Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 71
Punkt angelangt, an dem wir uns entscheiden müssen,
was uns die Dezentralisierung und die Aufgabenerfüllung in den Bezirken
wirklich wert sind. Da genügt es nicht, wenn an den Städtetagen sozialdemokratische
Politiker zum Rednerpult gehen und dort salbungsvolle Reden schwingen, dass die
Kommunen so wichtig sind, weil in der Kommune die Demokratie am direktesten
gelebt wird! Es genügt nicht, wenn man zuerst salbungsvolle Reden schwingt,
dann aber die Bezirke, also die Ebene, wo der Bürger die Demokratie am
unmittelbarsten erlebt und am direktesten mit Politik konfrontiert wird, in
seinem eigenen Verantwortungsbereich aushungert.
Meine Damen und Herren! Es ist daher an der Zeit, der
Dezentralisierung wieder mehr Leben einzuhauchen und den Bezirken mehr Geld für
ihre wichtigen Aufgaben zu geben. Wir fordern Sie daher auf: Legen wir doch in
diesem Haus ein neues Bekenntnis ab, nämlich ein gelebtes Bekenntnis zur
Dezentralisierung in dieser Stadt und zu unseren 23 Wiener
Bezirksvertretungen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich
erteile es ihr.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Es geht heute um einen sehr wichtigen
Tagesordnungspunkt, nämlich um die Wiener Schulen. – Ich kann mich noch
erinnern, dass die SPÖ all die Jahre, als Frau Ministerin Gehrer im Bund für
die Bildung zuständig war, zu Recht mit dem Finger auf sie gezeigt, sich
beklagt und gesagt hat: Gehrer spart die Bildung kaputt! – Hier wurde aber
einstweilen die Gelegenheit ausgenützt, im Windschatten die Schulen kaputt zu
sparen. Die eine hat die Bildung kaputt gespart, und Sie haben die Schulen
kaputt gespart! Und als einige OppositionspolitikerInnen gekommen sind und
darauf aufmerksam gemacht haben, dass sich einige Schulen in einem desaströsen
Zustand befinden, hat man sich wiederum darüber aufgeregt, dass wir uns jetzt
beschweren, dass einstürzende Schulbauten existieren. Landauf, landab haben Sie
sich beschwert und haben buchstäblich die Tatsache beweint, dass jemand
tatsächlich das Wort „einstürzende Schulbauten“ verwendet hat. – So leicht
kann man es sich meiner Meinung nach nicht machen!
Ich möchte heute gar nicht groß ausholen. Wir alle
wissen, dass viele Schulen in einem aufsehenerregend schlechten Zustand sind,
und mittlerweile weiß es auch die Öffentlichkeit. Mittlerweile hat auch die SPÖ
eingesehen, dass ein Schulbauprogramm notwendig war, und hat Geld zur Verfügung
gestellt. Tatsächlich soll es jetzt mit einem Schlüssel von 40 Prozent aus
dem Zentralbudget und 60 Prozent von den Bezirken weitergehen. Die
Finanzierung soll so auf feste Beine gestellt werden.
Ich befürchte allerdings, dass es so nicht gehen
wird. Auf diese Art und Weise werden nämlich viele Bezirke, insbesondere die,
bei denen es viele solche Schulen gibt, mit ihren Aufgaben nicht zu Rande
kommen. Ich meine daher, dass man, wenn die Dezentralisierung fortgesetzt
werden soll – und darauf haben sich ja alle Parteien dieses Hauses
verständigt –, die Diskussion neu aufnehmen und schauen muss, wie das mit
der Finanzierung der Schulbauten in Hinkunft funktionieren soll, und zwar auch
im Hinblick darauf, dass die Bezirke abgesehen davon, dass sie für die Straßen
und eben auch für die Schulbauten zahlen, zumindest auch noch ein bisschen
Bewegungsfreiheit haben, sodass die Dezentralisierung tatsächlich Sinn macht.
Ich bringe daher heute zu dem vorliegenden Antrag
einen Abänderungsantrag gemeinsam mit meinem Kollegen Margulies ein: Wir
wollen, dass die Budgetierung, die wir heute beschließen, zumindest einmal
verdoppelt wird. Wir beantragen daher 17 Millionen EUR, um den Bezirken
Bewegungsfreiheit zurückzugeben. Das ist uns wichtig, und es nutzt nichts, wenn
Sie jetzt die Augen verdrehen: Der Antrag kommt, und ich möchte ihn in seiner
Deutlichkeit auch vorlesen:
„Für die bauliche Instandhaltung der Allgemein
Bildenden Pflichtschulen wird für das Jahr 2007 eine Zuweisung an die
Bezirke in der Höhe von 17 Millionen EUR genehmigt. Der jeweilige Anteil
der Bezirke wird, basierend auf dem vorliegenden Magistratsbericht, verdoppelt.
Die Mittelzuteilung kommt dann zum Tragen, wenn der Bezirk für bauliche
Instandhaltung der Schulen zumindest das 1,25-Fache der im Magistratsbericht
genannten Regelung aufgewendet hat.“
Wir bringen diesen Antrag deswegen ein, weil es auch
bei der Verteilung der Gelder so etwas wie Gerechtigkeit geben soll und damit
der Handlungsspielraum für die Bezirke einfach größer wird. – Ich denke,
unser Abänderungsantrag ist auch im Interesse der sozialdemokratischen
Bezirksrätinnen und Bezirksräte, die diesbezüglich ja kaum weit von uns
entfernt sein können!
Nun zur Volksschule in der Novaragasse. – Ich
rufe in Erinnerung: Die Volksschule Novaragasse ist jene Volksschule, die
geräumt werden musste, weil statische Probleme diese Räumung zumindest nahe
gelegt haben. Die Schüler der Novaragasse gehen derzeit in der Leopoldsgasse
zur Schule. Das ist nicht ganz nahe bei der Novaragasse, sondern in etwa
eineinhalb Kilometer Entfernung, wobei zumindest der erste Teil des Weges sehr
ungut ist. Man muss auch die Taborstraße überqueren, was nur mit großen
Schwierigkeiten möglich ist.
Es lohnt sich, wenn man sich auch im Detail anschaut,
wer die Kinder begleitet: Einerseits sind es Lehrerinnen, die so nett waren und
sich gemeldet haben und das freiwillig machen, und andererseits gehen
klarerweise auch Mütter mit den Kindern. Für die Mütter heißt das, dass sie
diese Strecke von eineinhalb Kilometern viermal am Tag bewältigen müssen. Beim
Überqueren der Taborstraße kommen sie oft nicht mit allen Kindern hinüber,
bevor die Ampel wieder auf Rot ist, und das ist auch eine sehr unangenehme
Situation, die zu großen Unsicherheiten führt. Ich habe diese Mütter gefragt,
ob sie versichert sind und wer eigentlich verantwortlich ist, wenn etwas
passiert. – Das weiß derzeit niemand, aber versichert sind sie jedenfalls
nicht.
Die Mütter haben auch schon
probiert, mit den vielen Kindern mit dem 5A zu fahren. Er liegt zwar auch nicht
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