Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 140
StR Johann Herzog:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Vorsitzende!
Zum Unterschied von Klubobmann Oxonitsch können wir feststellen,
dass wir dem Rechnungsabschluss nicht zustimmen werden, was aber nicht weiter
überrascht. Aber ich möchte in der Generaldebatte noch auf die eine oder andere
Äußerung und Meinung des Herrn Oxonitsch eingehen. Er hat darzustellen
versucht, dass sich die FPÖ von der Vergangenheit verabschiedet. Eine recht
eigenartige Formulierung, denn ich würde meinen, die SPÖ beweist zur Zeit klar
und deutlich, dass sie sich von ihrer Vergangenheit verabschiedet. Wir haben
doch Jahre hindurch die Angriffe der SPÖ auf die Bundesregierung hier gehört,
wir haben doch Jahre hindurch den Forderungskatalog heruntergebetet bekommen,
aber seit die SPÖ in der Regierung ist, ist von all diesen Dingen nichts mehr
zu hören. (Beifall bei der FPÖ.)
Mit einem Wort: Die SPÖ verleugnet ihre
Vergangenheit, hat aber das Pech, dass ihre Vergangenheit auch gleichzeitig die
Gegenwart ist und bekommt daher, wie man aus den Umfragen sieht, die Gegenwart
auch nicht in den Griff.
Dann hat man von der Vorbildwirkung Wiens gesprochen.
Da möchte ich darauf hinweisen, dass es hier doch sehr bedenkliche Vorgänge
gibt, die es woanders in dem Sinn nicht gibt. Ich meine, die immer mehr um sich
greifende Ausschaltung des Gemeinderates durch die diversen Ausgliederungen, wo
praktisch nur mehr Bruchstücke von Anträgen in dem Gemeinderatausschuss landen
und die Opposition mehr oder weniger von jeglicher Mitbestimmung ausgeschlossen
ist.
Höhepunkt ist der Fonds Soziales Wien, wo der
Rechnungsabschluss des Fonds erst im September vorliegt und somit die
Opposition gezwungen ist, einem Rechnungsabschluss zuzustimmen, ohne den
Rechnungsabschluss des Fonds zu kennen.
Und noch etwas: Es ist eine Kühnheit, Herr Oxonitsch,
wenn Sie meinen, den Einsatz von Mediatoren und Gebietsbetreuungen in
Gemeindebauten auf Grund des klaren Scheiterns der Integration in diesen
nunmehr als Erfolg und als Vorteil für die Stadt und ihre Bewohner verkaufen zu
können. Das ist sicher eine kühne Bemerkung.
Zum Jahresabschluss selbst darf ich einmal
feststellen, dass die Jubelmeldungen des Herrn Oxonitsch so doch nicht stimmen.
Die Bilanz der Wirtschaftspolitik ist sicher eine solche, dass man sagen muss,
Wien ist zum Schlusslicht geworden. Das WIFO stellt fest, dass Wien im
Konjunkturaufschwung den letzten Platz einnimmt. Die Wiener Wirtschaft wuchs im
Vorjahr mit 1,7 Prozent deutlich langsamer als in allen anderen
Bundesländern.
Zur Arbeitsmarktsituation, die von Ihnen auch
angesprochen wurde, muss man feststellen, dass sich die in Wien mit einem
Zuwachs von 1 Prozent und im Burgenland von 1,4 Prozent unter der
Mittellinie von 1,7 Prozent befindet, während Bundesländer wie Salzburg
und Tirol jenseits von 2 Prozent Wachstum liegen.
Ein längerfristiger Vergleich ist auch von Wert und
Interesse. Ein 10-Jahres-Vergleich der Beschäftigten zeigt uns, dass in Wien
als einzigem Bundesland in diesen 10 Jahren die Beschäftigtenzahl um
0,9 Prozent gesunken ist. In anderen Bundesländern hat es deutliche
Zunahmen gegeben. In Wien minus 0,9 Prozent, in Tirol plus 14,4 Prozent,
Burgenland plus 13,5 Prozent, Oberösterreich plus 12,6 Prozent und so
weiter. Nur Wien ist nicht nur Schlusslicht, sondern hat sogar ein
Negativergebnis zu verzeichnen. Daher ist die Bilanz der SPÖ-Wirtschaftspolitik
eindeutig als negativ zu bewerten.
Ich darf nun noch zum Jahresabschluss und zu
einzelnen Zahlen kommen und darf feststellen, dass der Rechnungsabschluss
zeigt, dass die Ausgaben kräftig ausgeweitet wurden, und zwar um 5 Prozent
oder 450 Millionen EUR. Der Budgetsaldo hat sich dadurch von
275 Millionen EUR auf 253 Millionen EUR verringert und das
Maastricht-Ergebnis gegenüber dem Vorjahr damit um 22 Millionen EUR.
Auch die kommunalen Investitionen sind nicht
ausgeweitet worden. Ganz im Gegenteil! Die Ausgaben der Stadt sind um
5 Prozent gewachsen, die Investitionen gegenüber dem Vorjahr mussten
eingeschränkt werden. Die Investitionsquote im Wiener Budget sank um
1,2 Prozentpunkte auf 14,6 Prozent.
Dieser mittelfristige Vergleich zeigt uns auch
gegenüber dem Jahr 2000, dass die Investitionen des Jahres 2006 um
244 Millionen EUR unter dem Volumen des Jahres 2000 liegen.
Die Wohnbauförderung wurde gekürzt, und – was ganz,
ganz wichtig ist – die Wohnbauförderung wird natürlich auch in dem Sinn, nicht
gesetzlich, aber vom Wohnbau her gesehen, schon zweckentfremdet durch die
Verwendung der Wohnbauförderungsmittel zur Infrastruktur, was zwar möglich ist,
aber die Verwendung von 143 Millionen EUR fehlt natürlich ganz klar
und eindeutig in der Möglichkeit, in Wien Wohnungen zu errichten, die höchst
notwendig sind, wie wir wissen. Ich glaube, der Herr Stadtrat spricht von
20 000 Wohnungen in drei Jahren. Das wird bei einer Fortsetzung
dieses Trends in Zukunft nicht gehen.
Was Klein- und Mittelbetriebe betrifft, kann man nur
feststellen, dass die Creditreform festgestellt hat, jedes fünfte Unternehmen
in Wien hat Umsatzeinbußen zu beklagen.
Dann die Spitalssituation. Hier ist ebenfalls das
Defizit und somit der Betriebskostenzuschuss massiv gestiegen, nämlich um 41 Millionen EUR,
der Investitionskostenzuschuss um 1 Million EUR. Das heißt also, das
Defizit der Wiener Spitäler ist massiv gestiegen, der Zuschuss musste erhöht
werden und die Explosion des Defizits geht auf Kosten der Investitionen, wo nur
mehr um 1 Million ausgeweitet werden konnte. Damit reichen die
Investitionen sicher nicht aus, um die Substanz der Spitäler zu erhalten und
die Anlage des KAV, des Krankenanstaltenverbundes, sinkt auch dementsprechend.
Zum Fonds Soziales Wien habe ich
schon kurz gesprochen. Hier ist festzustellen, dass die Gesamtmittel des Fonds
um 2,8 Millionen EUR gekürzt wurden. Wenn man die Sucht- und
Drogenkoordination, die in dem Sinn richtigerweise gesteigert wurde,
herausrechnet, dann ist
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