Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 108
hier ihre Gestaltungsmöglichkeiten gezielt aus und animiert die Bauträger und Architekten zu möglichst unterschiedlichen Wohnprojekten. Auf diese Art und Weise sind in den letzten Jahren mehrgeschoßige Holzhäuser ebenso entstanden wie Passivhäuser, die mit einem Bruchteil der üblichen Heizenergie auskommen. Häuser, in denen mehrere Generationen miteinander leben, entstehen ebenso wie Hochhäuser für Familien mit Hang zu weitschweifendem Ausblick. Dachgeschoßwohnungen entstehen durch Wohnbauförderung ebenso wie Kleingartenhäuser, der besonders kinder- und jugendfreundliche Stadtteil Monte Laa ebenso wie Häuser mit hohen loftartigen Wohnungen.
Es gibt im Wiener Wohnbau fast nichts, was es nicht
gibt. Demnächst entsteht in der Leopoldstadt die Bike City für Fahrradfreunde.
Entlang der Donau, des Donaukanals und der Alten Donau entsteht gerade eine
Reihe von lebenswerten neuen Adressen, die das Wohnen am Wasser gemeinsam
haben. Die Wohnbauförderung macht Wien lebenswerter und fördert die Lebensqualität
seiner Bewohner.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir fördern keine
Wohnungen, sondern die Menschen. Das ist bei der Neubau- und bei der
Sanierungsförderung der Fall, weil die Mieterinnen und Mieter entlastet werden,
das ist aber am deutlichsten bei den personenbezogenen Förderungen. Sie reichen
von der Jungfamilienförderung bis zur Wohnbeihilfe. Gerade hier haben wir
Sozialdemokraten bewiesen, dass wir trotz enger finanzieller Spielräume dort
helfen, wo es notwendig ist. In den letzten fünf Jahren haben wir die
personenbezogene Wohnbauförderung von 61 Millionen auf
104 Millionen EUR erhöht. Das ist eine Steigerung um 70 Prozent.
Wir tun das mit bestem Gewissen, denn wir sind der
Überzeugung, dass keine Familie ihre Wohnung verlieren soll, auch nicht, wenn
ihr Einkommen wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder sonstigen Widrigkeiten
verringert ist. Hier hat die Stadt eine Verpflichtung, der sie auch nachkommt.
Deshalb haben wir für das kommende Jahr eine Erhöhung der personenbezogenen
Wohnbeihilfe um weitere 7 Millionen EUR vorgesehen.
Wohnbauförderung, meine Damen und Herren, schafft
Arbeit. Nur zu oft wird vergessen, wie stark der Motor Wohnbauförderung die
Beschäftigungslage und die Aufträge im Bau und Baunebengewerbe vorantreibt.
Gerade heute in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit in ganz Österreich setzt Wien
damit gezielte Nachfrageimpulse in den Schlüsselsektoren Bauwirtschaft und
Baugewerbe. Mehr als 31 000 Arbeitsplätze werden derzeit durch
Wohnbauförderung direkt gesichert. Indirekt werden dadurch Impulse für weitere
10 000 Arbeitsplätze in Baumärkten, Möbelhäusern, Einrichtungsmärkten
geschaffen. Damit wird die Arbeitslosigkeit im Schlüsselbereich Bau- und
Baunebengewerbe wirkungsvoll bekämpft.
Dies geschieht vor allem auch durch das
beschäftigungsintensive aktuelle Rekordniveau von 470 Wohnhäusern, die
gerade saniert werden. Häuser mit 28 000 Wohnungen werden derzeit
gefördert und saniert. Ein Teil dieser Sanierung sind thermisch-energetische
Wohnhaussanierungen, so genanntes THEWOSAN. Sie entlasten das Klima und
halbieren die Heizkosten für die Mieter und Mieterinnen. Aus abgewohnten
Energiefressern werden dadurch klima- und geldtascherlschonende
Schmuckkästchen.
Bei diesen Förderungen kommen in erster Linie heimische
Klein- und Mittelbetriebe zum Zug. Sie erwerben sich auf diese Weise Kompetenz
in einem Sektor, der auf Sicht zu einem der wichtigsten im Baugewerbe wird.
Denn gerade bei hohen Öl- und Gaspreisen macht sich energiesparende Bauweise
nicht nur für das Klima, sondern auch bei den Wohnkosten positiv bemerkbar.
Alles in allem wird die Wohnbauförderung des
kommenden Jahres im gesamten Bauvolumen rund 1,5 Milliarden EUR
auslösen. Dieser Beitrag der Stadt ist elementar und wichtig für den
Wirtschaftsstandort Wien.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich danke allen, die
dafür sorgen, dass Wiens soziale Wohnbaupolitik vorbildlich ist, und bin davon
überzeugt, dass Wien gerade deshalb auch in der kommenden Studie des
Beratungsunternehmens Mercer einen Topplatz einnehmen wird.
Ich ersuche Sie um Zustimmung für den Voranschlag. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Herr StR
Faymann, bitte.
Amtsf StR Werner Faymann:
Frau Vorsitzende! Sehr verehrte Damen und Herren!
Meine Vorrednerin hat zu so vielen wichtigen Aspekten
des Wohnbaus Stellung genommen, sodass ich es leicht habe, nur auf wenige
Punkte zu sprechen zu kommen.
Zum Kollegen Herzog, der ganz am Beginn der Debatte
wieder die Diskussion geführt hat, wie denn die Preise im eigenen kommunalen Wohnbau
sind, hat mein Kollege Stürzenbecher schon sehr richtig geantwortet. Spielt man
alle Mieten in den Gemeindebauten durch ein Computerprogramm mit den
Möglichkeiten des Richtwertmietzinses, also nicht nur den Richtwertes, sondern,
wie Sie es selbst erwähnt haben, inklusive aller Zuschlagsmöglichkeiten, dann
liegen wir im Durchschnitt bei etwa 50 Prozent der Marktpreise. Das heißt,
man kann mit Fug und Recht sagen, wir verlangen die Hälfte im Vergleich zu
einem Konzept, das nicht von Ihnen persönlich, aber immer wieder im Haus zur
Diskussion gestellt wurde.
Würden wir die Gemeindebauten verkaufen und sie dem
Markt unterwerfen (StR Johann Herzog: Das
habe ich nicht verlangt!) – nicht von Ihnen, aber es wurde doch in diesem
Haus immer wieder diskutiert –, dann kann man sagen, die Tatsache, dass die
Gemeindewohnhausanlagen der Stadt Wien gehören und dass wir sie mit
sorgfältiger Politik verwalten und organisieren, führt dazu, dass wir dort die
Hälfte der Marktpreise von den Mietern verlangen.
Dass das nicht billig ist und dass
es, wenn jemand neu eine Wohnung bezieht, schwer ist, diese 50 Prozent der
Marktpreise zu bezahlen, wenn gleichzeitig die Einkommen in weiten Bereichen
gering sind – gerade auch
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