Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 108
wetten, dass 80 Prozent unserer anwesenden Gemeinderätinnen und Gemeinderäte nicht wissen, was eine Superförderung ist, und auch nicht wissen, wie eine Wohnbeihilfe berechnet wird. Ich denke, wir haben hier die Notwendigkeit, auch das nachzubessern.
Ich verlange auch echte
Betreuung bei Wiener Wohnen. Denn selbst das vorgelagerte Callcenter - Kollege
Ellensohn hat es kurz angesprochen - führt zu McJobs, wobei das die eine Seite
ist. Die andere Seite ist, dass wir letztendlich nicht zu einer echten
Betreuung der Menschen kommen.
Als letzten Punkt möchte
ich noch den ökologischen Aspekt herausgreifen. Die THEWOSAN-Förderung, die eingeführt
worden ist, ist zu begrüßen und auch weiterhin auszubauen. Das ist ein erster
guter Schritt. Wir haben auch viele einzelne Beispiele, sei es die
Solarförderung mit der Solar-City oder auch in der Bartensteingasse am
Amtsgebäude, das ist alles gut und recht. Aber was uns letztendlich fehlt, ist
ein nachhaltiger Effekt auch bei anderen Groß-Wohnbauten und bei den
Amtsgebäuden.
Den spanischen Weg würde
ich hier ablehnen, wonach die Spanier dazu verpflichtet sind, bei jedem Neubau
und jeder Sanierung Solarzellen einzubauen; das ist eine andere Situation. Aber
es ist jedenfalls darüber nachzudenken, ob nicht auch bei uns in den Häusern
ein gewisser Prozentsatz notwendig und machbar ist, und zwar auch
verpflichtend. Wir brauchen nicht nur Kollektorflächen auf dem Dach, sondern
auch Kollektorflächen in Fassaden und so weiter sind möglich.
Beim Energieausweis haben
wir die Fristerstreckung bis 2009 gemacht, obwohl er 2006 notwendig gewesen
wäre. Da ist, denke ich, noch einiges zu tun, und letztendlich ist dort nichts
weitergegangen. Es ist auch deshalb nicht verwunderlich, dass die Stadt Wien
das Klimaschutzprogramm in diesem Jahr nicht erfüllt hat.
Der Bleirohre-Austausch
ist nach wie vor nicht abgeschlossen; dies nur als kleiner Hinweis.
Ich möchte in diesem
Zusammenhang noch einen weiteren Antrag einbringen, und zwar den, dass wir
hinkünftig in der Sanierung und im Neubau halogenfreie und rauchgasfreie
Elektrorohre einbauen mögen. Wir haben hier in Wien im 10. Bezirk eine
große Firma, die Weltmarktführer in diesem Bereich ist, und ich denke, es ist
dies auch eine gute Möglichkeit, in der Wirtschaftsförderung einen anderen Weg
zu beschreiten. Der Antrag lautet:
„Der zuständige Stadtrat
soll die Voraussetzung halogenfreier Baumaterialien bei Ausschreibungen der
Stadt Wien festschreiben, um die nachhaltige Verwendung der gesundheits-
und umweltgefährdenden halogenierten Kohlenwasserstoffe zu unterbinden.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss verlangt." (Beifall
bei der ÖVP.)
In dem Zusammenhang habe ich vorhin erwähnt, dass wir
viele Einzelmaßnahmen machen und letztendlich kein Gesamtpaket schnüren. Ein
Gesamtpaket könnte in dieser Form so ausschauen, dass unsere Klein- und
Mittelbetriebe so gefördert werden, dass wir zur Schaffung eines echten
Öko-Clusters in Wien kommen, dass wir damit Arbeitsplätze in der Wissenschaft
und in der Forschung schaffen und garantieren.
Ich glaube, es ist zu wenig, ein Bekenntnis zur
Umweltmusterstadt Wien abzugeben; die Umweltmusterstadt Wien muss auch gelebt
werden. Wir lehnen deshalb diesen Budgetansatz ab, und wir werden ihm erst dann
zustimmen, wenn Wien zur ökosozialen Musterstadt Europas geworden ist, und zwar
nicht nur auf dem Papier, sondern in der Realität.
Ich darf zum Abschluss noch einmal Johann Wolfgang
Goethe bedienen. Er hat gesagt: „Vom Ziel haben viele Menschen einen Begriff.
Nur möchten sie es gerne schlendernd erreichen." Erreichen wir es nicht
schlendernd, sondern setzen wir es in die Tat um! - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr Dr Stürzenbecher. Ich
erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie der gesamte Voranschlag 2007, so ist auch der
Voranschlag für das Ressort Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung äußerst seriös und gewissenhaft
ausgearbeitet: Sparsam, wo dies angebracht ist, ambitioniert, wo dies
erforderlich scheint, und so können auch die anspruchsvollen wohnpolitischen
Ziele erreicht werden, die sich die Stadt Wien weiterhin setzt.
Es ist auch interessant, dass von der Opposition -
von DDr Schock schon in der Generaldebatte, und jetzt auch von Kollegen Herzog
- die Wohnbaupolitik des roten Wien, wie sie früher war, außerordentlich gelobt
worden ist. Es freut mich natürlich, dass gerade das der Fall ist. Dies ist
dann eingeschränkt worden: Ja, aber heute hätte sich die Stadt Wien von der sozialen
Wohnbaupolitik verabschiedet - was natürlich absurd ist, das wird vollkommen
fortgeschrieben.
Aber es ist bei Ihnen anscheinend immer so: In Bezug
auf das, was vor 20, 30 Jahren oder in der Ersten Republik geschehen ist und
worüber sozusagen die Geschichte schon ihr Urteil gefällt hat, können auch Sie
nicht umhin zu sagen: Das war super, das rote Wien ist super, das
wohnpolitische Programm der Sozialdemokraten ist zu Recht in der ganzen Welt
anerkannt. Nur: Dies auch über die Gegenwart zu sagen, den Schritt schaffen Sie
nicht. (StR Johann Herzog: Sehr peinlich,
Herr Kollege, sehr peinlich!) Das wundert mich bei der Opposition auch
nicht, dass sie nicht sagt: Ja, auch heute gibt es sehr viel Positives.
Falls es die FPÖ im Jahr 2020 oder
2025 noch geben sollte - das weiß ich ja nicht -, wird sie dann sicher sagen (Zwischenrufe
bei der FPÖ.): Ja, damals im Jahr 2006 war es super, aber jetzt, im Jahr
2024, wirklich nicht. - Okay, so ist eben anscheinend die Realpolitik; macht
nichts! Faktum ist, dass nach wie vor natürlich die sozialen Zielsetzungen in
der Wohnpolitik in Wien in einem Ausmaß gegeben sind wie in keiner anderen
Stadt dieser Welt, und darauf sind wir sehr stolz! (Beifall bei der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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