Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 140
Gesundheitsversorgung. Irgendjemand wird es zahlen müssen. Oder man regelt, wie die Bundesregierung vorschlägt, bei der Pflege. Es trifft die Menschen, die ein bisschen ein Vermögen haben, weil wenn man es sich über den Daumen umrechnet, ab dem Zeitpunkt, wo man 300 000 EUR Vermögen hat, sind die Einnahmen aus dem Vermögen schon zu hoch, als dass man tatsächlich einen Anspruch hat und man kann sich die Pflege auch leisten. Das heißt, es trifft genau den Mittelstand. Die 5 000 EUR-Grenze trifft ganz genau den Mittelstand, sie trifft überhaupt keine Reichen. Es ist eine Vermögenssteuer von bis zu fast 100 Prozent, nämlich das gesamte Vermögen dieser 5 000 EUR wird besteuert.
Dann rede ich doch lieber über eine echte
Vermögenssteuer. Da rede ich darüber, wenn ich gerade heute lese, der arme
ehemalige Finanzminister Androsch hat durch seine Beteiligung bei „bwin“ im
vergangenen Jahr 152 Millionen EUR verzockt. Jeder hat gewusst, in welcher
Situation „bwin“ ist. Verzockt, ist in Ordnung, hat er verzockt! Verzetnitsch,
Elsner, verzockt! Wenn man sich umgekehrt anschaut, wie die Gewinne sind,
Entschuldigung, da ist es doch legitim zu sagen, wir wünschen uns von
denjenigen, mit denen es das Schicksal gut gemeint hat, die nicht ein paar
Hunderttausend Euro haben, sondern die ein paar Millionen Euro haben, bis zu
ganz unvorstellbar vielen Millionen Euro, also ein paar Milliarden Euro, einen
Anteil für die soziale Sicherheit in diesem Lande, damit auch das soziale
Gefüge beibehalten werden kann. Was spricht denn da dagegen? Was spricht
dagegen, dass man eine Vermögenssteuer einführt? Nichts! Es wird jedem, der
eine Milliarde hat, beim besten Willen vollkommen egal sein, ob er davon ein
halbes Prozent Steuer zahlt oder nicht. Er ist eh durch viele andere Maßnahmen
begünstigt. Es ist ja vollkommen absurd, dass jedes Einkommen aus Finanzsicht,
wenn es vom Sport ist, wofür ich nichts arbeiten muss, niedriger besteuert ist,
als wenn man das Durchschnittseinkommen beim Grenzwert hat! Das ist absurd!
Warum wird Einkommen, für das man nicht arbeiten muss, niedriger besteuert als
Einkommen, für das man arbeiten muss? Absurd! Da müssen Sie mir doch recht
geben! (GR Harry Kopietz: Nein!) Weil wenn jemand etwas erbt, egal, was
er tut oder nicht, liegt das Geld auf der Bank und hat eine gescheite Rendite.
Scheiß drauf, wenig zahlen! (GR Mag Wolfgang Jung: Schön sprechen!) Ist
ja vollkommen in Ordnung! Wer nutzt denn dann das System aus? Diejenigen, die
50 Prozent Steuern zahlen oder 41 Prozent plus zusätzlich
18 Prozent Sozialversicherung? Oder die, die das Geld geerbt haben, die
einfach geerbt haben, und jetzt geht es ihnen gut? Das ist Ihr System!
Entschuldigung, wollen Sie das wirklich, einmal die Grenze gezogen, Arm und
Reich und erledigt?
Es stimmt natürlich, die Reichen brauchen die Armen
zum Hackeln, sonst würden sie nicht reich werden. So ist das Leben. Oder Sie
wollen es ändern, Sie wollen wirklich, dass die Menschen dieselben Chancen
haben! Dann legen Sie sich nicht gleich quer bei der Erbschaftssteuer, bei der
Schenkungssteuer! Sie wissen genauso gut, es würde reichen, die Einheitswerte
neu festzustellen und schon hätten wir bei der Schenkungssteuer kein Problem.
Bei der Erbschaftssteuer schon, weil da hat der Verfassungsgerichtshof noch
andere Sachen bekrittelt. Aber prinzipiell ist trotzdem die Hauptfeststellung
der wesentliche Punkt gewesen. Warum ist das für Sie in Ordnung, dass man
Steuergeschenke machen kann, nämlich den Reichsten der Reichen die
Steuergeschenke machen kann, während jeder von uns Sozialversicherung zahlt,
jeder von uns Lohnsteuer zahlt und damit im Laufe eines Arbeitslebens
wahrscheinlich mehr zum Sozialsystem und zum Steuersystem beiträgt als die
reichsten in Österreich lebenden Menschen?
Ich komme jetzt noch einmal ganz kurz zu meiner
Eingangsfrage zurück. Ist es in Wien besser geworden? Die Frage der Armut haben
wir schon besprochen. Ich erlaube mir noch eine letzte Bemerkung zu den Fragen
der Gebühren, weil wir am Donnerstag ein Gesetz zur Inflationsanpassung haben.
Ich lese Ihnen nur die Überschüsse vor, ohne Darlehens- und Kreditrückzahlung
und ohne Rücklagen, weil die das Bild ein bisschen verfälschen. Die Überschüsse
bei den Müllgebühren 2002 16,3 Millionen EUR, 2003 22,4 Millionen EUR,
2004 18,7 Millionen EUR, 2005 30,2 Millionen EUR, 2006
46,2 Millionen EUR. Entschuldigung, mit welcher Inflation
argumentieren Sie? Mit der Inflation, dass die Nettoeinnahmen eh viel schneller
steigen als die Nettoausgaben? Nein, das kann es wohl nicht sein! Oder beim
Abwasser steigt es auch: 2003
19,4 Millionen EUR, ich gebe zu, es ist dann zurückgegangen, 2004 auf
minus 7 Millionen EUR, aber 2005 waren es dann schon wieder
26,3 Millionen EUR und 2007 stehen im Voranschlag sogar
38 Millionen EUR. Mit welcher Inflation argumentieren Sie? Diese
Gebührenerhöhungen sind natürlich in Summe, weil sie die breite Masse treffen,
genauso wie es bei den Passgebühren auf Bundesebene und bei den
Straßenbahnfahrscheinen auf Wiener Ebene zutrifft, unsozial!
Weil wir gerade bei den öffentlichen
Verkehrsbetrieben waren, ersuche ich den Kollegen Strobl, in seiner Wortmeldung
uns zumindest noch eine Sache bezüglich des Mobilpasses zu erklären. Er möge
nämlich klarlegen, warum Obdachlose, denen es in Wien wahrscheinlich wirklich
nicht sehr gut geht, vom Mobilpass ausgeschlossen sein sollen. - Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr StR Norbert Walter, bitte.
StR Norbert Walter, MAS: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich möchte nur ganz kurz
auf meinen Vorredner eingehen, weil eines stelle ich hier ganz klar fest, es
wird mit der ÖVP keine Einheitswerterhöhung und sicherlich auch keine
Mietzinsobergrenzen geben. Das nur zu Ihnen gesagt.
Mich
wundert es schon ein bisschen, warum ihr jetzt die Vermögenssteuer so groß
fordert, aber bei den 5 000 EUR relativ kleinlaut wart. Auch mir sind
die 5 000 EUR ein Dorn im Auge. Aber ein bisschen lauter,
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