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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 111 von 140

 

Diese Gebührenerhöhungen sind ungerechtfertigt und unsozial, überhaupt, wenn man sieht, welche Überschüsse hier erarbeitet wurden!

 

Ein zweiter Kritikpunkt ist natürlich die zunehmende Anzahl der Ausgliederungen – wie zuletzt im Rahmen der MA 45 –, womit sich ja die Kontrollmöglichkeit durch die Opposition deutlich verschlechtert. Wir lehnen diesen Rechnungsabschluss daher ab. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren! Das Gewitter rückt heran Unter Blitz und Donner komme ich zur Sache.

 

Vorweg möchte ich diese Debatte nützen, um zu erwähnen, dass ich mir ein Beispiel am japanischen Premierminister nehme. Er hat nämlich eine interessante Vorgabe gemacht, die vielleicht auch einige Herren hier im Gemeinderat beherzigen könnten! Der japanische Premierminister hat gesagt: Es wird immer heißer, und da ist es doch schwachsinnig, wenn man Büros baut, in denen es irrsinnig kalt ist, nur weil wir Japaner einen Dresscode haben, dass man auch bei 35 Grad ein Sakko anzieht und eine Krawatte trägt, womit man dann dauernd schwitzt. – Das hat er gesagt und ist dann zur Regierungssitzung im Leiberl gekommen. Ich war noch nie in einem Leiberl bei einer Debatte hier. Aber ich habe das ungemein schlau gefunden, und es hat mir irgendwie zum Nachdenken gegeben. Ich frage jetzt Herrn Kollegen Pfleger, Herrn Schock, Herrn Hufnagl und alle möglichen Herren: Warum zieht man sich im Sommer an, als wäre es wahnsinnig kalt? (GR Mag Wolfgang Jung: Soll ich eine kurze Hose anziehen?) Eine kurze Hose geht vielleicht zu weit, aber ein Leiberl ist durchaus legitim!

 

Ich meine das ernsthaft! Es bedarf des Muts zur Verhaltensänderung, und das beinhaltet für mich auch eine Symbolik. Auf dem Leiberl, das ich das nächste Mal anhaben werde, wird nicht – wie auf dem, das ich heute trage – "Afrika" stehen, sondern auf dem wird vielleicht stehen: „Bei über 35 Grad trage ich kein Sakko!“ Vielleicht gibt auch der Herr Klubobmann der SPÖ einmal eine Möglichkeit aus. Es wird mir, glaube ich, heute nicht mehr kalt werden!

 

Ich möchte bei dieser Debatte genau zweieinhalb Themen ansprechen, und ich werde meine 12 Minuten jetzt nicht mehr brauchen. Ich werde das Ganze nicht in einer epischen Breite wie Herr Kollege Hufnagl anlegen, sondern bringe nur einige wenige Beiträge.

 

Erstens zum erneuerbaren Energieträger Fotovoltaik: Dessen Verbreitung in Österreich ist schlecht. Das hat insbesondere mit dem auch von der SPÖ auf Bundesebene mit verursachten Ökostromgesetz zu tun. Die Zahl der Neuanlagen ist dadurch eingebrochen. – Ich möchte Ihnen ein Argument liefern, warum man sich speziell auf die Fotovoltaik konzentrieren sollte: Ich weiß, dass diese relativ wenig Strom liefert, und ich weiß, dass sie teuer ist, aber sie bringt etwas Wichtiges mit sich: Jeder und jede, der oder die zu Hause eine Fotovoltaik-Anlage hat – und sei sie noch so klein – weiß spätestens dann, wie viel Strom er oder sie braucht.

 

Ich glaube, ich habe es hier schon einmal gesagt: Ein großes Problem bei den laufenden Stromverbrauchs-Zuwachsraten ist, dass die wenigsten Wienerinnen und Wiener wissen, wie viel Strom sie verbrauchen. In dem Moment, in dem man aber um teures Geld eine – wenn auch noch so kleine – Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, für die man vielleicht 3 000 EUR ausgegeben hat, wird man dafür sensibilisiert, dass man mit nur zwei Standby-Schaltungen mehr Strom einspart, als die ganze teure Fotovoltaik-Anlage kostet, und so würde sich sehr viel bewegen. Auch das ist ein Nutzen dieses hochwertigen Energieträgers. Die Zahl der Ökostrom-Anlagen in Österreich, die jedes Jahr dazu kommen, ist jedenfalls geringer als der Stromverbrauchszuwachs jedes Jahr. Auch Wien verzeichnet deutliche Stromverbrauchszuwachsraten. Und Sensibilität dafür kann man nicht verordnen, aber man kann die Bewusstlosigkeit von 98 Prozent der Bevölkerung sanft und mit Anregungen durchbrechen. (GR Heinz Hufnagl: Da sind auch sehr viele Grünwähler dabei!) Selbstverständlich sind da auch sehr viele Grünwähler und Grünwählerinnen dabei, jawohl!

 

Ich versuche immer wieder, diesbezüglich bewusstseinsbildend zu wirken. Ich versuche, die Leute darauf aufmerksam zu machen, wie viel sie nun für ihren Stromverbrauch zahlen oder was 2 kW oder 2 kWh oder 20 kWh heißt. Da kann man darüber nachdenken, was man da durchbrechen kann. – Und eine Möglichkeit ist eine ausgedehntere Förderung auch ganz kleiner Anlagen, die sozusagen die Sensibilität sicherstellen, dass man etwa, wenn man einen neuen Flachbildschirm kauft, zumindest nachfragt, wie viel Strom dieser denn verbraucht.

 

Ich spreche noch einmal guten Gewissens die Garantie aus: Es gibt keinen Wiener Haushalt, der nicht zumindest 10 Prozent oder 20 Prozent Strom einfach durch bewusste Maßnahmen einsparen könnte. Und das wären europaweit ziemlich viele Atom- oder Kohlekraftwerke. – So viel zu meinem Vorschlag 1.

 

Vorschlag 2, bevor ich zum Antrag komme: Es gäbe einen wunderbaren kurzfristigen Schritt in diese Richtung, und das könnte – ich sage es halt jetzt, obwohl Sie nicht unmittelbar dafür zuständig sind, Frau Stadträtin – WIENSTROM machen. Ich habe das schon einmal zur Diskussion gestellt: Ich plädiere für eine Stromrechnung, die man auch lesen kann. Ich habe das einmal testweise gemacht, und habe – auch Akademikern, aber nicht nur – gesagt: Du hast jetzt zwei Minuten Zeit, ich lege dir jetzt diese fünfseitige Stromrechnung vor. Sage mir nachher, wie viel Strom du verbrauchst! – Das ist eine ziemlich anspruchsvolle Übung. Man findet es schon, aber es ist nicht leicht.

 

Da ich diese Diskussion schon länger führe, weiß ich, dass es eine Verordnung gibt, wie die Stromrechnung auszusehen hat. (Zwischenruf von GR Heinz Hufnagl.) Es wäre aber zweckmäßig, einen netten Begleitbrief des Generaldirektors der WIENSTROM mitzuschicken, in dem es beispielsweise heißt: Sehr geehrter Herr

 

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