Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 108
Rückzahlung zuviel bezahlter Betriebskosten erwirken sollen,
damit auch eine Rückzahlung an die Mieterinnen und Mieter von Wiener Wohnen
ermöglicht wird.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses
Antrags verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, um an das
anzuschließen, was ich zu Beginn gesagt habe, meine Mutmaßungen: Ich will
niemandem hier im Hause, und schon gar nicht der Sozialdemokratie,
unterstellen, dass es irgendein Naheverhältnis mit irgendeiner dieser Firmen
oder mit mehreren Firmen gibt, dass es Vergünstigungen oder sonstige
Bonifikationen gegeben hätte, die durchaus von irgendjemandem lukriert werden.
Ich glaube auch, dass Wiener Wohnen durchaus immer versucht hat, hier korrekt
vorzugehen. Nichtsdestotrotz haben, und das beweisen leider die vielen Fälle im
benachbarten Ausland, diese Auftragsfirmen offensichtlich doch eine Masche entwickelt,
auf die sehr viele kommunale und auch private Käufer hereingefallen sind, die
mit diesen Kartellabsprachen und mit den überhöhten Preisen umgehen haben
müssen.
Wenn sich eine Chance ergibt, würde ich vorschlagen, diese
zu ergreifen, denn so oft wird es nicht sein, dass sowohl die Kartellbehörde
als auch die Bundeswettbewerbsbehörde eingreifen. Das ist schon ein massiver
Hinweis.
Ich würde sehr empfehlen und ich würde sehr bitten, unseren
Antrag anzunehmen, denn es geht wirklich um sehr viel Geld und vor allem geht
es um Geld der Wienerinnen und Wiener! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schubert.
GRin Ingrid Schubert (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich werde mich nicht auf das Niveau der Mutmaßungen und der
ewigen Unterstellungen der Opposition begeben, sondern ich denke, man sollte
diesem wichtigen Problem und dieser wichtigen Situation mit Realität und
Sicherheit begegnen. Dazu zuerst einmal eine Klarstellung: Die Mieterinnen und
Mieter sowie die Wohnungseigentümerinnen und Wohnungseigentümer stehen immer im
Mittelpunkt der Wiener Wohnbaupolitik und Wohnungspolitik. An oberster Stelle
steht die Sicherheit der Menschen, die in unserer Stadt wohnen. Und
Wohnsicherheit bedeutet, dass die Aufzugsanlagen ordentlich errichtet und
gewartet werden.
An diesem Punkt ist offensichtlich etwas geschehen, auf das
die Stadt keinen Einfluss gehabt hat. Über ein Kartell, bestehend aus vier
großen internationalen Aufzugsfirmen, wurde von der EU-Kommission die Zahlung
von knapp einer Milliarde Euro verhängt. Offensichtlich haben diese vier Firmen
Preisabsprachen getroffen, die letztendlich zu Lasten der Mieterinnen und
Mieter gehen. Davon ist nicht nur die Stadt Wien betroffen, sondern ist ganz
Österreich, ja ganz Europa betroffen.
Sehr geehrte Damen und Herren, auch die Österreichische
Bundeswettbewerbsbehörde ermittelt in diesem Fall. Schließlich ist für den
Vollzug des gemeinwirtschaftlichen Wettbewerbs nicht nur die EU-Kommission
zuständig, sondern auch die nationale Wettbewerbsbehörde, geht es doch um
überhöhte Kosten in der Größenordnung von einigen Hunderten Millionen Euro
österreichweit. Diese Situation ist für diese Stadt neu. Jetzt geht es darum,
die richtige Schritte zu setzen, damit den Mieterinnen und Mietern geholfen
wird. Diese Schritte müssen aber wohl überlegt sein. Ein Hüftschuss ist mit
Sicherheit ein ungeeignetes Mittel. Gerade bei Klagen auf EU-Ebene muss man mit
großer Vorsicht und wohl überlegt handeln. Derzeit beraten nicht nur die Wiener
Rathausjuristen über die richtige Vorgangsweise, sondern Juristen in neun
Bundesländern, Tausenden Gemeinden und Betrieben sowie zig
Gebietskörperschaften, denn den Stein der Weisen hat leider Gottes noch niemand
gefunden. Es geht nicht nur um die 7 500 Aufzüge bei Wiener Wohnen,
sondern um Hunderte Rolltreppen und um zig Aufzüge in ganz Österreich. Sicher
ist auch, ein derartiges Verfahren wird Monate, wenn nicht Jahre dauern.
Schließlich steht es den betroffenen Firmen zu, alle Rechtsmittel
auszuschöpfen. Da Österreich, Gott sei Dank, ein Rechtsstaat ist, hat das seine
zeitlichen Auswirkungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will mit diesen
Aussagen klar machen, dass wir von einem voreiligen Jubel Abstand nehmen
sollten. Es ist noch lange nicht soweit, dass die Mieterinnen und Mieter
weniger Gebühren für die Aufzugswartung zahlen. Es ist noch ein weiter Weg, bis
sie, leider Gottes rückwirkend, Retourzahlungen erhalten werden. Damit aber
kein Missverständnis entsteht, das Verhalten der vier Aufzugsfirmen ist
skandalös und verurteilungswürdig! Ein Kartell zwecks Preisabsprachen, das 80 Prozent
des Markts beherrscht, widerspricht nicht nur dem EU-Recht und dem
österreichischen Recht, sondern jedem internationalen Recht! So etwas darf
nicht toleriert werden! (Beifall bei der SPÖ.)
Deshalb bin ich auch sehr froh über die EU-Kommission, die dieses
Treiben beenden wird. Aber erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang eine kleine
Bemerkung: Hier sieht man im Übrigen auch, dass das viel gescholtene Brüssel
durchaus positive Auswirkungen auf das Leben in unserer Stadt, in Wien, hat.
Resümee: Wir von der Sozialdemokratischen Partei wollen die
beste Lösung für die Wienerinnen und Wiener! Wir wollen dabei nichts übereilen
und wir wollen für die Mieterinnen und Mieter das Beste herausholen! Wir wollen
das mit Sicherheit! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Dr
Madejski, bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Eine ganz kurze Replik auf meine Vorrednerin: Sie hat
gesagt, sie ist immer zum Wohle der Wienerinnen und Wiener und vor allem der
Mieter der Gemeindewohnungen da. Ich erinnere daran, immer ist das nicht so. Es
hat zum Beispiel bei den Versicherungen, die die Stadt
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