Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 104
rätin zu ersuchen, entsprechende Verhandlungen einzuleiten,
um dieses Angebot an Frischware, an kostengünstiger Frischware, dieses Angebot,
das die Kunden gewöhnt sind, aber natürlich auch den Erhalt von Einzelhandel an
diesem Standort, wenn möglich, zu sichern.
Sehr geehrte Damen und Herren! Märkte in einer Stadt
sind wichtig und notwendig. Sie prägen die Stadt, sie sind Dreh- und
Angelpunkte, sie sind ein wichtiger Teil der Nahversorgung. In weiten Bereichen
von Wien ist die Nahversorgung leider schon ziemlich reduziert und wurden
sozusagen mehrere Anschläge auf Geschäftsleute, auf Geschäftsstraßen durch die
Politik, die in Wien seit Jahrzehnten so stattfindet, gemacht.
Wir ersuchen Sie daher, wirklich alles Mögliche zu
unternehmen, dass an diesem Standort die Nahversorgung - allerdings in einer
tragbaren Umgebung - für die Bevölkerung erhalten bleibt. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Cammerlander. Ich erteile es ihr.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Im letzten Jahr hat erfreulicherweise Frau StRin
Wehsely einen Arbeitskreis gehabt und sich wirklich dafür eingesetzt, dass die
Marktordnung verbessert worden ist. An diesem Arbeitskreis waren auch die
Fraktionen beteiligt. Sie sagte damals: Dies ist nur ein erster Schritt; wir
werden weiterarbeiten, wir werden ein neues Marktkonzept erstellen, wir werden
schauen, dass die Märkte auch eine gemeinsame Werbelinie bekommen.
In einem dieser Arbeitskreise wurde auch der Landstraßer
Markt angesprochen. Ich erinnere mich, ich glaube, es war die Marktamtschefin,
die sagte: Im Zuge des Umbaus des Bahnhofs wird auch die Markthalle saniert,
und dann erhalten wir auch eine wunderschöne, moderne Markthalle.
Die APA-Aussendung des Herrn Bgm Häupl heute, muss
ich sagen, hat mich wirklich entsetzt, weil sie eigentlich jede Diskussion
abwürgt und fast verlangt, jede Hoffnung aufzugeben, an diesem Projekt
weiterzuarbeiten. Wenn der Herr Bürgermeister sagt, wir wissen aus Umfragen, dass
solche Hallen wenig beliebt sind, dann sage ich Ihnen, Herr Bürgermeister:
Natürlich, solche Hallen sind wenig beliebt - Hallen, die man seit Jahren hat
vergammeln lassen, eine Halle, die seit Jahren darauf wartet, dass man sie
saniert! Aber das Warenangebot, das es in dieser Halle gegeben hat oder gibt,
sollte man nicht aufgeben.
Ich denke allein an die Wiener Gastronomie, an die
Wiener Küche. Wo bekommen Sie heute in Wien so eine Auswahl an Innereien? Viele
von Ihnen essen sicher auch gerne ein Beuschel oder Leber, und gerade das war
das Schöne, dort hinzugehen und einen Metzger neben dem anderen zu haben,
auswählen zu können. In allen Städten haben wir solche Hallen. Warum wollen Sie
diese Markthalle aufgeben?
Aber es ist nicht allein das große Warenangebot, es
ist auch die Verkehrsanbindung. Es spricht alles für diese Markthalle. Ich habe
jetzt leider den Eindruck, dass es ziemlich bewusst passiert ist, dass man sie
vernachlässigt hat, um dann herzugehen und zu sagen: Jetzt wird sie zugesperrt!
Wir werden heute dem Antrag der ÖVP zustimmen. Dem
Antrag von SPÖ und FPÖ können wir nicht zustimmen, denn wenn ich hier lese:
Erhaltung der Warenvielfalt, dann höre ich schon, wie es in drei Jahren, wenn
umgebaut ist, heißen wird, man wird dort einen Branchen-Mix hineinbringen, man
wird schauen, welcher Branchen-Mix notwendig ist. Ich sage Ihnen ganz ehrlich,
ich kann das Wort Branchen-Mix in Wien schon gar nicht mehr hören! Überall ist
der gleiche Branchen-Mix, das sind dann Billa und Mann und H&M und wie sie
alle heißen, und überall ist es dasselbe! Die Einmaligkeit dieses Marktes geht
für immer und ewig verloren.
Wir werden jede Initiative unterstützen, und wir
werden uns selbst noch sehr, sehr dafür engagieren, dass Sie umdenken und dass
es noch gelingt, diese Markthalle zu retten, im Sinne der WienerInnen, im Sinne
von vielen Touristen, die auch am Landstraßer U-Bahnhof ankommen. (GRin
Nurten Yilmaz: Es gibt keinen einzigen Touristen dort!) Auch die kommen in
schöne Markthallen. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich weiß, dass in Brüssel, in
Paris … (GRin Nurten Yilmaz: Aber diese Halle ist leider nicht schön!)
Nein, die ist leider nicht schön, da gebe ich Ihnen
recht. Aber genau deshalb sollen Sie sie auch sanieren! Selbst die Firma Salima
hat angeboten, sie zu sanieren, wenn der politische Wille da ist, wieder eine
Markthalle hineinzutun.
Wenn ich heute sehe, dass die Firma Salima bereit
ist, für Interspar einen Container für die nächsten drei Jahre aufzustellen,
und die Wiener Regierung nicht fähig ist, für die Marktstandler einen Standort
für diese drei Jahre zu schaffen, damit die Kunden nicht abhanden kommen und
damit dann alle wieder in eine schön sanierte Halle zurückkehren, dann ist das
wirklich ein trauriges Ergebnis dieser Regierung. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Frau GRin Yilmaz. Ich erteile es ihr.
GRin Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
„Die SPÖ hat sich von einigen Wirtschaftsbossen
weichklopfen lassen, die auf die frei werdenden Flächen spitz sind. Die
Nahversorgung wird bewusst geschädigt.", wirft uns Herr Klubobmann Tschirf
vor. Es hat schon einen Grund, dass er diese Wirtschaftsbosse nicht genau
spezifiziert, denn was die ÖVP hier aufführt, ist eine Wirtschaftsposse!
Die Gralshüterin der Privatisierung und des ökonomischen Wirtschaftens verliert
sich hier im selbst gepflanzten Labyrinth von Halbwahrheiten und Unterstellungen.
Wie sehen die Fakten aus? Im
Herbst 2003 wurde durch die Stadt Wien ein städtebaulicher Wettbewerb,
betreffend das Gesamtprojekt Wien-Mitte, mit insgesamt sechs TeilnehmerInnen
abgehalten. Und: Eine Schätzung der MA 34, in Auftrag gegeben von der
MA 59,
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