Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 71
genügend eingemischt, denn wir hätten uns natürlich
einmischen müssen, um zu verhindern, dass dort Gehege für Großkatzen und ein
riesiger Platz für Pferdehaltung gebaut werden, dass dort ein gewärmtes
Schildkrötenbecken sowie Bodenheizungen eingebaut werden und Ähnliches mehr.
Das hätten wir tun sollen, dann wären nicht nur die Baukosten, sondern in der
Folge auch die Betriebskosten wesentlich niedriger gewesen. – Wir haben es
nicht getan, weil der Tierschutzverein sozusagen rangmäßig in der Nähe der
Kirche angesiedelt ist und jegliche Kritik sofort mit einer entsprechenden
Diskussion beantwortet worden wäre, in der man uns vorgeworfen hätte, was wir
den armen Tieren nicht gönnen und was wir für Schnorrer sind, dass wir nicht
einmal eine Bodenheizung erlauben et cetera. Wir haben das nicht getan, weil
wir im Detail auch nicht informiert waren, das sage ich auch dazu. Wenn mir
nämlich jemals bekannt geworden wäre, dass im Tierschutzhaus Großkatzengehege
gebaut werden, dann hätte ich das – Sakrileg hin oder her – natürlich
nicht zugelassen, überhaupt keine Frage!
Ich sage Ihnen jetzt: Es gibt Namen und Adressen, wer
jeweils dafür verantwortlich war, und das über weit mehr als 20 Jahre.
Offenbar wurden da zwar mit großem Enthusiasmus und großem Eifer – den ich
auch bewundere –, aber mit erheblichen Defiziten im kaufmännischen Bereich
Dinge über die Zeit gezogen, die halt zu dem jetzigen Ergebnis geführt haben.
Ich bin überzeugt davon, dass der Wiener
Tierschutzverein nicht in Konkurs gehen und nicht von der Bildfläche
verschwinden wird. Dessen bin ich mir ganz sicher! Ich sage das nicht zuletzt
auch deswegen, weil ich denke, dass die neue Betriebsführungsgesellschaft auch
die Notwendigkeit kennt, kaufmännische Grundkriterien in den Tierschutz
einzubringen. Diese Zusammenarbeit mit dem Wiener Tierschutzverein wird auch in
Anbetracht seines Renommees, das er zweifelsohne in einem erheblichen Teil
unserer Gesellschaft hat, von Vorteil und nötig sein, damit man private Spenden
auch in Zukunft entsprechend lukrieren kann und nicht auf die öffentliche Hand
angewiesen ist.
Gesamthaft betrachtet, ist dieser Klärungsprozess
meines Erachtens gut. Das Ganze ist vielleicht ein bisschen hart und brutal,
aber notwendig, denn sonst hätte sich dort nie etwas geändert. Man hat sich
nämlich schon seit mehreren Jahrzehnten bemüht, hier notwendige Änderungen
einzubringen. Jetzt bewirkt die Not, dass diesen Notwendigkeiten tatsächlich
Rechnung getragen wird, und das ist vielleicht gar nicht das
Schlechteste. – Ich bin ganz sicher, dass das eine gute Ausgangsposition
sein wird!
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Herr Bürgermeister! Ich bedanke mich für die Beantwortung dieser Frage.
Die Fragestunde ist damit beendet. Wir kommen nun zur
Aktuellen Stunde.
Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine
Aktuelle Stunde mit dem Thema „Abzockerei der SPÖ zu Lasten der Wiener Autofahrerinnen
und Autofahrer – gegen die drastische Erhöhung der Parkgebühren"
verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2
der Geschäftsordnung ordnungsgemäß unterstützt.
Ich bitte nun den Erstredner, Herrn
GR Mag Gerstl, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke,
dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Vor einigen Jahren hat das Ganze mit einer
Parkraumdiskussion begonnen, und herausgekommen ist eine Gebührenlawine, die
den Wienerinnen und Wienern keine Luft zum Atmen mehr lässt. Erstmals wurde den
Wienerinnen und Wienern mit Inkrafttreten dieser Gebührenerhöhung in diesem
Jahr ein Reallohnverlust beschert, was wir bisher noch nicht gehabt haben. Die
Wienerinnen und Wiener müssen sich sehr warm anziehen! (GR Mag Rüdiger
Maresch und GRin Ingrid Puller entrollen und präsentieren ein Transparent mit
der Aufschrift „ Klimaschutz braucht billige Öffis!“)
Vorsitzender GR Godwin Schuster
(unterbrechend): Entschuldigung! Nehmen Sie bitte das Transparent wieder
herunter! (GR Mag Rüdiger Maresch: Gleich!) Jetzt sofort! Nicht
gleich!
GR Mag Wolfgang Gerstl (fortsetzend):
Die Wiener SPÖ-Stadtregierung hat hier eine Gebührenlawine losgetreten, die
das, was die österreichische Bundesregierung den Österreicherinnen und
Österreichern in den vergangenen Jahren gebracht hat, wieder zunichte macht. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Das verstehen Sie unter
Regierungspolitik?! Sie machen Regierungspolitik, indem Sie im Wahlkampf die
größten Versprechungen geben, alles besser zu machen, und kaum ist der
Wahlkampf vorbei, erhöhen Sie die Tarife für die Wienerinnen und Wiener, dass
diese nicht mehr wissen, wo sie das Geld hernehmen sollen! (Beifall bei der
ÖVP.)
Für jeden Parkschein müssen
die Wienerinnen und Wiener in Zukunft um 50 Prozent mehr zahlen. Und mit
jeder Jahreskarte, welche die Wienerin oder der Wiener erwerben werden, dürfen
sie in Zukunft nur mehr elf Monate fahren: Sie müssen den zwölften Monat
dazu arbeiten, damit sie sich das leisten können.
Meine Damen und Herren! Wie
Regierungspolitik auch anders ausschauen kann, zeigt sich an einem Vergleich
zwischen dem, was zwei Stadträte, die vor Kurzem noch in diesem Haus waren, nun
unter Regierungspolitik verstehen: Der eine ehemalige Stadtrat wurde
Verkehrsminister: Er schlägt nur Projekte für den Verkehr in Wien vor, die dem
Transit dienen, und Projekte, die der Entlastung der Bezirke dienen würden,
vergisst er. Der andere Stadtrat, der nun Wissenschaftsminister ist, nimmt als
erste Amtshandlung die Erhöhung der Stipendien für diejenigen vor, die es
wirklich brauchen. Und was machen Sie? – Sie nehmen den Studenten danach
das Geld wieder aus der Tasche, indem Sie die Gebühren erhöhen, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
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