht, sieht man ganz
deutlich, dass es Lokale gibt, wo nur Türken drinnen sind, Lokale, wo nur
Serben, wo nur Albaner, wo nur
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