Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 108
Meine Damen und Herren! Die FPÖ und auch 300 000
fluglärmgeschädigte Bürger in ganz Wien stellen eine Forderung. Was jedem
kleinen Häuslbauer passieren kann, wenn illegale Bauführung bei ihm
festgestellt wird, nämlich die Verhängung des Baustopps, das soll auch jenen
drohen können, die viel Geld und gute Beziehungen haben! Darum sagen wir: Im
Sinne des Rechtsstaates, des Anstandes und der Gesundheit von
300 000 Menschen in ganz Wien soll sofort ein Stopp der
Ausbaumaßnahmen am Flughafen Wien verhängt werden, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ. – GR Günter Kenesei: Halt einmal inne und denk nach! Glaubst
du, wenn sie zu bauen aufhören, dass dann nicht mehr geflogen wird?) Wer
hat denn das gesagt, lieber Günter? Aber Recht muss Recht bleiben, und wenn
illegale Bauführungen Platz greifen, muss dagegen eingeschritten werden.
Wir fordern daneben auch eine Deckelung der
Flugbewegungen, und diese kann natürlich nicht Platz greifen, wenn der
Flughafen unbegrenzt ausbaut und irgendwann ein zweiter Flughafen östlich von
Wien gebaut wird. Dann wird es nie eine solche Deckelung geben. Die Flugzahlen
steigen jedes Jahr um 10 Prozent, und Sie erzählen uns jedes Mal, dass die
Fluglärmbelastung nicht steigt! (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.) Kollege Oxonitsch! Das kann sich nicht
ausgehen! Diese Rechnung kann nicht stimmen! So leise werden die Flugzeuge
nicht! (GR Christian Oxonitsch: Ist es illegal, oder ist es nicht illegal?) Es
ist vermutlich illegal. Die EU vermutet das, und darum hat die EU, Kollege
Oxonitsch, uns auch nicht drei Monate Zeit gegeben, wie üblicherweise, sondern
nur einen Monat. Das hat wohl einen Hintergrund! (GR Christian Oxonitsch:
Ist es nun illegal oder nicht?)
Ich habe ja gesagt, dass es
vermutlich illegal ist! (GR Kurt Wagner: Vermutlich ist gar nichts!) Das
ist noch nicht ausjudiziert, die Entscheidung steht noch aus. Im Sinne der
rechtlichen Hygiene und wenn Sie im Interesse der Bürger handeln würden, dann würden
Sie heute diesem Antrag zustimmen, meine Damen und Herren! Wer heute diesem
Antrag nicht zustimmt, stellt damit zum wiederholten Male unter Beweis, dass er
der Fluglärmlobby die Mauer macht. Und das lehnen wir von der FPÖ auf das
Entschiedenste ab, meine Damen und Herren!
Wir lehnen nicht nur diese Haltung von SPÖ und ÖVP
ab, sondern wir lehnen auch das Plandokument mit diesen unsauberen Vorgängen
zugunsten der ÖVP, die ich dargelegt habe, auf das Entschiedenste ab! (Beifall
bei der FPÖ. – Zwischenruf von GR Godwin Schuster.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing Gretner. – Bitte schön.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Mahdalik schafft es immer wieder, sehr wenig in
sehr langer Zeit zu sagen. Ich werde es dafür umso schneller machen.
Ich finde, dass dieser Plan ein Beispiel dafür ist,
dass sich das Engagement der Bürgerinnen und Bürger doch zeitweise auszahlt.
Und ich möchte der MA 21 ein Kompliment dahin gehend machen, dass sie doch
die eine oder andere gute Anregung aufgegriffen hat. Besonders meine ich da den
Spielplatz in der Sommerergasse, der zuerst verkleinert worden wäre, jetzt aber
doch gesichert ist.
Was die Streckhöfe betrifft, hat Herr Mahdalik
inhaltlich betreffend die Raiffeisen natürlich nicht ganz unrecht. Es wäre
jammerschade, wenn dieses alte Ensemble zerstört werden würde! Wir haben uns
auch für eine Ausweitung der Schutzzone ausgesprochen. Das ist aber leider
nicht in dem Rahmen geschehen, wie wir uns das gewünscht hätten, und
gleichzeitig wurde auch ein Bauplatz neu geschaffen.
Das sind die zwei Gründe, warum wir dieses
Plandokument trotz Veränderungen ablehnen werden. Jedenfalls ist festzuhalten,
dass der Ortskern rund um den Wolfrathplatz erhalten werden soll. – Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Als
Nächster ist Herr GR Valentin zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderats): Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Ich möchte heute ganz sicherlich nicht zu dieser
Stunde eine Debatte in der Sache selbst führen. Ich denke mir, das entspricht
unser aller Wunsch! Man muss aber durchaus festhalten, wenn der Gemeinderat
dieses Hauses offensichtlich sehr bewusst in die Irre geführt werden soll.
Es ist im höchsten Maße fragwürdig bis skurril, wenn
eine nicht betroffene Körperschaft, nämlich der Wiener Gemeinderat, einen
Baustopp, für den er thematisch nicht zuständig ist, weil das Objekt in
Niederösterreich liegt, verfügen soll, und das noch gleichzeitig über eine
Aktiengesellschaft, die sich auf rechtlich fundiertem Boden bewegt. Es sind
nämlich all die Bewilligungen, die Kollege Mahdalik soeben als illegal
bezeichnet hat, was er erst auf Zuruf des Herrn Klubvorsitzenden Oxonitsch und
anderer relativiert hat, rechtens. Diese Kapitalgesellschaft hat rein
formalrechtlich – und wir befinden uns in einem Rechtsstaat, auch wenn das
Kollegen Mahdalik manchmal nicht recht sein dürfte – einen
Feststellungsbescheid der niederösterreichischen Landesregierung. Und es
handelt sich nicht um einen Befund der EU, sondern die Vorgänge sind rechtlich
in Ordnung: Wenn ein Beschwerdeführer sich an die Kommission wendet, dann wird
im nächsten Schritt, wenn sich die Kommission damit beschäftigt hat, die formal
dafür zuständige Regierung des Landes um Stellungnahme ersucht.
Folglich hat Frau Außenminister
Plassnik ein Schreiben des Herrn Umweltkommissars bekommen, in welchem das, was
in der Klagsschrift steht, Wort für Wort übernommen und als Konfrontation
offeriert wird. Dass in der Klagsschrift etwa die Flugzahlen nicht stimmen und
beispielsweise EU-Verordnungen angewendet werden, die aus dem Jahr 2004
stammen und sich auf Bescheide beziehen, die im Jahr 2001 in
Niederösterreich gelegt
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