Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 135 von 140
Pflegebedarfs in ihrer eigenen Wohnung bleiben wollen. Das Budget im FSW müsste massiv erhöht werden, damit man diesem künftigen Bedarf gerecht wird. Der künftige Bedarf ist Wohnen für ältere Menschen in den eigenen vier Wänden, damit müssten die Mittel für ambulante Pflege massiv erhöht werden. Man weiß, dass ein Drittel der PatientInnen aus stationären Einrichtungen in häusliche Pflege entlassen werden könnte; es bleibt nur zu hoffen, dass die Betroffenen das noch erleben.
Das gleiche Festhalten an der bisherigen Politik
schreibt sich leider auch in der Politik für behinderte Menschen in dieser
Stadt fort. Ankündigungen warten auf Umsetzung, und Visionen für die Zukunft
fehlen zur Gänze.
Das zeigt sich unter anderem im Bereich Wohnen für
behinderte Menschen. Ein Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik macht ein
Umdenken auch im Wohnen für behinderte Menschen notwendig. Behinderte Menschen
mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen brauchen ein breites Spektrum an
unterschiedlichen Wohnangeboten. Auch hier vermisse ich leider zukunftsweisende
innovative Projekte für das Wohnen von behinderten Menschen.
Die BetreiberInnen aktueller Wohnanlagen betreiben
diese mit großem Engagement. Fest steht aber, dass ein Ausbau von Wohnplätzen
erforderlich ist, dass behinderte Menschen künftig frei wählen müssen, welches
Angebot sie wählen wollen, und das Angebot muss zukunftsweisender und
innovativer sein. Allein der Zustand, dass immer noch 135 Menschen mit
Behinderung im Sozialtherapeutischen Zentrum Ybbs untergebracht sind, lässt den
Willen der Stadt nach zeitgemäßem Wohnen für behinderte Menschen vermissen.
Aber auch bei anderen Verbesserungen für behinderte
Menschen agiert die Wiener SPÖ nicht adäquat ihren Versprechungen. Ein
selbstbestimmtes, selbstständiges Leben von behinderten Menschen erfordert das
Angebot, aber auch die Finanzierung von persönlicher Assistenz. Wir alle
wissen, seit April 2006 läuft in Wien das Modellprojekt für persönliche Assistenz.
Einer Anfragebeantwortung der SPÖ ist zu entnehmen, dass erst nach dem
Auslaufen des Projekts im März 2008 eine Evaluierung des Projekts stattfinden
wird.
Diese Antwort, meine Damen und Herren, ist unrichtig!
Denn es wurde aus dem Budget von 2 Millionen EUR, das für dieses
Projekt zur Verfügung gestellt wird, eine Studie in Auftrag gegeben, eine
Begleitstudie zu dem Modellprojekt, und das Zwischenergebnis dieser
Begleitstudie liegt bereits vor. Es ist unverständlich, dass eine aus Steuermitteln
bezahlte Studie der Opposition nicht zugänglich gemacht wird oder sogar in
Abrede gestellt wird. Und abgesehen davon, ist es auch für die betroffenen
Menschen eine Zumutung, dass erst am Ende des Modellprojekts Persönliche
Assistenz eine Evaluierung überlegt wird, und danach, ob und wie es weitergehen
soll.
Meine Damen und Herren! Abschließend noch einige
Gedanken zum Drogenbereich. Auch hier zieht sich die Politik der
SPÖ-Mehrheitsfraktion in diesem Haus wie ein roter Faden durch. Grundsätzlich
sind wir als ÖVP in groben Zügen mit den Ansätzen der Wiener Drogenpolitik
einverstanden - auch das habe ich schon mehrfach betont -, aber nicht mit der
Umsetzung der Drogenpolitik.
Die Vorgehensweise in der Drogenpolitik entspricht
einmal mehr der typischen SPÖ-Mentalität des Drüberfahrens. Die zuständigen
Fachgremien des Gemeinderates und Landtages werden nicht in
Entscheidungsprozesse eingebunden, wir werden über Medien informiert. Im
Gegenteil: Eine Diskussion über neue Ansätze im zuständigen Fachgremium, dem
Drogenbeirat, ist nicht erwünscht. Hier wird uns lästigen Abgeordneten der
Opposition vorgeschlagen, in Vier-Augen-Gesprächen mit Experten ein paar Dinge
zu besprechen, und damit werden unsere Ideen auf ein Neben-, ein Abstellgleis
gestellt, damit im Drogenbeirat nicht diskutiert werden muss.
Nur, meine Damen und Herren, durch Absprechen des
Problems oder durch Pressekonferenzen wird dem Problem weder für die
suchtkranken Menschen, also für die Betroffenen, noch für die Bevölkerung
Rechnung getragen. Die Stadt Wien sollte ihre Drogenpolitik dahin gehend
ändern, suchtkranken Menschen eine nachhaltige Verbesserung und eine echte
Hilfestellung bieten zu können. (Beifall bei der ÖVP.)
Den Status quo beizubehalten, darf nicht der Weisheit
letzter Schluss bleiben. Und das, meine Damen und Herren, gilt für alle
Bereiche des Gesundheits- und Sozialwesens dieser Stadt! Arbeiten wir an den
Ursachen der Erkrankung des Patienten Gesundheits- und Sozialwesen in Wien.
Ersparen wir uns kostenintensive öffentliche Selbstbeweihräucherung im Sinne
der Menschen dieser Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Mörk. Ich erteile es ihr.
GRin Gabriele Mörk (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Es ist eine verantwortungsvolle und für die
Gesellschaft ungemein wichtige Aufgabe, jene Menschen zu unterstützen, die in
einer sozialen Notlage sind. Die Qualität einer Gesellschaft erkennt man daran,
wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Die Unterstützung dieser
Menschen liegt im Interesse aller, denn eine wachsende Kluft zwischen Arm und
Reich ist der Keim für Konflikte und gefährdet unseren sozialen Frieden. Diese
Kluft zu schließen, muss daher unser aller Anliegen sein.
Hilfe zur Selbsthilfe für sozial Schwache ist ein
Beitrag dazu. Diese Arbeit verlangt umsichtige und exakte Planung, einen
kostenbewussten Einsatz der von den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung
gestellten Steuermittel und natürlich großes persönliches Engagement von allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in diesem Bereich tätig sind.
Die Daten des vorliegenden
Rechnungsabschlusses geben einen profunden Überblick über die qualitätsvolle,
serviceorientierte und nicht zuletzt engagierte Arbeit, die
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