Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 71
Meine sehr geehrten Damen und Herren, in der Zeit,
als die ersten Zuwanderer in Form von Gastarbeitern nach Österreich und nach
Wien gekommen sind, hat man sich darum kaum gekümmert und viele dieser
Menschen, und das möchte ich schon betonen, haben sich auf eine ganz natürliche
Art und Weise in die hiesige Gesellschaft integriert, haben mehr oder weniger
gut die Sprache gelernt, haben zur Kenntnis genommen, dass es hier zum Beispiel
eine Schulpflicht gibt und haben heute durchaus in der zweiten, dritten,
manchmal sogar schon vierten Generation gelernt, mit uns gemeinsam zu leben.
Ich glaube, das gehört auch zu einer Zuwanderung dazu, dass es eine ganz
natürliche Form von Assimilierung oder Anpassung gibt. Wir sagen, ohne diesen
Schritt kann Integration in Wahrheit gar nicht stattfinden!
In Wien wird allerdings der Weg andersrum gegangen,
dass man diese Anpassung verhindern will, vor allem sozusagen mittels der
geistigen Ausrichtung dieser vielen Vereine. Ich erinnere zum Beispiel an einen
Antrag der Diakonie, wo man, obwohl es um Flüchtlingsbetreuung gegangen ist,
die also gerade erst angekommen sind, hineingeschrieben hat, dass man eine
Überanpassung vermeiden will.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, wir
sind weit von einer Überanpassung entfernt. Ich glaube, das würde überhaupt
kein Mensch verstehen, der im täglichen Leben, sei es im Wohnen oder auch im
Schulbereich der Kinder, mit sehr vielen Zugewanderten konfrontiert ist. Daher
muss ich sagen, wir lehnen das wirklich ab, dass man diesen Passus
hineinschreibt und dass zum Grundsatz wird, dass ein Bestandteil der
Integrationspolitik eine Vermeidung der Überanpassung ist! Dem können wir auf
gar keinen Fall zustimmen! (Beifall bei der FPÖ.)
Lassen Sie mich aber auch noch anführen, dass das in weiterer Folge, wenn ich sozusagen immer vermehrt auf diese Diversität, wie Sie das so gerne nennen, auf diese Vielfalt, setze und die Bemühungen der Arbeiten der Vereine im kulturellen oder Bildungsbereich vorherrschend darauf abzielen, diese Diversität zu behalten oder wenn sie vielleicht nicht so funktionieren würde, im Gegenteil noch zu fördern, es auf der anderen Seite, sehr geehrte Damen und Herren, auch Verlierer gibt. Einer der Verlierer sind die österreichischen Schulkinder und ihre Eltern. Denn wenn ich diese Vielfalt beibehalte, wirkt sich das dann dahin gehend aus, dass es eine Menge von Gruppen gibt, die miteinander nicht mehr können, sei es aus sprachlichen oder sei es aus kulturellen Gründen. Es sind heute die Wiener Familien, die um viel Geld ihre Kinder, wenn sie eine bestimmte Vorstellung über deren Schulausbildung haben, in teure Privatschulen schicken müssen.
Für uns ist ganz deutlich im Vordergrund, wir sehen
uns vor allem als der Sprecher und Anwalt der Wiener Familien! Das sind die,
die in dieser Stadt immer stärker unter die Räder kommen! Wir werden daher
Ihren Subventionsanträgen nicht zustimmen! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Ekici.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte heute in meiner Ausführung auf zwei sehr
wichtige Themen Bezug nehmen.
Beginnen möchte ich mit dem Poststück Nummer 6,
Verein Interface. Wir werden heute gegen dieses Poststück stimmen. Ich werde
gleich anführen, warum.
Der Verein Interface beschäftigt sich vor allem mit
jugendlichen Migranten. An und für sich begrüßen wir jede Initiative, die sich
dieses Themas annimmt, weil die Bilder in Frankreich uns immer wieder deutlich
vor Augen führen, wohin unterlassene Integrationspolitik im Jugendbereich
führen kann. Unser Kritikpunkt bei diesem Poststück ist ein anderer. Der Verein
soll mit der stattlichen Summe von 1,5 Millionen und ein paar läppischen
Euro gefördert werden. Es gibt in Wien aber auch etliche andere Vereine, die im
Jugendbereich vorbildlich arbeiten. Leider werden diese entweder gar nicht oder
mit sehr geringen Summen gefördert. Interface wird aber mit einer sehr hohen
Summe gefördert. Da gibt es natürlich einige Fragen, die wir uns dann stellen.
Ich möchte an dieser Stelle auch den Verein Echo erwähnen, der seit Jahren sehr
vorbildlich gearbeitet hat und wo dann fast über Nacht die Subvention abgedreht
wurde. Auf Grund der Höhe der Subvention und der Projektbeschreibung hegen wir
von der ÖVP-Wien den Verdacht, dass bei diesem Poststück die Verpflichtung zur
Ausschreibung umgangen wird! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir sind davon überzeugt, dass etliche andere Vereine
die Arbeit von Interface machen können und auch machen. Auf unsere Frage:
„Warum nur dieser Verein und kein anderer?", war die Antwort sehr
interessant: „Weil wir den Verein schon sehr lange kennen." (Beifall
bei der ÖVP.)
Diese Erklärung, meine sehr geehrten Damen und
Herren, klingt nicht sehr überzeugend. Zweifellos sind wir in Wien vor
Gewaltausbrüchen wie in Berlin und Paris verschont geblieben. Dennoch wirft
diese Problematik Fragen auf, die nach entsprechenden Antworten suchen.
Realitätsverdrängung und fromme Sprüche haben ausgedient, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Wenn der SPÖ-Verantwortliche, der Herr Bürgermeister,
persönlich behauptet, wir haben in Wien kein Integrationsproblem, betreiben die
Sozialdemokraten eine enorme Realitätsverweigerung! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir
von der ÖVP-Wien glauben zwar nicht, dass Panikreaktionen angesichts der
Integrationsproblematik angebracht sind, zumal sie auch mit einem gut
durchdachten Integrationskonzept verhindert werden könnten, aber von
Schönreden, wie es die SPÖ betreibt, haben wir alle und auch die Betroffenen
nichts. Die SPÖ hat es verabsäumt, rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen,
vor allem im vorschulischen, schulischen und auch beruflichen Bereich, zu
setzen! Sie fördern damit, dass sich diese Generation von ihrem Geburtsland,
sprich, Österreich, immer mehr wegentwickelt! Dann haben wir das Problem, dass
sie sich im Arbeitsleben, aber auch
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