Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 108
Dieser Wettbewerb, der jetzt ausgeschrieben wird, ist
Teil dieser Vereinbarung, und wir werden in angemessener Zeit dort eine
dementsprechende Bildungsstätte für Kinder vom Kindergartenalter bis ins
Schulalter vorfinden. Das wird sozusagen ein Grundstein sein, weitere Gebäude
werden folgen, und es wird dort ein neuer Stadtteil mit urbanem Leben und mit
einer modernen Möglichkeit der Ausbildung entstehen.
Als Leopoldstädter kann ich nur sagen: Wir sind
dahinter, dass das so rasch wie möglich umgesetzt wird. Wir achten darauf, dass
die Lebensqualität, die wir derzeit in Wien haben, auch bei diesem Stadtteil
dementsprechend hoch oder noch höher sein wird, und wir sind überzeugt davon,
dass die Stadt diesbezüglich den richtigen Weg gegangen ist.
In diesem Sinne bedanke ich mich für Ihre
Aufmerksamkeit: Ich stehe diesem Modell positiv gegenüber. Stimmen auch Sie
zu! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Frau VBgmin Laska. – Bitte schön.
VBgmin Grete Laska: Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich möchte die Chance nützen, diese umfassende
Diskussion, die ich sehr begrüße, noch einmal zusammenzufassen und insofern zu
verdeutlichen, als ich auf einige Punkte hinweisen möchte, die uns ganz wichtig
sind. Ich sehe dabei eine große Chance, die Bildungsdiskussion, die wir immer
wieder in diesem Haus, aber natürlich auch anderswo führen, jetzt mit der
Zielsetzung weiterzuführen, die optimale Bildungseinrichtung, die optimale
Schulorganisation, aber vor allem die optimale pädagogische und inhaltliche
Ausrichtung für die Zukunft unserer Kinder zu finden.
Lassen Sie mich ein paar Punkte herausgreifen, um
auch zu verdeutlichen, in welchen Punkten es in der Diskussion
jahrzehntelang – und auch jetzt wieder – die Gefahr von
Missverständnissen gegeben hat.
Erstens: Alle Forderungen, welche die
Sozialdemokratische Partei im Zusammenhang mit der Bildungsdiskussion stellt,
gehen absolut nicht in diese Richtung, und es wird Ihnen nicht gelingen, Herr
Kollege Aigner, auch wenn Sie es sich vielleicht wünschen, die SPÖ als
leistungsfeindliche Partei darzustellen. Ganz im Gegenteil: In dem Punkt, dass
Leistung in der Gesellschaft unendlich wichtig ist, sind wir uns einig! Wir
müssen vielleicht noch ein bisschen über den Leistungsbegriff an und für sich
und darüber, wodurch oder wie Leistung sich darstellt, diskutieren. Im Hinblick
darauf meine ich: Schlagen Sie Türen nicht zu, die gerade aufgegangen sind!
Geben Sie auch dieser Leistungsdefinitionsdiskussion eine Chance! Oder aber
sagen Sie von vornherein, dass Sie diese gar nicht wollen!
Zweitens werden wir in dieser Diskussion sehr genau
darüber zu diskutieren haben, in welcher Art und Weise Förderung stattfindet. Wir
werden besprechen müssen, ob eine Voraussetzung für Förderung eine vorher
vorgenommene Trennung ist, die ohne Rücksicht auf die persönliche Entwicklung
der Kinder punktuell zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfindet, dann aber auch
eine Entscheidung für einen sehr langen Zeitraum ist. Wir werden darüber zu
diskutieren haben, was Differenzierung bedeutet, wie sie stattfinden kann und
welche Fördermodelle notwendig sind, um die optimale Förderung jedes Einzelnen
sicherzustellen. – Auch an dieser Stelle sage ich: Entweder man will diese
Diskussion, dann muss man sie sachlich und fachlich führen, oder man will sie
nicht, weil man sich in der historischen Auseinandersetzung sehr wohl gefühlt
hat. Dann bitte ich Sie aber: Sagen Sie es gleich!
Drittens geht es letztlich auch darum, das
österreichische Schulsystem auch in dem so wichtigen Mittelbau zwischen dem 10.
und 14. Lebensjahr dahin gehend zu orientieren, dass man die Ziele und
Standards definiert und auch Vorgaben für die in diesem Schulsystem zu unterrichtenden
Personen gibt. Auch darüber werden wir diskutieren müssen, denn natürlich ist
es richtig, dass wir derzeit ein System haben, das zwar von den Zielen her im
Lehrplan definiert ist und in dem es diesbezüglich auch keine
Unterschiedlichkeiten gibt, dass aber Unterschiede in der Ausbildung
hinsichtlich der Personen, die wir in diesen Systemen einsetzen, bestehen. Wir
werden uns darüber unterhalten müssen, wie es sein kann, dass von der
Ausbildung her unterschiedliche Lehrerinnen und Lehrer miteinander in diesem
System arbeiten, und in dieser Diskussion wird auch zu hinterfragen sein, ob
denn das System der LehrerInnenausbildung optimal ist.
Es sind also viele Punkte zu diskutieren. Das
Wichtigste aber ist, dass im Vordergrund dieser Diskussion steht, dass wir
jene, die uns ihre Kinder anvertrauen, weil sie dazu im Rahmen der Schulpflicht
verpflichtet sind, nämlich die Eltern, in einer sachlichen, inhaltlichen
Diskussion mit Antworten so zufriedenstellen, dass sie Vertrauen haben ins
österreichische Schulsystem und auch in uns Politikerinnen und Politiker, die
wir die diesbezüglichen Entscheidungen zu treffen haben. Keinesfalls dürfen wir
zurückfallen in eine Diskussion, die einerseits skandalisiert, andererseits
nivelliert und zudem noch versucht zu verunsichern und damit Systeme
einzuzementieren, von denen wir alle, wenn wir ehrlich sind, wissen, dass sie
nicht optimal sind
Ich bitte Sie daher, offen in diese Diskussion zu
gehen, wie es derzeit viele Menschen mit großem Interesse tun, und sich nicht
zurückzuziehen hinter jene Bastionen, die wir alle hinter uns haben sollten.
Für meine Partei kann ich jedenfalls sagen, dass wir in diese Diskussion sehr
offen gehen. Wir lassen uns ganz bewusst nicht in jene Bastionen zurücktreiben,
die der Diskussion schaden würden, auch wenn Sie es gerne hätten. Daher bitte
ich Sie alle, in diese Diskussion einzutreten und damit zu signalisieren, dass
uns Bildung und Kinder wichtig sind! Gute Ausbildung ist die Voraussetzung für
die Zukunft unseres Landes, und wir alle könnten zufrieden sein, wenn es uns
gelingt, den richtigen Schritt in die richtige Richtung zu machen. Die Chance
ist da: Nutzen wir sie! Es sollen jedoch all jene gleich von vornherein sagen,
dass sie es nicht wollen, wenn es tatsächlich so sein sollte.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
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