Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 78
verbergen? Darf die Opposition aus diesem Ressort nicht die Wahrheit erfahren?
Frau Stadträtin, wir werden daher ganz genau
beobachten, wie Sie damit als Finanzstadträtin in der Finanzverwaltung umgehen,
wo bisher ein ganz offenes Klima geherrscht hat - und auch dafür sei dem StR
Rieder ausdrücklich gedankt -, wo jeder Beamte auch der Opposition Auskunft
geben durfte und wo jeder Gemeinderat jeden Beamten jederzeit anrufen konnte
und jederzeit jede Information erhalten hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Hoher Gemeinderat, wir sollten daher ganz genau
darauf aufpassen, wie die neue Finanzstadträtin mit dieser Kultur umgeht. Wir
sollten ganz genau aufpassen, dass die Finanzverwaltung von diesem Klima der
Bevormundung, von diesem Klima der Angst verschont bleibt.
Meine Damen und Herren, ich meine, es ist daher Zeit,
dass dieses Haus seine Rechte einfordert, dass dieser Gemeinderat auch seine
Rechte verteidigt, wenn es darauf ankommt und wir sollten uns das nicht länger
bieten lassen!
Frau Stadträtin, ich meine, die Bevormundung, die
bisher in Ihrem Ressort üblich war, ist einer Demokratie eigentlich unwürdig.
Diese Vorgangsweise ist vor allem einer Vizebürgermeisterin unwürdig und die
Freiheitliche Fraktion fordert Sie auf: Hören Sie auf, die Interessen Ihrer
Partei vor die Interessen dieser Stadt zu stellen. Wenn Sie tatsächlich
Bürgermeisterin werden wollen, dann bekennen Sie sich auch zu den Rechten
dieses Hauses! Frau Stadträtin, nehmen Sie diese Maulkorbweisung zurück! Nehmen
Sie diese undemokratische Weisung endlich zurück, Frau Stadträtin! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste
zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou. Bitte.
GRin Mag Maria Vassilakou
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Das ist natürlich jetzt die Kunst des Redens vor dem
leeren Haus. Das ist etwas, wofür man sich vor allem als Opposition gern und
oft auch immer wieder bedankt und worüber man Kritik üben kann. Ich finde es
nur schade, dass der Großteil der Landes-, in dem Fall also der Stadtregierung
und auch der designierten Stadträtinnen und Stadträte leider, leider jetzt
nicht im Saal ist, außer Renate Brauner, ah und Sonja Wehsely (Amtsf StRinnen Mag Renate Brauner und Mag
Sonja Wehsely stehen hinter den Sitzreihen.), das heißt ... (Amtsf StRinnen Mag Renate Brauner und Mag
Sonja Wehsely gehen zu ihren Plätzen. - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir
setzen uns hin!) Wunderbar, wunderbar! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich
weiß es sehr zu schätzen, dass ihr zwei hier seid. Insofern werde ich mir jetzt
erlauben, ab sofort meinen Redebeitrag an euch zu richten.
Der Anlass für diese Umbildung ist immerhin ja auch
ein bundespolitischer. Deshalb möchte ich nichtsdestotrotz genauso wie mein
Vorredner bei der Bundesregierung und ihrem Programm beginnen, denn das hat bei
Gott für diese Stadt Auswirkungen und zwar nicht geringe.
Also, wir haben es dieser Tage mit der neuen
Bundesregierung zu tun und einem Regierungsprogramm der enttäuschten
Erwartungen, wahrlich der enttäuschten Erwartungen und der gebrochenen
Versprechen sowohl für ganz Österreich als auch für Wien. Dabei ist unser Herr
Bürgermeister, den ich soeben auch da weiter hinten im Raum gesichtet habe (Bgm
Dr Michael Häupl steht hinter den Sitzreihen.) - Grüß Gott, es freut mich
auch, dass Sie da sind -, durchaus mitverantwortlich für dieses
Regierungsübereinkommen, denn Sie haben es ja auch mitausverhandelt und Sie
haben sich zuletzt mehrfach dazu geäußert, dass Sie zu diesem Ergebnis durchaus
stehen. Insofern kann ich nur sagen: Ich stelle fest, die SPÖ hat in einem
relativ kurzen Zeitraum bereits zum dritten Mal jemanden hängen lassen: Zwei
Mal bei Finanzausgleichsverhandlungen, die es in den vergangenen Jahren gegeben
hat und jetzt eben zum dritten Mal mit diesem mitausverhandelten Regierungsübereinkommen.
Wieso spreche ich von einem „Regierungsübereinkommen
der enttäuschten Erwartungen und der gebrochenen Versprechen“? Ich möchte nicht
wirklich ins Detail gehen. Es ist weder die Zeit noch der Ort dafür. Ich möchte
ganz einfach nur ein paar dieser gebrochenen Versprechen, ein paar dieser
enttäuschten Erwartungen auflisten: Keine
Schulreform, keine Modernisierung, keine Lehrerinnen und Lehrer, die wir so
dringend in Wien zusätzlich bräuchten, keine Bildungsoffensive, keine
ausreichende Finanzierung für die Unis, ein bisschen was - und da kann man dann
schon dankbar sein, dass ein bissel was auch für die Forschung für die Unis da
ist, aber weiß Gott nicht das, was erforderlich wäre -, und die Studiengebühren
sind ja auch etwas, was uns in den letzten Wochen beschäftigt hat, und nicht
nur der Fortbestand der Studiengebühr, sondern auch noch die Koppelung mit der
durchaus abstrusen Vorstellung, dass Studierende freiwillige, ehrenamtliche
Tätigkeiten für 6 EUR Stundenlohn leisten sollen, um ihre Studiengebühren
abzuarbeiten. An dieser Stelle möchte ich nicht missverstanden werden: Ich
stehe sehr wohl zum Konzept des Leistens von freiwilliger Tätigkeit, also von
sozialen Diensten junger Menschen, die die Lust dazu haben und ich würde auch
alle auffordern, das zu tun, wenn sie denn das tun wollen, aber die
Junktimierung mit den Studiengebühren halte ich für absolut inakzeptabel! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Es gibt eine halbherzige und verwässerte Reform des
Kinderbetreuungsgeldes, die Privatisierungen gehen munter weiter, die
Abfangjäger sollen eher schon bleiben und die Mindestsicherung, die auch so
hoch angepriesen und mit so großem Trara angekündigt worden ist, erweist sich
bei genauem Hinschauen eher als Verschärfung der geltenden Bestimmungen der
Sozialhilfe. Sie bringt zwar immerhin einen etwas höheren Betrag für die
Menschen, die in Not geraten, aber, wie gesagt, durchaus bei einer Verschärfung
der Bestimmungen und hat überhaupt nichts mit einem sozialinnovativen Konzept
einer Grundsicherung zu tun, das heißt, mit einem Abschied von den
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