Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 104
in Zukunft rechnen und wir sind guten Mutes, dass
Rothneusiedl endlich was wird. Es ist fast schon fünf vor zwölf! Aber wir
sollten nicht Niederösterreich die wirtschaftliche Komponente überlassen,
sondern die sollten wir uns hier in Wien behalten! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Wohnbaustadtrat!
Irgendwo habe ich auch den Herrn Planungsstadtrat
gesehen, der hier eigentlich neben dem Bürgermeister zentral gefragt ist. Nur
einen kurzen Nebensatz zum ... (Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker
steht hinter den Sitzreihen.) Na, er ist eh da! Ich begrüße ihn, denn es
betrifft ihn auch, ja?
Einen kleinen Nebensatz nur zum Herrn Madejski:
Irgendwie sind Sie schon arm: Einmal sind Sie für ein Projekt und dann
ausgerechnet für eines, das sicher nichts wird. Also das ... (Heiterkeit
bei ÖVP und GRÜNEN. – Beifall bei den GRÜNEN.) Aber das ist irgendwie die
konstruktive, visionäre, nur auf Sachpolitik bezogene FPÖ, das war schon
angesagt, ja? (Heiterkeit bei GR Alfred Hoch.)
Meine Damen und Herren! Ich möchte hier versuchen
herauszuarbeiten, warum mich zwei Unterlagen der letzten Wochen - einerseits
der heute zu beschließende Optionsvertrag und andererseits ein
dankenswerterweise der Öffentlichkeit zugegangenes Protokoll der MA 18 -
sehr optimistisch stimmen. Optimistisch dahin gehend und ich gehe hier jede
Wette ein, dass in dem Zeitraum, den legitimerweise die Austria, um einmal die
Sache vom Stadion aufzuziehen, möchte, nämlich zum 100. Geburtstag der
Austria ein internationales Stadion zu haben, es einen einzigen Standort in
Wien gibt, wo das unmöglich ist und die Stadt Wien mit irgendeiner
Zielstrebigkeit ausgerechnet Rothneusiedl vorschlägt, wo, außer wir schaffen
den Rechtsstaat ab, was ich weder hoffe noch glaube, es undenkbar ist, dass bis
2011, 2012 ein Stadion und ein Einkaufszentrum errichtet werden. So und jetzt
versuchen wir das in seiner Komplexität ein bisschen aufzudröseln.
Was will
MAGNA? Und ich zitiere dafür ein Protokoll, das ohnehin schon durch
die Medien gegangen ist, im Bereich der MA 18, das richtigerweise auch der
Öffentlichkeit zugänglich sein sollte, weil MAGNA hier nichts vorzuwerfen ist.
MAGNA legt seine Interessen auf den Tisch und möchte Folgendes machen; ich
fasse es noch einmal für jene zusammen, die das vielleicht nicht so genau
verfolgt haben:
Da ist nicht jemand mit der großen Schatulle, der der
Austria ein Stadion schenkt. Es ist ganz eindeutig: Man nehme ein ausreichend
großes Einkaufszentrum und glaube, damit genügend Geld zu verdienen, um
nebenbei ein Stadion mitfinanzieren zu können. Also alle, die glauben, es gibt
nur ein Stadion - das gibt es nicht. Es wird auch kein kleineres
Einkaufszentrum geben, weil mit quasi einem erweiterten Greißlereibetrieb sich
ein Stadion, das internationale Qualität haben soll nach Überlegung von MAGNA,
nicht finanzieren lässt. Ich zitiere nur aus diesem Protokoll, weil es MAGNA
klar auf den Tisch legt. Sie wollen ein Stadion mit
30 000 Parkplätzen und mindestens 60 000 m² mit dem Ziel
der Erweiterung auf 120 000 m². Für die, die Schwierigkeiten mit
größeren Zahlen haben, damit sie einmal eine Vorstellung haben: Eines der
lukrativsten Einkaufszentren und das größte Einkaufszentrum Wiens, das
Donauzentrum, hat 58 000 m². Allein die Favoritenstraße hat weniger
Quadratmeter als das Einkaufszentrum.
Darum bin ich sehr froh, dass es bei der MA 18
liegt, die richtigerweise einen Gutachter beauftragt hat und sich einmal
gefragt hat: Was bedeutet denn das für die Favoritenstraße? Was bedeutet denn
das für den Nahbereich? Und diese Erkenntnisse sind verheerend! Das ist
verheerend! Also da habe ich durchaus mehr als Vertrauen in die Beamten der
Stadt. Wenn ich nur ein paar Dinge daraus zitieren darf, was hier gesagt wird.
Die wesentlichen Aussagen: Im Untersuchungsgebiet
gibt es bereits heute einen Überhang an Nettoverkaufsflächen von
80 000 m². Also es gibt jetzt schon mehr als das zu viel, als was
hingebaut werden darf. Fazit des von der Stadt Wien beauftragten Gutachters: Es
gibt keinen Bedarf für ein EKZ der untersuchten Größenordnung in Rothneusiedl!
Ein Ekazent dieser Größenordnung würde das Zentrengefüge nachhaltig verändern
und die bestehenden Zentren deutlich schwächen. Also das bilden nicht wir uns
ein, sondern das sagt ein Gutachter für die MA 18, die ja daraus auch eine
kritische Stellungnahme ableitet.
Die Synergien zwischen Stadion und EKZ, die in der
amerikanischen Kultur eine völlig andere sind, sind in Wien eher gering
einzustufen. Selbst ein kleineres würde die bestehenden Geschäftsstraßen im
Nahbereich schwächen. Richtigerweise wird auf die Illusion hingewiesen – und
Größenwahn und große Visionen liegen oft nah beieinander -, dass man
ausgerechnet auf der grünen Wiese in Rothneusiedl der eingefahrenen Shopping
City Süd Konkurrenz machen will. Auch da wird darauf hingewiesen, wie es geht.
Also fassen wir einmal zusammen:
Das, was das Geld bringen soll, das Einkaufszentrum, ist verheerend für die
Nahversorgung der Stadt. Jetzt sage ich das aus einer sozialen Sicht. Wir sind
eine alternde Stadt. Das ist kein Problem, das ist eine Tatsache. Es ist eine
Errungenschaft der europäischen Stadt, dass du dort, wo du wohnst, im
Nahbereich auch fußläufig einkaufen kannst. Ich kenne viele Städte der Welt,
ich komme gerade aus einer, wo das nicht möglich ist. Die Frage ist nur, ob wir
das wollen, und das sage ich jetzt seriös auch zum Herrn Madejski: Wollen wir
so leben, dass du für alles, was du besorgen und einkaufen musst, ins Auto
steigen musst? Viele Städte der Welt sind so organisiert. Was heißt das für
eine alternde Stadt, wo ein Großteil der Menschen oder ein großer Teil über
kein Auto verfügt? Wir ruinieren mit diesen großen Einkaufseinrichtungen
permanent die Nahversorgung! Das ist kein Spleen weder von den GRÜNEN noch von
Bürgerinitiativen oder der Kammer, das ist eine Tatsache, denn auch das geht
aus diesem
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