Gemeinderat, 22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll -
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Grünen wollen mit
einem Wort, dass Chancengerechtigkeit hergestellt wird. Und wir wollen nicht,
dass wir bis zum Sankt Nimmerleinstag darauf warten, dass diese Gesamtschule,
die dringend notwendig wäre, eingeführt wird, sondern wir wollen, dass jetzt
etwas geschieht.
Und deswegen jetzt einmal ein paar Worte zu diesen
Kindern, die von Benachteiligung betroffen sind.
Erstens einmal: Es ist ungefähr jedes vierte Kind in
Wien, das benachteiligt ist. Ein Hauptgrund für die Benachteiligung ist, dass
die Eltern wenig verdienen. Man hat festgestellt und nachgewiesen, dass nur
10 Prozent der Kinder, deren Eltern weniger verdienen als
1 500 EUR monatlich, eine AHS besuchen. Das geringe Einkommen der
Eltern ist maßgeblich für die Benachteiligung. Und ich denke, das kann in dieser
Stadt niemand wollen. – Das war der erste Punkt, dass sie wenig verdienen.
Der zweite Punkt: die niedrigen Bildungsabschlüsse
der Eltern. Kinder, deren Eltern niedrige Bildungsabschlüsse haben, landen in
der Regel in der Hauptschule. Und wenn wir uns das jetzt anschauen, die, die
wenig verdienen, und die, die niedrige Bildungsabschlüsse haben, so sind das
Kinder aus österreichischen Haushalten oder Kinder, deren Muttersprache Deutsch
ist, genauso wie Kinder mit Migrationshintergrund. Die braucht man überhaupt
nicht auseinanderzudividieren. Außerdem gibt es noch eine Gruppe, bei der
erschwerend hinzukommt, dass die Kinder die deutsche Sprache nicht ausreichend
verstehen und sprechen können.
Jetzt sage ich noch etwas, und dazu hat mich Herr GR Madejski
sozusagen inspiriert: All das sind unsere Kinder! Alle sind unsere Kinder! (Zwischenruf
von GR Dr Herbert Madejski.) Sagen Sie nicht Nein! Ich sage Ja! Die
Kinder, deren Eltern wenig verdienen, sind unsere Kinder. Die Kinder, deren
Eltern niedrige Bildungsabschlüsse haben, sind unsere Kinder. Und die Kinder,
die Deutsch nicht gut verstehen können, sind unsere Kinder. (Beifall bei den
GRÜNEN. – GR Kurth-Bodo Blind: Ohne Deutsch geht das nicht! – GR
Dr Herbert Madejski: Wir hören das seit zehn Jahren! Was hat sich
verbessert, seitdem Sie reden?) Es wäre wirklich fein, wenn sich die Dinge
deswegen verbesserten, weil ich Gescheites spreche! Dann wäre es nämlich in
Wien wesentlich besser, als es heute der Fall ist!
Jetzt möchte ich noch eine Frage in den Raum stellen:
Wer muss eigentlich Interesse daran haben, dass all diese benachteiligten
Kinder Chancengerechtigkeit erfahren? – Das möchte ich jetzt noch
aufzählen, weil ich das für wichtig halte und weil ich mir denke, dass sich da
vielleicht auch der eine oder andere oder die eine oder andere Freiheitliche
irgendwo einordnen könnte: Interesse müssen daran alle Menschen in Wien haben,
denen Menschenrechte und Kinderrechte irgendwie wichtig sind. Ich weiß: Das
sind die, die Sie immer süffisant und zynisch als „Gutmenschen“ bezeichnen! Ich
hoffe aber, dass es in Wien viele Gutmenschen gibt, die an Menschenrechten und
Kinderrechten Interesse haben, die es ernst meinen und wollen, dass all diese
Kinder einen möglichst hohen Schulabschluss machen!
Zweiter Punkt: Alle Menschen in Wien, die an einer
florierenden Wirtschaft interessiert sind, sollten ebenfalls großes Interesse
daran haben, dass alle Kinder möglichst hohe Schulabschlüsse machen und so gut
gebildet sind, wie es nur irgendwie möglich ist. Die GRÜNEN sprechen nicht von
„Humankapital“ und „bestmöglich nutzen“ et cetera. Aber auch diejenigen, die
auf dieser Seite stehen und so denken, sollten eigentlich sagen: Wir können
nicht auf jedes vierte Wiener Kind verzichten! Wir müssen alle fördern! Wo bleibt
denn da Ihre hohe Wirtschaftskompetenz? (Zwischenruf von GR Mag Johann
Gudenus, MAIS.) Ich weiß! Was ich sage, ist immer aufregend! Das freut mich
sehr!
Dritter Punkt: Alle, die an einem friedlichen
Zusammenleben in Wien Interesse haben, müssen daran interessiert sein, dass
Menschen und vor allem Kinder und Jugendliche sich nicht an den Rand gedrängt
fühlen, sondern dass alle Bildungschancen und Zukunftschancen sehen.
Wissen Sie nämlich, was geschieht, wenn das nicht der
Fall ist? – Das führt dann tatsächlich zu all den Erscheinungen rund um
Vandalismus, Gewalt, Alkoholmissbrauch, Kriminalität und so weiter, und diese
Phänomene nehmen zu. Wollen Sie das wirklich? Wenn Sie wollen, dass jedes
vierte Wiener Kind keine Bildungschancen sieht und keine Zukunftsperspektiven
entwickelt, dann sagen Sie es laut! Sie treiben nämlich diese Menschen genau in
die Richtung, die wir alle nicht wollen können! Das verursacht hohe
Folgekosten, und daher sollten sich auch alle Menschen, die keine hohen
Folgekosten bezahlen wollen, da einreihen und dafür sorgen, dass alle eine gute
Ausbildung erhalten.
Nächster
Punkt: Es gab eine Diskussion darum, ob es ein Vorschuljahr beziehungsweise ein
letztes Kindergartenjahr geben soll, und dabei ging es um die fünf- bis
sechsjährigen Kinder. Alle Unterlagen, Statistiken und Zahlen, die uns zur
Verfügung stehen, zeigen aber, dass das letzte Jahr zu spät greift. Ich glaube,
dass die Diskussion durchaus von beiden Seiten gut gemeint war, sie greift
aber, wie gesagt, eindeutig zu kurz. Im Hinblick darauf ist eine Maßnahme
notwendig, welche die hohe Bildungsfähigkeit der drei- bis sechsjährigen Kinder
voll fördert und nutzt. Aus allen Unterlagen, die uns von der Reformpädagogik
zur Verfügung gestellt werden, geht eindeutig die hohe Bildungsfähigkeit der
Kinder in diesem Alter hervor.
Auf diesem Grund bringen wir heute einen
Beschlussantrag ein, der bei den GRÜNEN gar nicht so leicht ausdiskutiert
werden konnte, und zwar aus einem Grund, den ich noch erwähnen werde. –
Wir wollen, dass es in Wien für jedes Kind – ich wiederhole: für jedes
Kind, damit auch Sie es verstehen! – einen kostenlosen Kindergarten- oder
Kindergruppenplatz geben soll, und zwar zunächst, aber nur bezogen auf die
Bildungsfähigkeit, ab dem Alter von drei Jahren. Dieses Angebot soll qualitativ
besser sein, als es jetzt der Fall ist.
Das ist von unserer Seite
keinerlei Kritik an den tätigen KindergartenpädagogInnen, sondern wir sagen
einfach, dass es zu wenig KindergartenpädagogInnen
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