Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 105
Wir glauben auch, dass es
allein der politische Wille ist, der hier gegeben sein muss.
Grundsätzlich ist aber
schon zu sagen, dass wir vor vielen Jahren schon gefordert haben, dass die
Transparenz beim Kauf und Verkauf, vor allem auch solcher Großobjekte, gegeben
sein muss. Wir haben damals gemeint, es wäre von Vorteil, würde sich eine Landesimmobiliengesellschaft
nach dem Vorbild der Bundesimmobiliengesellschaft gründen, damit wir
nachvollziehen können, warum, wann, zu welchem Zeitpunkt diese Maßnahmen
aufgesetzt werden.
Wien hat sich von ihrem
Charakter durch die Gründerzeitbauten in mancher Beziehung schon ziemlich
verabschiedet. Ich darf wirklich daran erinnern, dass es immer die
Freiheitlichen waren, die zumindest eine Vorreiterrolle gespielt haben, denken
Sie an die Bibliothek im Museumsquartier, wo wir uns damals massiv eingesetzt haben,
die Reduzierung der Hochhaustürme bei der Landstraße, wo es um die Gefährdung
des Weltkulturerbes ging, die Sofiensäle und so weiter. Es gäbe hier noch eine
Vielfalt von Bauten anzuführen, die die Stadt Wien sehr leicht geopfert hätte,
obwohl es sich um wirklich alte, erhaltungswürdige Bauten handelt.
Wir befürchten, dass bei
diesem Amtshaus dasselbe passieren könnte und werden uns dafür einsetzen, dass
so etwas nicht passieren wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet
ist StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Verkauf eines Amtsgebäudes um zirka
25 Millionen EUR, in der Hoffnung, dass es sehr viel mehr wird,
nachdem die Wien Holding dann einen privaten Investor gefunden hat, darum geht
es in dem Geschäftsstück.
Die Wien Holding ist vom Kontrollamt für Verkäufe im
Prater und der Krieau schon scharf kritisiert worden, weil die Verkäufe dort nicht
ganz das an Geld erzielen konnten, was man sich erhofft hat. Aber ob die Wien
Holding oder eine neue Institution, die jetzt wieder und von der Volkspartei
zwischendurch gefordert wurde, ist egal. Die ÖVP hat in einer Aussendung
geschrieben, man möge eine WIG gründen, etwas analog zur BIG, zur
Bundesimmobiliengesellschaft. Wenn ich mir anschaue, wie sie die BUWOG verkauft
hat, glaube ich nicht, dass das eine sehr gewinnbringende Sache wäre. Sehr
enttäuschend, was auf Bundesebene passiert ist, von der Art und Weise, wie es
geschehen ist und auch von den Einkünften her.
Das Gebäude, um das es geht, hat gleich mehrere
Adressen: Schottenring 20-26, Gonzagagasse 21-23 und Zelinkagasse
1-7, ein großer Block, erbaut in den 70er Jahren des vorletzten Jahrhunderts
von Theophil von Hansen, der viele andere Gebäude in Wien mitverantworten darf,
federführend als Architekt dabei war, nämlich immerhin das Parlament oder das
Palais Epstein oder den Musikverein Wien. Aber auch die Akademie der Wiener
Wissenschaften in Athen wurde von von Hansen architektonisch begleitet.
Das war einmal ein Hotel, dann ein Wohnhaus und dann
ein Amtshaus. Nur damit man weiß, wie lange das schon ein Amtshaus ist, schon
über 60 Jahre lang ist dieses Gebäude als Amtshaus genutzt worden. Einer
der jetzigen Verkaufsgründe lautet nämlich, es ist als Amtshaus nicht geeignet.
60 Jahre Amtshaus ist nicht geeignet als Amtshaus! Jetzt übersiedeln der
KAV und die MA 15, beziehungsweise die Teile, die in diesem Haus zu finden
sind, nach TownTown - das war das Geschäftsstück, das wir vorher nur abgestimmt
haben, weil es keine Wortmeldung dazu gegeben hat -, mit einem Mietvertrag über
51 000 EUR monatlich, 614 844 EUR jährlich, zehn Jahre
wertgesichert. Also zum heutigen Wert sind das über 6 Millionen EUR,
die die Stadt Wien Miete für Lokalitäten zahlt, die jetzt in TownTown neu
angemietet werden.
Die Geschäftsstücke 44 und 45 gehören insofern
zusammen, als man sich überlegen muss, warum überhaupt so viele Dienststellen
abwandern, warum man dieses Gebäude verkauft und warum alle nach TownTown
gehen, weil ursprünglich sind hier vor ein paar Jahren Leute der
Sozialdemokratie gestanden und haben uns erzählt, was das für ein tolles
Private-Public-Partnership-Projekt ist, wo sehr viel Geld von der Stadt und sehr
viel Geld von einer privaten Firma hineingeht, wo es eine Riesennachfrage von
privaten Firmen geben wird, die alle nach TownTown wollen und dass dann dort
alles voll ist.
Tatsache ist, es ist überhaupt nicht voll und es hat
überhaupt nicht so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat. Deswegen
übersiedelt unter anderem Dienststelle um Dienststelle nach TownTown. Wenn ich
ganz kurz sage, wer momentan auf der eigenen Homepage von TownTown als Mieter
aufgeführt wird, wird man das relativ zügig auch selber merken. Eingemietet in
TownTown sind der KAV, der Krankenanstaltenverbund, die MA 6 -
Rechnungsamt, die MA 10 - Wiener Kindergärten, die MA 15 - Gesundheit
und Soziales und die Landessanitätsdirektion. Lauter große wichtige private Investoren,
die sich das unbedingt antun wollten, und ein bisschen Yellow Colour, verpasst
durch Ströck. Immerhin hat, als der Ströck gekommen ist, sofort eine
Dienststelle übersiedeln müssen. Also wenn der Ströck kommt, wenn endlich ein
Privater kommt, sieht man, wie gut das Besiedlungskonzept funktioniert. Wenn
der dann sagt, er braucht den Platz, den er sich eben wünscht, dann übersiedelt
sofort eine Dienststelle, das ist überhaupt kein Problem! Genau so läuft das
dort.
Weil TownTown nicht so
funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat und es natürlich sehr viel
einfacher ist, ein großes Gebäude in der City, in der Innenstadt, im
1. Bezirk, zu verkaufen, passiert genau das, weil sonst hätte man das
natürlich sanieren und anderweitig verwenden können oder aber eben wie schon
seit über 60 Jahren als Amtsgebäude. In dem Gebäude sind aber nicht nur
Dienststellen der Stadt Wien, in dem Gebäude sind auch ein Friseur, ein Café,
eine Fleischerei und ein Glasermeister, alle vier nicht kontaktiert worden,
über das, was jetzt abgeht. Keiner dieser vier weiß genau,
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