Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 140
eine Null-Prozent-Hürde, eine 1-Prozent-Hürde wollen
wir auch nicht.
Mir wäre es recht, wenn man darüber seriöser reden
würde, genauso wie bei Rechten der Minderheiten. Es gibt gerade eine Diskussion
auf Bundesebene, welche Rechte denn Minderheiten haben sollen. Es gibt
ausnahmsweise einmal einen Vorstoß von einer Regierungspartei, von der größeren
Regierungspartei, wo der Herr Cap tatsächlich in Tränen vorbringt, wir möchten
Ausschüsse erleichtern für die Opposition. Wer legt sich quer? Die Volkspartei
legt sich quer. Die Volkspartei sagt, nein, davon wollen wir nichts wissen. Ich
bin mir nicht sicher, ob die SPÖ damit gerechnet hat, dass die
Minderheitsrechte bundesweit nicht ausgebaut werden, und es deswegen leichter
zu fordern ist, aber es war sogar ein Thema im Wahlkampf vorher, und es ist
immer noch eines. Und wer legt sich quer, wenn es um Minderheitsrechte im
Nationalrat geht? Die Österreichische Volkspartei. Das ist so!
Es wäre günstig, wenn man solche Themen diskutieren
würde mit dem Niveau, das ich den meisten trotzdem zutraue. Es ist hier
herinnen ohnehin keiner da, der das mitschreibt – also es ist schon jemand da,
aber ich hoffe, dass die nicht die ganze Diskussion rund um ein
Verhältniswahlrecht, Mehrheitswahlrecht und wie stark da die Stimmengewichtung
sein soll, mitschreiben müssen –, aber es sind auf jeden Fall keine Medien
hier, die das morgen als große Geschichte aufmachen, es ist kein Publikum da,
das man leicht blenden kann mit den Sätzen. Wieso diskutieren wir das nicht
einmal wenigstens auf seriöser Ebene, statt jedes Mal im Juni und im November
diese wirklich den Intellekt beleidigenden Aussagen anhören zu müssen?
Nun ein paar Sätze zum Gemeindebau. Klubobmann
Oxonitsch hat leider nicht ausgeführt, was die Kritik an den Grünen war, sondern damals war das
Thema Öffnung Gemeindebau, und die Grünen
haben gesagt: Und jetzt! Auf Grund der mangelnden Zeit, weil auch die
40 Minuten schneller vorbei sind, als man glaubt, ist es nicht dazu
gekommen, dass wir genau gehört haben, was jetzt die Kritik an den Grünen war. Jetzt kann ich es mir
zusammenphantasieren, aber klar war, dass die Grünen
immer der Meinung waren, dass etwas mehr Gebietsbetreuung und mehr Mediation im
Gemeindebau, unabhängig davon, wer gerade darin wohnt und wie hoch der Anteil
der Menschen mit Migrationshintergrund ist, gut tut.
Im Gemeindebau haben wir Probleme gehabt vor dem
EU-Beschluss – so wie in jedem anderen Bau übrigens auch, so ist es halt in
Wohnhäusern, wo Nachbarn sind –, und es wäre gut, wenn wir mehr
Gebietsbetreuung hätten. Da sage ich „No na!" dazu. Nichts anderes haben
wir gesagt, nichts anderes sagen wir jetzt auch. Ich glaube auch, dass man
diesen Fall nicht so aufbauschen darf, so schlimm das auch für die Betroffenen
dort ist (GR Christian Oxonitsch: Eine Quote halte ich für noch
irrsinniger!), aber richtig
ist, dass man das im Gemeindebau im Moment brauchen würde. Privat wäre das auch
günstig, aber das ist noch schwerer durchsetzbar, dass in jedem privaten Haus
jemand sitzt, der durchgeht bei Konflikten, aber wir als Gemeinde können das ja
organisieren, und das gibt es ja auch schon. Am Schöpfwerk gibt es eine
Bassena, da sind mehrere SozialarbeiterInnen beschäftigt – ich weiß jetzt nicht
genau, wie viele, ungefähr eine Handvoll –, die machen dort sehr wertvolle
Arbeit. Das ändert nicht viel an den Wahlergebnissen, aber das ändert was am
Umgang miteinander dort. Es ist dort trotzdem vandalensicherer als in ein paar
anderen Anlagen.
Das würde viel Geld kosten, aber die Ausweitung der
Gebietsbetreuungen oder anderer Einrichtungen, die die Mediation vornehmen im
Gemeindebau, stößt bei den Grünen
auf offene Ohren. Das würden wir sicher gerne unterstützen. Ich hoffe, dass bei
Ihnen die Ausführungen zu vermögensbezogenen Steuern auf offene Ohren gestoßen
sind. (Beifall bei denn GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Frau StRin Mag
Cortolezis-Schlager. Ich erteile es ihr.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Die Frau Vizebürgermeisterin hat heute einen Satz
gesagt, der nahtlos anschließt an ihren Vorgänger: Bildung schützt vor
Arbeitslosigkeit. Wir investieren daher in Bildung, wir investieren in den
Arbeitsmarkt.
Meine Damen und Herren! Wenn wir uns den Arbeitsmarkt
2006 anschauen, dann sehen wir, dass diese Stadt und dieses Land in Bildung
nicht investiert hat, denn in keinem anderen Bundesland war die
Arbeitslosigkeit so hoch und war offensichtlich – wenn ich den Umkehrschluss
über die Investitionspolitik ernst nehme – die Investition in Bildung nirgends
so gering wie in Wien. (Beifall bei der
ÖVP.)
Der Herr Klubobmann Oxonitsch hat uns eingeladen,
doch die Beratungen anzuschauen. Was waren die Ankündigungen zum Budget 2006?
Herr Klubobmann, ich nehme Sie beim Wort und zitiere Ihnen jetzt fünf Sätze aus
der Rede von VBgm Rieder, der offensichtlich deswegen frühzeitig in Pension
gegangen ist, weil er heute nicht mehr hier sitzen wollte und dieses desaströse
2006-Ergebnis gar nicht entgegennehmen wollte. Er hat lieber der Kollegin den
Vorrang gelassen, hier die berechtigte Kritik entgegenzunehmen.
Lesen wir also das nach, was VBgm Rieder zum
Voranschlag 2006 versprochen hat. „Wir wollen als Bundesland und als Stadt
unseren Beitrag leisten, um jungen Menschen die Ausbildung zu garantieren, die
sie für Berufe mit Zukunft fit macht und ihnen den Platz in der Gesellschaft
sichert, der ein Leben mit Menschenwürde und Selbstwertgefühl möglich
macht."
Meine Damen und Herren!
Rückwirkend, wie hat nun für die jungen Menschen in Wien die Situation 2006
bezüglich der Berufsausbildung konkret ausgeschaut? In Salzburg gab es 241
sofort verfügbare Lehrstellensuchende und 440 offene Lehrstellen. Mit anderen
Worten: Jeder zweite Ausbildungsplatz konnte in Salzburg 2006 nicht besetzt werden,
weil es gar nicht genügend Jugendliche gab, die einen Ausbildungsplatz gesucht
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