Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 140
ausgegeben wurde, leider hinausgeschmissen!
Mir ist der Verkehr als Umweltthema noch aus einem
ganz anderen Grund sehr wichtig. Meine Herrschaften! Verkehr ist auch für Lärm als
immer mehr zunehmende Umweltbelastung verantwortlich. Zwar behauptet unsere
Stadtregierung immer wieder, dass der Lärm auf dem Rückzug sei, doch die
Menschen dieser Stadt empfinden das anders. Auch aus der Sicht des Lärmschutzes
muss die Verkehrspolitik in dieser Stadt also im Mittelpunkt des Interesses
stehen.
Apropos Lärmschutz: Auch wenn Kollege Maresch zuerst
über Mahdalik wegen des 22. Bezirks gesprochen hat: Ich kann bestätigen, dass
gerade in den Sommermonaten und vor allem zur Urlaubszeit der Fluglärm sehr
stark zugenommen hat. Die Bevölkerung im 22. Bezirk leidet darunter
sicherlich sehr stark. Abgesehen davon, dass ich nicht für das Florianiprinzip
bin, halte ich jedenfalls fest: Diesbezüglich muss etwas geschehen. Das
Nachtflugverbot haben wir nämlich derzeit offenbar total vergessen. Es wird
einfach negiert.
Ich kann von dem Problem wirklich ein Lied singen,
Sie können es mir glauben: Ich lebe direkt unter einer Anflugschneise Wiens,
und es spielt sich tatsächlich so ab, dass ab 1 Uhr in der Nacht die
Flieger halb- bis dreiviertelstündlich bis 5 Uhr morgens fliegen, und von
5 bis 9 Uhr geht es dann im 10-Minuten-Takt dahin. Es ist wirklich nicht sehr
angenehm, in dieser Zone zu leben, und ich kann mir vorstellen, dass sich sehr
viele Anrainer und Bürger darüber aufregen. Ich bekomme laufend diesbezügliche
Beschwerden.
Daher bitte ich unsere Mediationsleute und allen
voran Herrn Valentin, den ich hinter mir stehen sehe, dafür zu sorgen, dass
diesbezüglich etwas geschieht! Von einem Nachtflugverbot zu reden, nützt
nämlich nichts, wenn die Flieger von 1 Uhr bis 4 oder 5 Uhr
regelmäßig fliegen. So kann das nicht weiter gehen! Ich weiß schon, dass jeder
gern in den Urlaub fliegt. Das ist mir klar. Und ich will jetzt auch nicht
erreichen, dass über Liesing oder über den 14. Bezirk geflogen wird.
Irgendeine Abhilfe muss es aber geben! Vielleicht kann man die Flugrouten so
gestalten, dass nicht alles über einen Bezirk geht, sondern dass man das so
gestaltet, dass abwechselnd jeder an die Reihe kommt, denn sonst ist die
Belastung für einen Teil wirklich zu groß.
Bei Ihrer Umweltpolitik ist von all diesen
Grundgedanken leider derzeit sehr wenig zu merken, so wie meiner Meinung nach
überhaupt ein bisschen die Konzeption fehlt. Eine solche müsste es aber angesichts
von Umweltproblemen, die in Zukunft immer gravierender sein werden, geben. Wir
lesen täglich in den Zeitungen vom Klimawandel und vom Ozonloch, auch wenn
Kollege Blind das nicht so sieht. Ich sehe das schon so! Da kommt sicherlich
eine Gefahr auf uns zu! Darauf müssen wir reagieren.
Schauen wir uns einmal die hohe Politik in Amerika
an! Auch dort gibt es einen Österreicher, der sich sehr für Umweltpolitik
einsetzt, und das zu Recht. Denn gerade in Amerika wird diesbezüglich eher
überhaupt nichts getan.
Wir müssen aber hier auf jeden Fall etwas tun, und
dafür trägt die Stadtregierung Verantwortung. Dafür, dass sie nicht bereit ist,
diese Verantwortung zu übernehmen, ist dieser Rechnungsabschluss aber leider
ein schlagender Beweis. Und deshalb, meine Damen und Herren, lehnen wir den
Rechnungsabschluss 2006 ab. – Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Nun
gelangt Herr GR Hufnagl zu Wort. – Bitte schön.
GR Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Umweltstadträtin! Meine Damen und Herren des Wiener Gemeinderates!
Es ist beinahe ein Vierteljahrhundert her, seitdem
der damalige Wiener Bürgermeister Mag Leopold Gratz 1973 einen Meilenstein
mit Dauerwirkung in der Wiener Stadtpolitik setzte. Er fasste die direkt
umweltbezogenen Agenden in eine eigene Geschäftsgruppe zusammen und ernannte
Peter Schieder zum ersten Umweltstadtrat Wiens. Dieser Schritt kam früher als
analoge Entscheidungen in den übrigen Bundesländern, und bald fand sich in der
Wiener Stadtregierung die Umweltpolitik als Querschnittsmaterie, der sich alle
Stadträtinnen und Stadträte entsprechend verbunden fühlten. So wurden auch die
Ergebnisse, die diese erzielten, national wie international mit Akzeptanz und
Beachtung aufgenommen.
Es war daher kaum verwunderlich, dass Anfang der 90er
Jahre der Begriff „Umweltmusterstadt Wien“ geboren wurde. In der Öffentlichkeit
immer häufiger verwendet, blieb ihm das geteilte Schicksal, analog dem
Rollenspiel hier in der Wiener Stadtpolitik, allerdings nicht erspart: Während
die Vertreter der Regierungspartei diesen Begriff sehr wohl in ihren Bilanzen
berechtigt und stolz verwendeten, konnten die Oppositionsparteien anfänglich
mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. Nach Negierung folgte Nasenrümpfen,
und in der Gegenwart hört man bestenfalls ein halbherziges „Ja, aber".
Will man sich der Berechtigung dieses Ehrenprädikates
„Umweltmusterstadt Wien“ möglichst objektiv nähern, dann ist die jährliche
Lebensqualitätsstudie von William M. Mercer ein geradezu unverzichtbarer
Ratgeber. Diese weltweit größte, mit 13 000 MitarbeiterInnen in 14 Ländern
tätige Unternehmens- und Personalberatungsagentur bringt 215 Metropolen in das
weltweite Ranking des Quality of Life-Survey.
Auffallend
dabei ist, dass 10 Kategorien der insgesamt 39 gerankten Kriterien
zusammengefasst sind mit Political and Social Environment, Economic
Environment, Social and Cultural Environment, Medical and Health Considerations
inklusive Waste Disposal und Air Pollution, Public Services and Transport und
last but not least Natural Environment. Diese Kriterien entsprechen in
ihrer Mehrzahl also dem umfassend definierten Umweltgedanken und sind damit der
Nachhaltigkeit verpflichtet.
War unsere Stadt schon in den
letzten Jahren stets an Spitzenplätze gewöhnt, so nimmt sie auch in der
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