Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 91
Maßnahmen betrifft, welche Handlungen Sie auf Grund dieser Daten, die uns geliefert wurden, zu setzen gedenken und was Sie mit den fehlenden Angaben zu tun gedenken. Gibt es irgendwelche Sanktionen für die Ressorts, wie es sie in anderen Städten zum Beispiel gibt? Wenn Vorgaben der Verwaltung von verschiedenen Ressorts nicht eingehalten werden, dann gibt es auch Sanktionen, zum Beispiel budgetäre Sanktionen. Das wäre doch einmal etwas für ein Gender Budgeting, jene Ressorts, die die frauenpolitischen Zielsetzungen nicht erfüllen, im nächsten Jahr mit weniger Budget zu bedenken. Das wäre ein Vorschlag, der wirklich innovativ wäre und den wir uns wünschen würden. Aber wahrscheinlich ist das für die Sozialdemokratie im Moment kein Thema!
Zweites Thema, auf das ich eingehen möchte und das
auch dieses Schönreden, diese Jubelmeldungen, ja nichts Negatives anzusprechen,
betrifft, ist, ich habe es schon zu Beginn meiner Rede angesprochen, das
IFES-Frauenbarometer, eine Umfrage, die ungefähr zwei Monate lang in Wien zur
Lebens- und Arbeitssituation von Frauen gemacht wurde, ihre Wünsche, ihre
Einstellung befragt hat. Dieses IFES-Frauenbarometer gibt im Gegensatz zu dem,
was die RednerInnen der SPÖ gestern in der Generaldebatte gesagt haben, keinen
Anlass zum Jubeln, schon gar keinen Anlass zur Befriedigung.
Es wird zum Beispiel festgestellt, dass sich Frauen
in Wien im Vergleich zum Vorjahr, wo dieselbe Umfrage gemacht wurde,
benachteiligt fühlen. Also sie fühlen und sehen das, was wir wissen, aber jetzt
haben wir es auch amtlich, das Gefühl, benachteiligt zu werden. Der Trend geht
nach unten. Die Unzufriedenheit, zum Beispiel mit der Betreuungssituation in
Wien, wächst. Über 80 Prozent der befragten Frauen sagen, sie wünschen
sich nicht nur mehr Kinderbetreuungseinrichtungen, sondern vor allem auch die
Einbeziehung von Vätern und Männern in Hausarbeit und Kinderbetreuung. Hier
herrscht also Unzufriedenheit mit dieser Situation.
Für uns GRÜNE sind die alarmierendsten Ergebnisse
jene zu den Einkommen. Nur mehr 40 Prozent aller Frauen in Wien sagen, sie
können mit ihrem Einkommen gut leben. Wissen Sie, was das heißt? Dass
60 Prozent der Frauen in dieser Stadt mit ihrem Einkommen nicht mehr -
Klammer - gut leben können, dass die meisten Einkommen nicht mehr
existenzsichernd für Frauen sind! Und das in einer der reichsten Städte der
Welt!
Sie, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie,
verkaufen uns gestern in Ihrer Budgetrede und auch in den anderen Reden die
steigende Erwerbsquote von Frauen als Erfolg und sagen nicht dazu, dass die steigende
Erwerbsquote hauptsächlich auf steigende Teilzeitbeschäftigung und steigende
atypische Beschäftigung der Frauen zurückzuführen ist, von der Frauen nicht
leben können! (GR Godwin Schuster: Dann
hast du nicht zugehört!) Sie bejubeln den statistischen Rückgang der
Arbeitslosigkeit! (GR Godwin Schuster:
Dann hast die ganzen zwei Tage nicht zugehört, wenn du sagst, das ist kein
Thema im Gemeinderat! Bitte nicht böse sein!) Herr Kollege Schuster, auch
Sie machen das immer wieder! Sie bejubeln den statistischen Rückgang und sagen
nicht, dass viele arbeitslose Frauen in Schulungen versteckt sind, die sie zum
Teil gar nicht wollen, die zum Teil völlig unsinnig für ihre Situation sind.
Zugegeben, für die Schulungen ist hauptsächlich das vom Bund verwaltete AMS in
Wien zuständig, aber Sie bejubeln es als Ihren Erfolg, die Arbeitslosigkeit in
Wien geht statistisch zurück!
Wir haben kein konjunkturelles Problem am Wiener
Arbeitsmarkt gehabt, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, schon gar
nicht für Frauen! Wir haben ein strukturelles Problem, auf das die GRÜNEN
insbesondere bei der Einkommenssituation von Frauen seit Jahren hinweisen!
Allein mir fehlen Ihre Maßnahmen. Wo sind Ihre Maßnahmen gegen die steigende
Armut von Frauen, gegen die Zunahme von Working Poor? Wo sind Ihre Maßnahmen
dagegen, dass jede zweite Frau mit Kindern in dieser Stadt nicht mehr
existenzsichernd leben kann, und zwar wirklich weniger als 800 EUR im
Monat verdient? So sind zumindest die Daten, die wir uns angeschaut haben.
Die Daten sind das nächste Problem. Es gibt für Wien,
das müssen Sie sich vorstellen, nicht einmal Daten, die uns beantworten würden,
was Frauen in Wien verdienen. Diese schlichte Frage kann man in Wien nicht
beantworten, weil es keinerlei Daten, die Einkommen und Arbeitszeit
korrelieren, gibt. Für den Bund gibt es das. Die Statistik Austria
veröffentlicht jedes Jahr Daten über die Bundessituation aus einem
Österreichschnitt. Für Wien, wurde uns von der Statistik Austria immer gesagt,
würde man das gerne tun, nur habe man keinen politischen Auftrag und es wäre
eine zu große Stichprobe notwendig, um dies durchzuführen. Also ich denke,
meine Damen und Herren, daran kann es ja wohl nicht scheitern! Das ist auch
einer der Gründe, warum Klubobfrau Maria Vassilakou gestern den dringenden
Antrag gestellt hat, dass sich der Finanzstadtrat Rieder das gemeinsam mit der
Statistik Austria und auch der Wirtschaftskammer, die sich nämlich unseren
Informationen nach leider bis jetzt querlegt, weil es für UnternehmerInnen
ihrer Meinung nach ein bisschen mehr Belastung wäre, diese Daten ausfindig zu
machen, überlegt. Das kann es wohl nicht sein! Also diese Daten wollen wir. Wir
brauchen von Gender Budgeting überhaupt nicht zu sprechen, wenn es nicht einmal
eine gesicherte Datenlage für Wien gibt.
Meine Redezeit ist ausgeschöpft. Meine Kollegin Alev
Korun wird die Anträge, die wir im Frauenbereich vorbereitet haben, einbringen.
Ich als Stadträtin kann das ja nicht.
Ich würde mir wirklich wünschen, dass nächstes Jahr zur
selben Zeit ein Gender-Budgeting-Prozess vorgelegt wird, der diesen Namen auch
verdient und wir von der Sozialdemokratie endlich Maßnahmen hören, die diesen
Namen auch verdienen. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Mag
Feldmann. - Bitte.
GRin
Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Das Budget der MA 57 ist um
keinen Cent erhöht
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