Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 108
Hauses in Gewahrsam genommen. - GR Mag Rüdiger
Maresch: Wir wollen es sehen ...!) Nein, es ist nicht erlaubt. (Beifall
bei den GRÜNEN in Richtung Galerie.)
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn ich so in die Galerie hinaufschaue, dann sehe
ich, dass viele Studierende noch immer unzufrieden sind mit dem, was in Wien
für die Studierenden geboten wird. (Beifall bei der ÖVP und auf der
Galerie.)
Meine Damen und Herren! Wenn ich in die Galerie
hinaufschaue, dann ist es wichtig, dass sich Wien nicht nur Lippenbekenntnissen
fügt und dafür eintritt, dass die Studienbeiträge abgeschafft werden, sondern
dass Wien einmal dafür eintritt, dass die Gebühren für die Studierenden nicht
in dem Ausmaß erhöht werden, dass die ganze Erhöhung der Studienbeihilfe kaputt
gemacht wird. (Beifall bei der ÖVP und auf der Galerie.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Ich muss die Galerie auch darauf hinweisen, dass nicht applaudiert werden darf.
Nur zuhören, bitte, dies verlangt die Geschäftsordnung.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager
(fortsetzend): Wenn wir aber jetzt von den Studierenden wieder zu den
Schulen kommen, zeigt sich, glaube ich, dass die Bildungspolitik in Wien
generell ein dringendes Umdenken braucht. Mit dem heutigen Ansatz, den Schulbau
in Wien endlich auch im Pflichtschulbereich ernst zu nehmen, bekennt die SPÖ
ein, dass sie bisher am falschen Platz gespart hat, nämlich bei der Zukunft
unserer Schülerinnen und Schüler. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Dem heutigen Vorschlag der
SPÖ, diesen desolaten Zustand endlich zu beenden, können wir nur zustimmen.
Aber dieser desolate Zustand wird nur dann abgebaut werden, wenn auch die
entsprechenden Budgetmittel zur Verfügung stehen. Leider stellen wir fest, dass
die Budgetmittel, die Sie derzeit in diesem neuen Vorschlag vorsehen, noch
immer weit davon entfernt sind, dass in den nächsten drei, vier Jahren die
Wiener Schulen wirklich in einen derartigen Zustand versetzt werden, dass sie
den pädagogischen und architektonischen Standards des 21. Jahrhunderts
entsprechen. (Beifall bei der ÖVP.)
Es gab jahrelange Versäumnisse im Wiener
Pflichtschulbereich. Sie wollten das verleugnen, verdrängen, verschweigen,
beschwichtigen. Sie wollten, dass den Schülerinnen und Schülern die Decke auf
den Kopf fällt, der Kopf abgerissen wird, anstatt dafür zu sorgen, dass endlich
das Budget vorhanden ist. Nur durch unsere hartnäckige Oppositionspolitik ist
es gelungen, Sie zu einem ersten Umdenken zu bekommen.
Aber rechnen Sie damit, dass wir dieses Umdenken noch
weiter einfordern werden! Denn wir klaffen im Budget immer noch weit
auseinander. Wir fordern 1 Milliarde EUR innerhalb der nächsten vier
Jahre zur Sanierung und zum Neubau von Schulen im Pflichtschulbereich, damit
die Wiener Schülerinnen und Schüler endlich jenen Zustand haben, der
individuelles Lernen, Lernförderung und Chancengerechtigkeit sicherstellt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ihre eigenen Mandatarinnen und Mandatare in den
Bezirken wissen ganz genau, dass dieses Budget nicht ausreicht. Nur mit Müh und
Not bekommen Sie die Zustimmung zu diesem Schulpaket, weil Sie selbst wissen:
Es ist erst ein erster Schritt, aber noch lange nicht ein ausreichender
Schritt.
Selbst die Arbeiterkammer Wien, die ja derzeit leider
noch nicht in ausreichendem Ausmaß der ÖVP nahe steht - aber wir arbeiten daran
(Heiterkeit bei der SPÖ) -, ist in einem Punkt mittlerweile durchaus
aufgeschlossen. (GR Karlheinz Hora: Gefährliche Drohung? ... endlich merken,
Frau Kollegin! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.) Denn
auch sie schließt sich unserer Kritik an, indem sie die Budgetstruktur
analysiert. So ist in den letzten Tagen eine Budgetstrukturanalyse der Wiener
Arbeiterkammer bei uns allen eingegangen, in der klar kritisiert wird, dass in
den letzten Jahren in Wien die baulichen Investitionen in Unterricht, Sport und
Wissenschaft deutlich und stark zurückgegangen sind.
Meine Damen und Herren! Die Wiener Arbeiterkammer
weist Sie auf das hin, worauf wir Sie in den letzten eineinhalb Jahren wirklich
hingewiesen haben. In dem Fall ist also ein Umdenken in der Arbeiterkammer
möglich geworden. Ich hoffe, dass dem noch weiteres Umdenken folgen wird. (Beifall
bei der ÖVP.)
Seit Oktober 2006 gibt es die widersprüchlichsten
Rechtfertigungen der SPÖ zu unserer Forderung, die Schulen endlich zu
modernisieren. Ich hoffe, dass Sie Ihre Widersprüche endlich abbauen und dazu
übergehen, jedem Schulstandort zu ermöglichen, dass die Kinder ausreichend
Platz haben. Ich hoffe, dass Sie die Räume zur Senkung der Klassenschülerzahl
zur Verfügung stellen werden. Und ich hoffe, dass Sie die Lehrerressourcen auch
wirklich den Schulen zur Verfügung stellen und sie nicht wieder den Schulen
vorenthalten. Dafür braucht es Geld, dafür braucht es Konzepte, dafür braucht
es eine Bildungspolitik, die die Bedürfnisse der Kinder wieder in den
Mittelpunkt rückt. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine reine Verschuldung der Bezirke wird daran nichts
ändern. Lassen Sie mich das nur an einem Beispiel aufzeigen. Allein der
8. Bezirk, der ein Schulbezirk ist, würde für einen einzigen Schulstandort
bereits die Hälfte seines gesamten Bezirksbudgets brauchen, um die Schule
wirklich zu sanieren. Hier fehlt es also offensichtlich nach wie vor an Geld.
Den Tropfen auf den heißen Stein beschließen wir heute, aber wir werden noch
weitere Auseinandersetzungen brauchen, um letztendlich dazu zu kommen, dass die
soziale Kälte, die die Gemeinde Wien gegenüber den Pflichtschülerinnen und
Pflichtschülern aufbringt, endlich abgebaut wird und ihr Herz für Kinder
erwärmt wird. (Beifall bei der ÖVP.)
GRin Jerusalem ist als
Gemeinderätin auch gelernte Lehrerin. Im Sinne ihrer heutigen Belehrung hat sie
uns hier eine Berufsvorstellung gegeben, wie sie eigentlich im
21. Jahrhundert nicht mehr üblich ist, nämlich uns allen zu sagen, was als
Gesamtschule richtig ist. Das war interessant, denn allein in Europa gibt es
die
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