Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 108
sie durch ihre unbezahlten Leistungen für diese Stadt
einbringen.
Wir beantragen daher auch eine Zuweisung an den
Fachausschuss, weil wir eine ganz grundsätzliche Diskussion über die
Familienpolitik in dieser Stadt anregen wollen, in welche alle Beamten, alle
Experten und auch alle politischen Fraktionen in diesem Haus mit eingebunden
sind, meine Damen und Herren.
Ich bitte Sie daher um Zustimmung zur Zuweisung
unseres Antrages. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste
zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und
Herren!
Es wäre jetzt fast verlockend, auf die Ausführungen
des Kollegen Schock im Zusammenhang mit der Familienpolitik einzugehen. Ich
werde dem aber widerstehen. (GR Franz
Ekkamp: Ja, widerstehen Sie!) Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass
Sie die Debatte, um die es geht, in den letzten Tagen öffentlich ein bisschen
verpennt haben, und jetzt musste halt eine andere Debatte her, damit wir etwas
zum Reden haben!
Nichtsdestotrotz möchte ich zwei Dinge, die Sie hier
gesagt haben, nicht ganz unwidersprochen lassen, lieber Kollege.
Erstens: Das Verteilen und Benutzen von Kondomen hat
nicht nur etwas mit der Verhütung ungewollter Schwangerschaften zu tun, sondern
dient vor allem auch dem Schutz vor AIDS und vor sonstigen schweren
Krankheiten. Wer heute das Verteilen von Kondomen anprangert, begeht einen sehr
schweren Fehler, der vielen jungen Menschen Gesundheit und Leben kosten kann!
Ich hätte mir gewünscht, dass Sie zumindest erkannt hätten, dass die Benützung
von Kondomen für junge Menschen sehr wichtig ist! Man kann geteilter Meinungen
sein, ob das medienwirksame Verteilen von Kondomen durch die Ministerin –
im Sinne des guten Geschmacks – eine gute Idee ist, und man muss selbst
entscheiden, ob man das als eine unter Tausenden peinlichen Aktionen der neuen
Regierungsmitglieder klassifiziert. Aber so ist halt die Welt! In der Sache ist
es aber jedenfalls eine richtige Handlung, und ich finde es gut, dass endlich
auch die ÖVP so weit ist, sich auf diesem Wege der Kampagne anzuschließen, die
auf den Nutzen und auf das Benutzen von Kondomen abzielt.
Zweitens: Wenn Sie die Abtreibung auf Krankenschein
kritisieren, dann denken Sie bitte zweimal scharf nach, bevor Sie das tun!
Gerade dieser Tage erfolgte wieder einmal eine Verurteilung des Partners einer
Dame, die das Problem ungewollter Kinder auf andere Art und Weise gelöst hat,
nämlich nicht durch Abtreibung, sondern dadurch, dass sie sie bekommen hat und
dann in Zementkübeln, in Tiefkühltruhen und sonst wo versteckt hat. Und das ist
nicht der einzige Fall, sondern das wiederholt sich in letzter Zeit auf eine
Art und Weise, die äußerst beunruhigend ist!
Ich sage einmal mehr: Wenn eine Frau ein Kind haben
möchte, gibt es keine Kraft der Welt, die sie davon abhalten kann, dieses Kind
auszutragen und zu bekommen! Und wenn eine Frau das Kind nicht bekommen möchte,
dann können wir darüber diskutieren, was der richtige Weg ist, ihr den Abbruch
der Schwangerschaft zu ermöglichen, denn es ist nun einmal ihr gutes Recht, ein
Kind, das sie nicht will, auch nicht zu bekommen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Wir können darüber diskutieren, ob es teuer sein soll
und ob sie es aus der eigenen Tasche zahlen soll, um ihr einen
Schwangerschaftsabbruch möglichst zu erschweren, oder ob man ihr die
Möglichkeit geben sollte, das kostenlos auf Krankenschein zu tun. Ich finde,
Letzteres ist eine gute Idee! Wenn man nämlich Sie unwidersprochen ans Werk
ließe, dann wäre zu befürchten, dass Frauen künftig bald wieder einmal zur
Engelmacherin unterwegs sind, und das ist sicherlich nicht der richtige Weg für
Österreich! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ihren Antrag zur familiengerechten Budgetierung
beziehungsweise zum familiengerechten Budgeting werden wir ablehnen. Man könnte
auch darüber diskutieren, ob es sachlich sinnvoll ist, das Budget auch
hinsichtlich solcher Auswirkungen zu überprüfen. Ich kann dem lediglich voranstellen:
Wenn wir uns erst einmal darüber geeinigt hätten, was denn überhaupt eine
Familie ist, dann könnten wir auch darüber diskutieren, ob und in welcher Art
es Sinn macht, familiengerechtes Budgeting einzuführen. – Ich kann nur
sagen: Sie und ich haben so etwas von total konträren Ansichten darüber, was
überhaupt eine Familie ist, dass wir so bald das Auslangen mit dieser Frage
nicht finden werden!
Nun komme ich zu der Angelegenheit, über die ich
heute gerne sprechen möchte, und zwar über die bevorstehende Freifahrt für
Obdachlose und SozialhilfeempfängerInnen. Ich möchte meine Freude darüber zum
Ausdruck bringen, und ich möchte sowohl über die Sache als auch über die Art
und Weise sprechen, wie dieses Vorhaben in den nächsten Wochen und Monaten umgesetzt
wird.
Zunächst zur Sache: Jahrein, jahraus, so lange ich
mich zurückerinnern kann – und ich sitze seit elf Jahren in diesem
Haus –, haben die GRÜNEN die Freifahrt für obdachlose Menschen und für
SozialhilfeempfängerInnen beantragt. In den letzten Jahren hat
dankenswerterweise auch die Sozialistische Jugend diesen Antrag gestellt, und
auf dem Parteitag der SPÖ wurde er meines Wissens zuletzt immer angenommen und
zugewiesen. Verwirklicht wurde das Vorhaben bislang aber nicht, und daher ist
es für mich eine sehr große Freude, dass sich die Sozialdemokratie nun dazu
durchgerungen hat, diesen Schritt tatsächlich zu setzen!
Ich meine, Freifahrt für Menschen, die keine Wohnung
und/oder keine Arbeit haben, und für Sozialhilfebezieherinnen und –bezieher,
also für jene Menschen in dieser Stadt, die es nicht leicht haben und die in
Armut leben, ist wirklich eine wichtige soziale Maßnahme. Diese hat schon seit
Langem in Wien gefehlt, und es war wirklich an der Zeit, das endlich zu
verwirklichen!
Für diejenigen von Ihnen, die noch
immer nicht
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