Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 105
Vizebürgermeister. - Wir kommen nun zur
5. Anfrage (FSP - 02290-2007/0001 - KFP/GM), der letzten
dieser Fragestunde. Sie wurde von Herrn GR DDr Eduard Schock gestellt und ist
an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (Das Unterrichtsministerium hat eine
Nominierung des Weinortes Grinzing als Weltkulturerbe abgelehnt, obwohl
zahlreiche andere Weinorte diesen Titel schon erhalten haben. Welche Maßnahmen
werden Sie setzen, damit "Grinzing" doch noch als Weltkulturerbe
anerkannt wird?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Lassen Sie mich kurz in die Geschichte zurückgreifen:
Am 7. Juli 2005 fand im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft
und Kunst eine Besprechung zwischen den Vertretern des Bundes und der Länder zum
Thema UNESCO-Weltkulturerbe statt. Dort wurde die weitere Vorgangsweise für
zukünftige Nominierungen von potenziellen österreichischen
Weltkulturerbestätten in die UNESCO-Weltkulturerbeliste beraten. Bei dieser
Besprechung wurde unter anderem auch festgelegt, dass Nominierungsansuchen
zukünftig von einer Arbeitsgruppe - bestehend aus Vertretern des
Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst, nunmehr Bildung und
Kunst, des Bundesdenkmalamtes, des ICOMOS-Nationalkomitees, der Kulturabteilung
des jeweiligen Bundeslandes und der österreichischen UNESCO-Kommission -
vorbegutachtet werden sollen.
In der ersten Sitzung dieser neu gebildeten
Arbeitsgruppe am 2. April 2007 wurde unter anderem auch der Vorschlag
des Komitees „Weltkulturerbe für Grinzing", das Weinbaugebiet Grinzing in
die Weltkulturerbeliste einzutragen, geprüft. Dabei wurde von der Arbeitsgruppe
einstimmig - einstimmig! - festgestellt, dass Grinzing die von der UNESCO
geforderten Voraussetzungen zur Aufnahme in die Vorschlagsliste weder von
Qualität und Zusammenhang der Substanz noch von ihrem Erhaltungszustand her
erfüllt. Zudem seien die Grundlagen eines Managementplans nicht gegeben. All
diese Voraussetzungen sind im Übrigen in den Operational Guidelines der UNESCO
enthalten; diese sind für jedermann zugänglich und im Internet seit Jahren
entsprechend verfügbar.
Aufgrund dieser Expertenempfehlung wird von weiteren
Schritten in Richtung einer Nominierung Grinzings als UNESCO-Weltkulturerbe
Abstand genommen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass selbst mit dem Erlangen
des Status als Weltkulturerbe keine rechtlichen Verpflichtungen oder Ansprüche
für die Weltkulturerbestätten verbunden sind. Vielmehr wird von der UNESCO
erwartet, dass die jeweiligen nationalen gesetzlichen Bestimmungen herangezogen
werden, um den Schutz eines Weltkulturerbegebietes sicherzustellen.
Ich werde daher in der Beantwortung Ihrer Frage,
welche Maßnahmen ich setzen werde, einfach sagen: keine. Das ist auch nicht
meine Aufgabe, denn es wäre eine Aufgabe der österreichischen Bundesregierung,
dies zu tun.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR DDr Schock. - Bitte.
GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Grinzing ist natürlich allen Wienerinnen und Wienern
ein Anliegen. Die Entwicklung in Grinzing, was die Bausubstanz betrifft, ist ja
leider im negativen Sinn schon weit fortgeschritten. Es ist dort der letzte
echte Wiener Heurige vor zirka einem Jahr zugesperrt worden, der Bauspekulation
zum Opfer gefallen. Das ist eine negative Entwicklung in Grinzing.
Es gibt aber auch positive Entwicklungen um den
Wiener Weinbau. Wie wir wissen, verzeichnen die Wiener Weine im Export auch
durchaus große Erfolge. Es gibt viele Ideen, wie man Grinzing hier einbeziehen
und aufwerten könnte, weil dort ja Hunderttausende Touristen sind. Die Idee,
dass jeder von ihnen sich zumindest eine Bouteille guten Wiener Weins mitnimmt,
hat natürlich viel für sich. Man könnte dort ein Weinbaumuseum errichten, eine
Wiener Vinothek, etwa eine Landeswein-Vinothek. Da gibt es viele, viele Ideen.
Der Wiener Bürgermeister ist
bekanntlich durchaus ein prononcierter Weinkenner, der auch den Wiener Weinbau
fördert. Wenn man weiß, dass in den Räumlichkeiten des Bürgermeisters immer
wieder Wiener Weine kredenzt werden oder dass Sie sich für den Weinbau auch im
Rahmen des Wiener Weintages im Juni, des Wiener Weinpreises, immer sehr
einsetzen, so meine ich, dass hier die Chance vorhanden wäre, Grinzing auch für
den Wiener Weinexport aufzuwerten.
Meine Frage ist: Glauben Sie nicht, dass durch eine
Aufwertung von Grinzing, durch eine Unter-Schutz-Stellung und eine Aufwertung,
auch der Wiener Weinexport bei den Hunderttausenden Touristen jedenfalls angekurbelt
werden könnte?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm
Dr Michael Häupl: Zunächst einmal: Es ist eine Mär - und ich
weiß nicht, woher Sie die haben -, dass der letzte echte Wiener Heurige in
Grinzing zugesperrt hätte. Ich darf Sie nur - bei Gelegenheit können wir das
vielleicht machen - zum Obermann einladen. Das ist ein klassischer Heuriger,
der auch die klassischen Öffnungszeiten eines Heurigen hat, der auch das
klassische Heurigenbuffet hat. Es ist daher vollkommener Unsinn, zu sagen, dass
es in Grinzing keine originären Wiener Heurigen gibt.
Ich
gebe aber zu, es gibt wenige, denn der Großteil sind Restaurants. Da können Sie
nun wirklich nicht hergehen und sagen, daran hätte ich auch nur die geringste Schuld,
dass es dort keine Heurigen mehr gibt. Restaurants gibt es dort seit geraumer
Zeit, und es sind ja auch nicht die schlechtesten. Sie sind nicht alle gut,
aber es sind auch nicht die schlechtesten, die es dort gibt, und im Übrigen
genau jene, die letztendlich auch den Zulauf an Touristen ermöglichen.
Weil ich hier gerade Herrn Obermann erwähnt habe:
Dort treffe ich relativ wenige Touristen, aber viele
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