Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 108
Meine Damen und Herren! Wir wissen, dass in nächster Zeit über 10 000 Betriebe allein in Wien und an die 25 000 Betriebe österreichweit zu einer Neuübernahme anstehen. Und es gäbe sicherlich eine Erleichterung für diese Betriebe bei der Übernahme, nämlich die Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer. – Es gibt, wie Sie wissen, 85 000 Erbschaftssteuerfälle. Davon sind nur sehr wenige groß, nämlich nur rund 500, und die Übergabe der Betriebe würde erleichtert werden, wenn für diese Betriebe die Erbschaftssteuer entfällt. Es wäre aber natürlich auch für alle Eigenheimbesitzer von größter Bedeutung, wenn die Erbschaftssteuer abgeschafft werden könnte.
Ich darf daher mit meinen Kollegen Alexander Neuhuber
und Alfred Hoch folgenden Beschlussantrag gemäß § 27 Abs 4 der
Geschäftsordnung einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich für die
Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer zwecks Entlastung kleinerer
und mittlerer Einkommen sowie zur Erleichterung der Betriebsnachfolge bei
Klein- und Mittelbetrieben aus. – In formeller Hinsicht wird die sofortige
Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der
ÖVP. – GR Harry Kopietz: Haben wir schon Weihnachten?)
Meine Damen und Herren! Zu Beginn einer
Legislaturperiode und vor Antritt einer neuen Regierung sollten wir auch noch
betreffend die Entlastung des Mittelstandes einen Akzent setzen beziehungsweise
hier doch eine Forderung aufstellen, die für alle von Bedeutung ist. Wie Sie
wissen, ist die Bemessungsgrundlage des Spitzensteuersatzes seit 1989 mit
51 000 EUR gleich geblieben. Wenn man nur die Inflation seit diesem
Zeitpunkt betrachtet, müsste die Bemessungsgrundlage derzeit zirka
72 000 EUR betragen. Das betrifft bereits weit mehr als
350 000 Steuerpflichtige, die unter diese Spanne fallen.
Ich darf daher mit meinem Kollegen Alfred Hoch einen
weiteren Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich im Zusammenhang
mit einer von vielen Seiten begrüßten Entlastung des Mittelstandes für eine
Anhebung der Bemessungsgrundlage für den Spitzensteuersatz bei der Lohn- und
Einkommensteuer aus. – In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Danke schön.
Vorsitzender GR Dr Wolfang Ulm:
Nächster Redner ist Herr GR Mag Reindl.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister!
Wir beschäftigen uns heute – wie ja nicht
unbekannt ist – mit dem Budget 2007, und es wurde heute schon eine Reihe
von wichtigen Bereichen in diesem Budget beleuchtet. Ich möchte mich auf die
Zukunftstechnologie spezialisieren, in der Wien Spitzenreiter ist und
inzwischen eine sehr renommierte Position hat.
Meine Damen und Herren! Generell sollte die
Wirtschaftspolitik für Menschen, Unternehmen und für die Gesellschaft insgesamt
positive Rahmenbedingungen schaffen, sodass sich jeder unter größtmöglicher
Freiheit optimal entwickeln kann. Die Stadt Wien verschreibt sich einer aktiven
Wirtschaftspolitik, das heißt, man versucht hier bewusst zu steuern, Schwächen
durch Hilfestellungen auszugleichen und Stärken durch Förderungen weiter zu
verstärken, im Gegensatz zur Wirtschaftspolitik des Bundes. Während dort der
Markt als Götze angebetet wird und im Mittelpunkt steht, steht in Wien der
Mensch im Mittelpunkt.
Wichtig sind bei einer zukunftsorientierten
Wirtschaftspolitik Nachhaltigkeit, stabilisierende Elemente für den
Wirtschaftsaufschwung, eine Stärkung der guten Rahmenbedingungen für die Wiener
Wirtschaft und somit auch eine Vergrößerung der Zahl der Arbeitsplätze.
Meine Damen und Herren! Dieser Tage ist Milton
Friedman, einer der großen Ökonomen und Nobelpreisträger, verstorben. Er ist
der klassische Monetarist der Chicagoer Schule. Er hat den Monetarismus quasi
erfunden. Er hat auch über die Freiheit in der Wirtschaft gesprochen, und ich
glaube, gerade diese Theorien haben sehr viele Änderungen bewirkt. Anhänger
dieser Änderungen hatten wir in den letzten sechs Jahren auch in der
Bundesregierung: Da ist, wie ich vorher schon erwähnt habe, der Markt im
Mittelpunkt gestanden. Man strebte Privatisierung um jeden Preis sowie das
Aufheben von Sicherungssystemen und die Lockerung von sozialer Sicherheit an,
um somit die größtmögliche Freiheit für das Kapital zu gewähren.
Die Stadt Wien hat diesbezüglich eine etwas andere
Position. Sie hat sich nicht dem Monetarismus verschrieben, und das finde ich
auch gut so. Ein wichtiger Bestandteil der Wiener Politik ist die
Innovationspolitik. Innovationspolitik ist Standortpolitik, und Wien ist auch
ein Innovationsstandort. Wien ist vorbildhaft für viele Regionen auf der ganzen
Welt. Wien hat in den letzten zehn Jahren die Herausforderungen im Wandel der
Wirtschaft durch Öffnung der Grenzen gegen Osten und auch gegen Süden und durch
die Veränderungen auf Grund des Beitritts zur Europäischen Union und auf Grund
der Globalisierung der Wirtschaft hervorragend aufgenommen. Man hat hier sehr
genau analysiert und bereits frühzeitig Gegenmaßnahmen getroffen, um mit
unserer Wiener Wirtschaft dem Umbruch, der auch in der Wirtschaft stattfindet,
entgegenzuwirken.
Wien ist heute eine Wissenschafts- und
Technologiestadt, die ihresgleichen im deutschen Sprachraum sucht und ein
hervorragender Standort ist. Diese Stadt kann Initiativen setzen und
Rahmenbedingungen schaffen. Die Stadt ist der Motor, aber zum Erfolg braucht
man auch Partner. Diese Partner sind Privatunternehmen, Stiftungen, staatsnahe
Unternehmen, und auch die staatlichen Fördereinrichtungen seien nicht
vergessen.
Für die Forschung sehr wichtig ist
nicht nur das Geld, sondern auch die notwendige Infrastruktur, wobei ich jetzt
den Begriff Infrastruktur sehr weit fasse. Zunächst nenne ich nach den
klassischen Bewertungskriterien das
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