Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 108
bei der Bevölkerung betreffend Märkte, Greißler oder
andere Nahversorgungseinrichtungen macht und fragt: Wollen Sie den Markt XY
oder die Einkaufsstraße XY mit ihren Geschäften erhalten, ja oder nein?, dann
werden 99,9 Prozent der Befragten sagen: Natürlich wollen wir das! –
Das Problem dabei ist nur, dass diese Leute dann anderswo einkaufen gehen. Und
dafür müssen wir in der Stadt Wien eine Lösung finden!
Kollege Madejski hat heute sehr viele Argumente
gebracht, denen ich zustimmen kann. Ich kann aber natürlich nicht zustimmen,
wenn er sagt, dass die SPÖ an diesem Problem schuld ist. Wir haben in den
letzten Jahren nämlich sehr viel für die Nahversorgung in dieser Stadt
geleistet. Letztlich sind ja all die positiven Ergebnisse von diversen Umfragen
betreffend die Lebensqualität in dieser Stadt, die nicht nur in Wien und
Österreich, sondern in ganz Europa durchgeführt werden, ein Ergebnis unserer
Politik, ein Ergebnis auch des Einsatzes für Klein- und Mittelbetriebe und für
die gut gesicherte und hervorragend funktionierende Nahversorgung in dieser
Stadt.
Jetzt müssen wir uns natürlich überlegen, wie wir den
Übergang in Richtung Anpassung an den Bedarf der Bevölkerung schaffen. Die
Einkaufsgewohnheiten der Leute haben sich verändert, und es ist nicht immer
einfach für die betroffenen Unternehmen, mit dieser Veränderung Schritt zu
halten. Das ist unsere Aufgabe, wir nehmen diese Aufgabe sehr ernst, und ich
glaube, es gelingt uns auch, hier Unterstützung mit dem Instrument der
Wirtschaftsförderung beziehungsweise der Nahversorgungsförderung zu bieten. All
diese hervorragenden Instrumente funktionieren in der Stadt sehr gut.
Wenn ich von Kollegin Cammerlander und von Kollegen
Tschirf höre, dass eine renovierte Markthalle sicherlich wirtschaftlich zu
führen ist, dann frage ich schon: Woher nehmen Sie diese Expertise? Woher
wissen Sie das? (GRin Heidemarie
Cammerlander: Es gibt zahlreiche Beispiele in den Städten in ganz
Europa! –Zwischenruf von GR Dkfm
Dr Fritz Aichinger.) Glauben Sie mir: Das ist in ganz Europa ein
Problem! Ich kann das sagen, und auch Fritz Aichinger weiß das: Ich bin auf
Märkten groß geworden. Ich bin als kleines Kind mit meinen Eltern quer durch
ganz Österreich auf diversen Märkten unterwegs gewesen. Und wenn ein Versuch
mit Markthallen gestartet wurde, dann ist er nicht überall, aber zumeist
gescheitert, und zwar nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Ich war
auch viel in Europa unterwegs, habe mir das angeschaut und festgestellt: In den
seltensten Fällen gelingt das Projekt, dass eine solche Markthalle entsprechend
angenommen wird. Daher bezweifle ich stark, dass diese renovierte Halle
tatsächlich wirtschaftlich zu führen ist.
Wenn wir über die Nahversorgung sprechen und Sie
darüber klagen, dass es diese bald nicht mehr geben wird, dann möchte ich Sie
darauf hinweisen, dass wir schon einiges für den Rochusmarkt getan haben, der
in unmittelbarer Nähe ist. Dort ist vor Ort schon etwas im Sinne der
Nahversorgung geschehen.
Es wurde in diesem Zusammenhang auch schon öfters auf
das Problem betreffend den Branchenmix nicht nur in dieser Markthalle, sondern
auch in anderen Bereichen hingewiesen. Auch wenn wir uns über die
Einkaufsstraßen unterhalten, ist der Branchenmix das größte Problem. Das ist
aber nun einmal der Trend, bei dem wir nur unterstützend, aber nicht verordnend
eingreifen können, denn dann wären Sie völlig zu Recht die Ersten, die
protestieren! – Im Interesse der Bevölkerung werden also sehr wohl
entsprechende Maßnahmen ergriffen!
Ich möchte ganz kurz die Zahlen noch einmal
wiederholen, weil Sie so tun, als ob wirklich alle betroffenen Standlerinnen
und Standler jetzt Sturm laufen: Von den 49 Standlern haben sich 38
entschlossen, die Ablösen anzunehmen. Fünf wollen in ein neues Zentrum, vier
wollen bleiben, und das sind alle. Das muss man der Fairness halber in der
Öffentlichkeit auch diskutieren und bekannt machen: Sie tun so, als ob alle
unbedingt bleiben wollten, in den vergangenen Jahren das Supergeschäft gemacht
hätten und sich in Zukunft noch mehr erwarten würden!
Lassen wir also die Kirche im Dorf! Wir unterhalten
uns sehr gerne über vielfältige Maßnahmen betreffend die Nahversorgung. Wenn es
gescheite Vorschläge gibt, dann sind wir die Letzten, die diese ablehnen.
Allerdings ist diesbezüglich in der letzten Zeit, aber auch in der
Vergangenheit vor allem seitens der ÖVP, die sich so gerne als
Wirtschaftspartei bezeichnet, nichts gekommen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr
Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort.
Daher kommen wir zur Abstimmung.
Ich bitte jene, die der Postnummer 9 die
Zustimmung geben, um ein Zeichen. – mit der Hand. – Danke. Ich stelle
die Einstimmigkeit fest.
Wir haben noch drei Beschluss- und Resolutionsanträge
erhalten.
Der erste Beschluss- und Resolutionsantrag der GRe
Tschirf, Feldmann, Aichinger – ÖVP – und Maria Vassilakou, Heidi
Cammerlander – GRÜNE – betrifft die Einkaufsflächenbegrenzung für das
geplante EKAZENT in Wien-Mitte.
Es wurde sofortige Abstimmung verlangt.
Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. – Der Antrag wird von der ÖVP und den
GRÜNEN unterstützt und hat daher nicht die ausreichende Mehrheit.
Weiters lasse ich über einen Beschlussantrag
abstimmen, der von den GRen Matthias Tschirf, Barbara Feldmann, Fritz
Aichinger, Maria Vassilakou und Heidi Cammerlander mit dem Titel „Rettet die
Landstraßer Markthalle" eingebracht wurde.
Es ist sofortige Abstimmung verlangt.
Wer diesem Antrag zustimmt, gebe bitte ein Zeichen
mit der Hand. – Der Antrag wird wiederum von ÖVP und GRÜNEN unterstützt
und hat daher nicht die ausreichende Mehrheit.
Ein Beschlussantrag, eingebracht
von der ÖVP, betrifft eine Public Private Partnership Landstraßer
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