Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 118
nicht in irgendeinem Medium - vorwiegend sind es Printmedien - irgendein Vorhaben der Stadtplanung, natürlich immer mit dem Bild des zuständigen StR Schicker, dargestellt wird. Zufälligerweise befindet sich dann meistens einige Seiten dahinter ein großes Inserat der Stadt Wien.
Keine Frage, die Intention dahinter ist relativ
leicht durchschaubar: Man möchte der Bevölkerung Bewegung statt des vorhandenen
Stillstands suggerieren. Wenn man sich aber die Situation genauer betrachtet,
sieht man, dass es doch einigermaßen gemächlich vor sich geht. Das steht,
glaube ich, deutlich im Widerspruch zum Kollegen Troch.
Hervorragende Beispiele hierfür sind die Masterpläne
Flugfeld Aspern und der Masterplan Hauptbahnhof, wo wir jetzt schon den
Flächenwidmungsplan haben. Nach einer jahrzehntelangen Zeitspanne der
Diskussion wurde, bevor man die Pläne - vor allem beim Flugfeld Aspern -
endgültig ad acta gelegt hat, rasch ein Masterplan erarbeitet. Da muss ich aber
dann schon die Frage stellen, wenn etwa der Kollege Mahdalik ohnehin alles
erfunden hat: Warum haben wir uns dann eigentlich so einen sündteuren
Masterplaner geleistet, wenn ohnehin Kollege Mahdalik da alles erfindet? Der
Mahdalik weiß alles, ich kenne ihn ja.
Nach der jahrzehntelangen
Zeitspanne der Diskussion wurde, wie gesagt, bevor man dann wirklich die Pläne
ad acta gelegt hat, relativ rasch ein Masterplan erarbeitet und dann auch durch
den Gemeinderat durchgepeitscht. Man hat dann gleich mit der Entwicklung der
Flächen begonnen – ich beginne jetzt mit dem Hauptbahnhof – und hat dabei
eigentlich vergessen, dass noch einige Hausaufgaben zu machen sind, beginnend
beim Flugfeld Aspern.
Der Masterplan wurde relativ groß abgefeiert, aber
was geschieht dort in Wirklichkeit, wenn wir uns das genauer anschauen. Es ist
zwar ein relativ großes Gewerbegebiet vorgesehen, es gibt jedoch keine
Investoren. Zwei kleinere Firmen interessieren sich dafür, aber nicht mehr.
Einen Bildungsstandort wird es geben. Faktum ist, es werden dort keine
Universitäten hinziehen, Interessenten aus dem Fachhochschulbereich gibt es
auch nicht. Also es tut sich relativ wenig dort, aber Hauptsache ist, man hat
einmal gefeiert und hat auch mittels Inseraten verkündet, wie toll und wie gut
das ist.
Ein bisschen anders schaut es aus beim Hauptbahnhof.
Die Flächenwidmung ist durch, Spatenstich ist erledigt. Was passiert jetzt beim
Frachtenbahnhof? Da hat man einfach vergessen, dass es dort noch relativ gut
funktionierende Betriebe gibt, wo Leute, Personen, Wienerinnen und Wiener
beschäftigt sind. Diese Betriebe kriegen jetzt einfach das Kündigungsschreiben
per 30.8. Wenn sie sich einigen mit dem Grundstücksbesitzer, dürfen sie bis
Ende 2008 bleiben. Was sagt die Stadtplanung? – Das geht uns nichts an,
denn das ist eine Frage des Grundstückbesitzers. (Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Das gehört der ÖBB!)
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Das kann Ihnen als
Planungsstadtrat nicht egal sein, wenn plötzlich von einem Tag auf den anderen
– und in einer längeren Zeitspanne ist das von einem Tag auf den anderen –
einfach 300 Menschen, die dort einen Arbeitsplatz haben, abgesiedelt
werden. Das kann Ihnen nicht egal sein, da kann ich nicht einfach sagen, das
ist eine Frage der ÖBB. Da brauche ich keine Stadtplanung dafür. (Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Sind
Sie ein Grundbesitzer?) Ich bin kein Grundbesitzer, ich habe nur einen
kleinen Kleingarten. (Amtsf StR
Dipl-Ing Rudolf Schicker: Dann werden Sie über Ihren Grund auch selber
bestimmen!)
Also ich sage Ihnen nur eines, und das ist meine
Meinung, Herr Stadtrat: Sehr wohl sind Sie als Stadtrat beziehungsweise Ihr Ressort
schon verantwortlich dafür, was mit diesen Betrieben passiert. Vor allem müssen
wir schauen, dass diese Arbeitsplätze in Wien erhalten bleiben. Es sind
295 Arbeitsplätze. Ich denke, dass das eine Aufgabe Ihres Ressorts sein
müsste in den nächsten Monaten, da wirklich zu schauen, dass wir die im
Stadtgebiet halten können. Ich denke auch, dass sich die Frau Finanzstadträtin
darüber sehr freuen würde, die uns ja gestern relativ breit mitgeteilt hat, wie
gut diese Arbeitsmarktpolitik in Wien funktioniert. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Was ist denn jetzt
eigentlich vor dem Hintergrund dieser im Gesamten sicher nur kleinen Thematik
Frachtenbahnhof die Aufgabe der Stadtplanung? Ist das jetzt die reine PR-Arbeit
für die SPÖ oder für den Stadtrat selbst? Hauptsache ist – und diesen Eindruck
hat man, wenn man sich die anderen Kollegen angehört hat, vor allem den
Kollegen Troch –, und es ist einfach wichtig, dass medial suggeriert wird, dass
etwas passiert in Wien, auch wenn dabei so nebenbei Mitbestimmungsrechte,
Bürgerbeteiligungen, Anhörungen von Bürgerinitiativen nicht berücksichtigt
werden oder die Meinung des Fachbeirates gar nicht abgewartet wird. Denn eines
muss ich schon sagen, Kollegin Gretner, auch bezüglich Wurstelprater und Riesenradvorplatz:
Ich finde, der Skandal war ja nicht, dass man auf den Fachbeirat nicht gehört
hat, der Skandal war ja der, dass es, bevor man den Fachbeirat damit beauftragt
hat, sich das anzusehen, schon den Baubescheid gegeben hat. Also das heißt, da ist
schon gearbeitet worden, bevor es der Fachbeirat überhaupt gesehen hat. Und das
ist eigentlich ein Armutszeugnis für das Planungsressort. Also da sollte man
sich schon einiges überlegen, oder da sollte sich der Stadtrat etwas überlegen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Die nächste Ebene, die ich
mir ein bisschen angeschaut habe oder die ich im letzten Jahr ein bisschen
beobachtet habe, ist eigentlich die Ebene der Überheblichkeit, die vor allem
auch – und das war jetzt für mich überraschend als neuer Gemeinderat – die
eigenen Genossen in den Bezirken spüren müssen.
Jetzt
habe ich wieder ein Beispiel aus meinem Bezirk, das schon wirklich legendär ist
– es wird an relativ vielen Stammtischen erzählt –, als im Dezember 2006
nach der Präsentation der Pläne für Rothneusiedl die Bezirksvorsteherin vor die
Anrainer getreten ist – es waren zirka 300 oder 350 Anrainer dort – und
einfach gesagt hat, das ist nicht unser Projekt. Die hat dort
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