Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 118
seit Monaten schon nottut.
Deshalb stellen wir einen Antrag, dass die Stadt Wien
betreffend Grundversorgung für AsylwerberInnen mit besonderen Bedürfnissen
aktiv werden muss und konkrete Maßnahmen ergreifen muss für die Betreuung.
Abschließend möchte ich die drei Anträge einbringen,
die von meiner Kollegin StRin Monika Vana angekündigt wurden.
Einer dieser Anträge betrifft die Frauenförderung im
öffentlichen Wien. Er ist inhaltlich schon begründet. Es geht um die Ziele
Erhöhung des Frauenanteils in Leitungsfunktionen, Erhöhung des Frauenanteils
bei Aus- und Weiterbildungen, Förderung der Väterkarenz und Verringerung der
Einkommensunterschiede. Den bringe ich ein im Namen meiner Kollegin Ingrid
Puller und mir.
Der vorletzte Antrag betrifft Einkommensunterschiede
zwischen Frauen und Männern. Hier wird gefordert, dass die Stadt Wien ein
Modell zur Koppelung der Wiener Wirtschaftsförderung an Kriterien zur Förderung
der Chancengleichheit von Frauen und Männern in Betrieben entwickelt.
Eingebracht im Namen meiner Kollegin Waltraut Antonov, meines Kollegen Martin
Margulies und Alev Korun.
Der letzte heute von mir eingebrachte Antrag betrifft
einen Berufsausbildungsfonds, der unverzüglich eingerichtet werden soll, um der
geschlechtsspezifischen Segregation am Wiener Arbeitsmarkt entgegenzuwirken.
Abschließend möchte ich kurz zusammenfassen, dass wir
dem Budget, ausgehend von der Integrations- und Diversitätspolitik der Stadt
Wien, nicht zustimmen werden, weil trotz ein paar positiver Schritte, die ich
in meiner Rede erwähnt habe, und trotz Einzelmaßnahmen keine Gesamtwirkung
erkennbar ist, an der die Stadt Wien wirklich arbeitet. Es ist trotz einer
fortschrittlichen Rhetorik, die inzwischen in SPÖ-Reden zu finden ist,
offensichtlich das Bewusstsein noch nicht da, dass konkrete Maßnahmen zur
Herstellung von Chancengleichheit nötig sind und nicht nur schöne
Sonntagsreden, wo man Chancengleichheit zwar im Munde führt und betont, wo die
Maßnahmen, durch die das Ziel erreicht werden soll, aber nicht vorhanden sind
und nicht durchgeführt werden. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau GRin Mag Ekici. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zu dem heutigen Rechnungsabschluss zum Thema
Integration kann ich hier ganz kurz und klar sagen: Die Integrationspolitik der
Stadt Wien hat versagt.
Ich bin keine Anhängerin von Weltuntergangstheorien,
aber die aktuellen Entwicklungen lassen nicht nur bei mir die Alarmglocken
läuten. Wie oft habe ich schon an dieser Stelle auf bestehende Probleme, aber
auch auf auf uns zukommende Szenarien auf Grund einer falschen
Integrationspolitik aufmerksam gemacht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt
Wien diese Bedenken ernst genommen und die dringend erforderlichen Maßnahmen
auch umgesetzt hätte. Nichts ist geschehen. Das Einzige, was passiert ist, war,
dass man alle konstruktiven Vorschläge unserer Fraktion schlichtweg ignoriert
hat.
Ignoranz wird gerade von Ihnen zu Recht als
unverantwortlich kritisiert, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SP-Stadtregierung,
aber dann müssten Sie sich auch an der eigenen Nase nehmen und die
offensichtlichen Probleme bewusst angehen. Die Vorfälle in einem Favoritner
Gemeindebau sollten uns allen parteiübergreifend als Mahnung gelten, und die
SPÖ sollte sie nicht, wie es die Kollegin Wehsely gestern gemacht hat,
bagatellisieren. Das, was geschehen ist, ist die Spitze eines Eisberges. Dem
steht die Politik des Bürgermeisters gegenüber, der bei seinem
Regierungsantritt behauptet hat, dass er Integration zur Chefsache machen wird.
Jetzt könnte ich ironischerweise fragen, sind Sie, Herr Bürgermeister, jetzt
meine Ansprechperson? Na ja, er ist ja nicht da. Von Chefsache ist bis dato
nichts zu bemerken, auf ein entscheidendes Wort von Ihrer Seite warten wir
leider noch immer. Das Gegenteil war und ist der Fall.
Ich habe einen Presseartikel vor mir liegen, datiert
mit dem 17. Mai 2006, Überschrift: „Häupl: Kein Problem mit
Integration." Ich zitiere weiter: Frage: „Die Stadt Wien hat also kein
Integrationsproblem?" Antwort Häupl: „Das war vor zehn, zwölf Jahren. Das
haben wir hinter uns. Wien ist meilenweit von Paris entfernt." Frage: „Es
gibt zwar keine Slums, aber Bezirke mit Ausländerdichte." Häupl nennt den
Brunnenmarkt als Beispiel, dass es keine Parallelgesellschaft gibt, und sagt
weiter: „Und es sind eigentlich auch keine Konflikte festzustellen." (GR Godwin Schuster: Wo ist das gestanden?)
Werte Mitglieder der Mehrheitsfraktion! Ich frage
Sie, was muss noch passieren, damit Sie den Ernst der Lage erkennen? Muss noch Schlimmeres
passieren als das, was sich in Favoriten ereignet hat? (GR Godwin Schuster: Haben wir Pariser Verhältnisse? Vergleichen Sie
Paris und Wien.)
Wollen Sie in puncto Integrationspolitik dorthin
kommen, wo Frankreich oder auch Deutschland zum Teil ist? Ist es Ihnen egal,
wenn sich auf Grund sozialer Probleme und kulturelle Schwierigkeiten
Parallelgesellschaften hier in Wien entwickeln? (GRin Anica Matzka-Dojder:
Merken Sie gar nicht, was Sie da reden? Sie verstehen das ja gar nicht!) Im
Moment haben wir einfach diesen Eindruck, als würde das für diese
Stadtregierung belanglos sein. (GR Godwin
Schuster: Aber dem ist nicht so!) Das wurde einfach vertuscht, meine sehr
geehrten Damen und Herren, nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein
darf. Eine gängige Politikauffassung dieser Stadtregierung, wie wir wissen,
aber in diesem Fall hätte sie auch tödlich ausgehen können.
Natürlich, Frau Kollegin, ist Wien nicht Paris, das
ist mir schon klar, aber es stauen sich immer mehr Ressentiments auf, die meist
ihre Wurzel darin haben, dass diese Stadtregierung in der Integrationspolitik
keine wichtigen, entscheidenden Schritte in den Bereichen Wohnen und Schule
setzt. (Beifall bei der ÖVP.)
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