Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 125 von 140
gesprochen. Wenn es gelungen ist, und ich schaue die Frau Direktor Herbek an und weiß, dass Sie sich persönlich sehr eingesetzt haben, dieses Abwandern nach Niederösterreich abzufangen, dann freue ich mich, aber es braucht sozusagen nicht nur die Notmaßnahme in letzter Sekunde, sondern es braucht strukturelle Maßnahmen.
Stellen
Sie sich vor, ich will es mir kaum vorstellen, aber stellen Sie sich vor, Sie
sind Mutter eines kleines Schulphobikers, der sechs oder sieben ist, sich
irrsinnig fürchtet, stationär aufgenommen werden muss, dann zusammen mit einem
17-jährigen drogenkranken Patienten im Zimmer ist und vielleicht sieht, und das
war auch der Fall, das hat mir eine Mutter geschildert, wie Zwangsmaßnahmen an
diesem für ihn großen, erwachsenen Zimmergenossen vorgenommen werden. Ob der
weniger phobisch nach Hause geht, als er hineinkommt, scheint sehr die Frage zu
sein. Die Ärzteschaft hat, und das halte ich für ganz besonders riskant oder
besorgniserregend, davon gesprochen, dass die State-of-the-Art-Behandlung nicht
sichergestellt sein kann unter Bedingungen der räumlichen und Ressourcengrenzen,
die dort vorzufinden sind. Es ist schwierig, wenn man Jugendliche hat, die in
ihre Krisen agieren und vielleicht auch gewalttätig sind - all das kommt vor -,
wenn die zusammen mit kleinen Kindern sind, die Zuwendung und vor allem Schutz
brauchen.
Es
braucht in Wien zwei weitere Abteilungen für Jugendpsychiatrie. Es kann nicht
so sein, dass im Otto-Wagner-Spital und in der Erwachsenenpsychiatrie die
Kinder und Jugendlichen schlicht aus Platzmangel untergebracht werden, aus
Mangel an Aufnahmekapazität.
Das
Letzte will ich Ihnen auch nicht vorenthalten. Es hat sich bei mir eine Mutter
gemeldet, die bei mir gesessen ist und wirklich tief geschluchzt und geweint
hat. Vor einigen Jahren hat ihr damals 16-jähriger Sohn an tiefer Depression
gelitten. Sie wollte ihn in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im AKH, am
Rosenhügel, schlussendlich im Otto-Wagner-Spital unterbringen. Er ist überall
abgewiesen worden, weil Freitag war und alles voll war. Dann ist ihr Sohn aus
dem Fenster gesprungen. Er hat einen Selbstmordversuch gemacht. Sein Leben
konnte nur dank der Kunst von beherzten Ärzten gerettet werden. Seither ist er
Dauergast in psychiatrischen Einrichtungen. Diese Frau ist verzweifelt am Leben
und verzweifelt an der Hoffnung, was es überhaupt geben kann und wie es
zugelassen werden kann, dass Kindern so mitgespielt wird.
Es
krankt nicht nur an den mangelnden Aufnahmekapazitäten, sondern es krankt auch
an der Nachsorge. Es krankt daran, dass sich das Amt für Jugend und Familie
nobel oder unnobel, eher unnobel, zurückzieht aus der Versorgung, aus der
Nachsorge durch psychiatrisch-therapeutische Wohngemeinschaften, die es
dringend braucht und die oft diagnostisch initiiert werden, im konkreten Fall
bei einem schwierigen Jugendlichen, der über ein Jahr lang am Rosenhügel wohnt,
schlicht und einfach, weil keine Institution für ihn gefunden werden konnte,
die ihn mit seinen zugegeben großen Verhaltensschwierigkeiten aufgenommen hat.
Es gab und gibt eine Dienstanweisung des Amts für Jugend und Familie, dieses
Kind nicht aufzunehmen, eine stationäre neuropsychiatrische Akuteinrichtung ist
kein Wohnort für noch so schwierige Kinder.
Ich
weiß, dass es hier Kompetenzabgrenzungen zwischen der Frau VBgmin Laska und der
Frau StRin Wehsely gibt. Daher gehen meine Anträge, diese Mangelversorgung
sofort und schleunigst abzuwenden, an beide führenden Politikerinnen.
In
einem Fall ersuche ich die Frau StRin Wehsely, unbedingt alle Maßnahmen zu
ergreifen, um den Mangel in der jugendpsychiatrischen stationären Versorgung
abzustellen, zwei weitere Abteilungen in Wien für die Grundversorgung
einzurichten und den Rosenhügel mit den nötigen Ressourcen auszustatten.
Im
zweiten Antrag fordere ich von der zuständigen Stadträtin und
Vizebürgermeisterin, das Amt für Jugend und Familie in die Pflicht zu nehmen,
die Aufgaben in der Nachsorge der Psychiatrie auch wahrzunehmen.
Ich
bitte Sie, den Anträgen zuzustimmen. Im Übrigen bleibt dann noch zu sagen, wir
stimmen dem Rechnungsabschluss, sowohl der Unternehmung Krankenanstaltenverbund
als auch der Stadtregierung, nicht zu. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Korosec. Ich
erteile es ihr.
GRin
Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau
Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau
VBgmin Brauner hat heute gesagt, ein Budget und ein Rechnungsabschluss sind in
Zahlen und Tabellen gegossene Politik, ein Budget zeigt den Gestaltungswillen
einer Stadt, ein Rechnungsabschluss zeigt die Umsetzungskompetenz und dieser
Rechnungsabschluss, sehr verehrte Damen und Herren, ist der Nachweis, wie
erfolgreich Sie die Politik in der Praxis realisiert haben. Sie hat dann aber
auch gesagt, die Sozialhilfeempfänger in Wien sind deutlich mehr geworden. Ich
behaupte, sie sind zuviel geworden! (Beifall bei der ÖVP.)
Obwohl
das heute schon einige Male gesagt wurde, kann ich es mir nicht ersparen, es
noch einmal zu sagen, es ist der Beweis einer falschen Beschäftigungspolitik
und einer fehlgeleiteten Bildungspolitik in dieser Stadt! Denn, meine Damen und
Herren, eine gute Wirtschaftspolitik ist die beste Sozialpolitik und auch die
beste Arbeitsplatzpolitik! (Beifall bei der ÖVP.)
Die
hohe Arbeitslosigkeit in Wien zeigt Ihre mangelnde Wirtschaftskompetenz! Das
haben Sie, meine Damen und Herren von den Sozialdemokraten, zu verantworten,
weil Sie regieren allein in dieser Stadt! Leider, sage ich! (Beifall bei der
ÖVP.)
Sie sind verantwortlich dafür, dass es die höchste
Arbeitslosenrate in Wien gibt! Wenn Herr Klubobmann Oxonitsch heute bei
8 Prozent gefunden hat, das sei eh schon positiv, weil es besser geworden
ist, dann kann ich nur sagen, das ist ein Hohn! Wenn man sich anschaut, in Oberösterreich
3 Prozent, in Wien 8 Prozent,
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