Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 104
Wien): Herr Bürgermeister!
Wir sind nicht gegen die Entwicklung dieses Gebietes, wir sind nur gegen die
jetzige Vorgangsweise.
Ich komme da gleich noch einmal auf den
Optionenvertrag zu sprechen: Ich meine, es ist sehr unüblich, dass in einem
Optionenvertrag bereits fixe Grundstückspreise enthalten sind. – Daher
meine Frage: Wären Sie bereit, dem Gemeinderat all ihre Vereinbarungen mit
Frank Stronach beziehungsweise der MAGNA in Bezug auf die Entwicklung des
Gebietes Rothneusiedl offen zu legen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Es gibt
keine Vereinbarungen außer diesem Optionenvertrag, und daher ist auch nichts
offen zu legen, denn ich kann nicht etwas offen legen, was es nicht gibt. Im
Optionenvertrag ist alles enthalten. Ich verweise auch darauf, dass es eine
Valorisierungsbestimmung für diese Grundstückspreise gibt. Ob es klug gewesen
ist, diese Bestimmungen gleich direkt hinein zu schreiben oder nicht, ist eine
andere Frage; das will ich jetzt dahingestellt sein lassen. Aber selbst mit der
Valorisierung ändert sich nichts an der Tatsache, dass wir damit eine
Entwicklung einleiten, die uns in die richtige Richtung, nämlich in Richtung
Development dieses Gebietes führt, und das in der unverbindlichsten Form, die
es gibt, nämlich mit einem Optionenvertrag.
Jetzt werden wir uns ansehen, welche Projekte in der
Tat, nicht zuletzt auch von der Firma MAGNA, dazu vorgelegt werden. Das ist der
zentrale Punkt, das halte ich für das Wichtigste. Denn ich bin überzeugt davon,
dass wir bei all diesen Diskussionen, auf welche von Herrn GR Madejski nicht zu
Unrecht hingewiesen wurde, wahrscheinlich erst dann draufkommen würden, dass
wir ein Development vornehmen müssen, wenn die Niederösterreicher bereits ihre
Betriebshallen dort stehen haben. Und genau das will ich nicht! Ich will mich
eher jetzt Vorwürfen aussetzen, wie Sie sie hier gerade erhoben haben, als mir
in zehn Jahren anhören zu müssen, dass wir eine wesentliche Chance für die
Wiener Wirtschaft versäumt hätten, denn das würde mir wehtun!
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke für die Beantwortung der Fragen. Die Fragestunde ist
damit beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Grüne Klub im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde
mit folgendem Thema verlangt: „Die Rothschildstiftung und der jüdische Friedhof
Währing – der nachlässige Umgang mit dem jüdischen Erbe.“
Das Verlangen wurde gemäß
§ 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR
Dipl-Ing Margulies, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke,
das seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. – Bitte schön.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender!
Ich bleibe dabei: Es handelt sich um eine Enteignung
der Rothschildstiftung. (GR Heinz
Hufnagl: Das gehört aber nicht zur Aktuellen Stunde!) Das gehört wohl
eindeutig dazu! (Amtsf StRin
Mag Ulli Sima: Zur Sache!)
Zwei Bezugspunkte ergeben sich noch zur Fragestunde.
Erstens: Im Wirtschaftsplan und im Jahresabschluss
des Krankenanstaltenverbundes sind Bruttobeträge ausgewiesen, und gleichzeitig
wird die GSBG-Beihilfe tatsächlich als Einnahme dargestellt. Wenn sich jetzt im
Nachhinein herausstellt, dass Frau Pittermann damals wahrscheinlich als Einzige
in der Geschichte von einem Nettobetrag von 24,8 Millionen gesprochen hat,
dann muss man sagen: Das entspricht brutto ob der GSBG-Beihilfe
25,2 Millionen EUR, es fehlen also immer noch knappe 6 Millionen
EUR! – So viel zur Richtigkeit der Darstellung des Herrn Bürgermeisters!
Zweite Feststellung: Warum haben wir die Sache nicht
vor vier beziehungsweise fünf Jahren der Staatsanwaltschaft übergeben? –
Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Im Gegensatz zu Ihnen liegen für mich nicht alle
Aktenstücke offen und ich kann nicht jederzeit Einsicht nehmen! Es ist
tatsächlich so, dass ich betreffend Rothschildstiftung erst vor zwei Monaten
informiert wurde! Und ich wollte tatsächlich der Gemeinde Wien und auch Ihnen
die Möglichkeit geben zu sagen: Ja, wir haben Blödsinn gemacht, wir geben das
Geld wieder zurück!
Sie aber bestehen darauf, dass Sie rechtmäßig
gehandelt haben, und insofern halte ich es für bedauerlich, dass Sie in der
Fragestunde nicht einmal imstande waren, auf eine einfache Frage zu antworten,
nämlich auf die Frage: Haben Sie schon im Jahr 2001 die Entscheidung
getroffen, dass der Erlös aus dem Verkauf der Rothschildstiftung an den
Krankenanstaltenverbund geht? – Ich halte das für bedauerlich, denn wenn
sich herausstellte, dass diese Entscheidung von Ihnen schon ein Jahr vorher
getroffen wurde, dann würde das in Wirklichkeit bestätigen, dass lang andauernd
geplant war, den Erlös direkt weiterzuleiten, obwohl dafür keine
Rechtsgrundlage vorhanden ist.
Nun komme ich zu dem Punkt, warum keine
Rechtsgrundlage vorhanden ist: Es gibt eine umfangreiche Chronologie, beginnend
mit Papieren aus dem Jahr 1996 betreffend die erste Amtsbesprechung. Weiter
geht es 1997, als die MA 62 das als Stammvermögen bezeichnet hat. 1998
hält die MA 62 noch einmal ausdrücklich fest, dass es sich bei der
gegenständlichen Liegenschaft um Stammvermögen handelt. 1998 sagt auch der
damalige Generaldirektor-Stellvertreter Kaspar, dass der Kaufpreis als Teil des
Stammvermögens anzulegen wäre und die Erträgnisse dem Krankenanstaltenverbund
zugute kommen sollen. Im Jahr 2000 spricht Generaldirektor Hauke selbst
davon, dass nur die Erträgnisse dem Krankenanstaltenverbund zugute kommen
sollen.
Aber anscheinend heiligt der Zweck
die Mittel, und anderen ist das ganz egal: Basierend auf einem Ersuchen der
Stiftungsverwaltung kommt es zu einem Beschluss des Pflegschaftsgerichtes. Das
Pflegschaftsgericht stimmt zu, dass der Erlös aus dem Verkauf des
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