Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 108
Herr Stadtrat! Haben Sie es notwendig, ein Bundesgesetz in Wien einfach nicht umzusetzen, weil Sie es budgetär nicht bedecken wollen? Haben Sie das notwendig, dass Sie an den Kindern sparen, dass Sie an den Schülerinnen und Schülern hier in dieser Stadt sparen? Das frage ich Sie. Warum lassen Sie die Notwendigkeit einer Tagesbetreuung, von der wir alle wissen, dass sie genau zur Chancengleichheit beiträgt, nicht an jedem Schulstandort erheben? Warum sorgen Sie in Ihrem Budget nicht dafür, dass die Schulen auch entsprechend umgebaut werden, saniert werden, errichtet werden, damit die Tagesbetreuung an jedem Schulstandort möglich ist?
Ich sage Ihnen, warum. Weil Sie gerne die
Sparpolitik, die Sie haben, fortsetzen möchten, weil die Kinder und
Jugendlichen Ihnen nichts wert sind, weil Sie nicht nur den Bund aushungern.
Der Herr Klubobmann hat das ja schon vermisst in seinen Reden. Die Wiener SPÖ
hungert nicht nur den Bund aus, sie hungert auch die Bezirke aus. Es wird die
folgende Rednerin, Bezirksvorsteherin Reichard, Ihnen stellvertretend für alle
Bezirksvorsteher und Bezirksvorsteherinnen sehr anschaulich darstellen, wie so
ein Hungerbudget in den Bezirken ausschaut und welche Auswirkungen genau das
auf das fehlende Angebot in der Tagesbetreuung hat.
Wir werden weiterhin bei diesen Elterninitiativen
stehen. Wir werden Ihnen weiter Sprachrohr sein, und wir werden sie weiter
darüber informieren, dass es in dieser Stadt ungleiche Voraussetzungen gibt,
dass Bundesgesetze nicht respektiert werden, dass wir nun ein Bundesgesetz
brauchen, das das Bundesgesetz kontrolliert. So weit sind wir gekommen. Dafür
können Sie gern auch auf Bundesebene einen Kurs bei uns haben, nämlich den Bund
kontrollieren lassen, was Wien tut, indem es Gesetze umgeht.
Sie sparen an den Kindern und Jugendlichen, Sie
sparen an den Frauen in dieser Stadt und machen sich am Ende dann noch lustig,
indem Sie das sexy nennen. Leben Sie Ihre sexuellen Phantasien privat aus und
sorgen Sie dafür, dass Wien nicht sexy wird, sondern frauen- und
familienfreundlich. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Stubenvoll. Ich erteile es ihr.
GRin Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich rede jetzt nicht über sexy oder sonst etwas, ich
rede über die Weichenstellungen, die auch von Ihnen, Herr Margulies, zitiert
wurden. Ich denke, mit dem Budget 2007 sind wirklich wesentliche
Weichenstellungen für diese Stadt getroffen worden, und zwar auch unter dem
Motto „Faire Chancen für alle". Ich meine damit, dass die Stadtpolitik es
als Selbstverständnis und Aufgabe sieht, allen Menschen, die in Wien leben, die
bestmöglichen Lebensbedingungen zu schaffen. Deshalb werden wir auch in Zukunft
unsere Arbeitsschwerpunkte auf die Bereiche Soziales, Gesundheit, Integration
sowie Bildung und Beschäftigung legen, so wie das auch der Herr
Vizebürgermeister heute schon dargestellt hat.
Vielleicht noch zu meinen Vorrednerinnen und
Vorrednern einige Bemerkungen. Bei der FPÖ kann man sagen, es war
Standardprogramm hier im Wiener Gemeinderat. Das betrifft sowohl die Diskussion
um die Drogensituation als auch um die Zuwanderung. Das kennen wir seit vielen
Jahren. Ich kann Ihnen nur dazu sagen, dass wir alles versuchen, auch mit dem
Drogenkonzept der Stadt Wien, die Situation zu verbessern. Erst kürzlich wurde
das Projekt „Help U“ vorgestellt, das versucht, die Situation auf dem
Karlsplatz zu verbessern. Das Streetwork wurde dort verstärkt, Therapieplätze
wurden ausgebaut, es wurde, was in diesem Bereich sehr wesentlich ist, die
Wohnungslosenhilfe in der Stadt intensiviert. Unser Prinzip ist es letzten
Endes zu helfen, statt zu strafen, und ich denke, dazu trägt auch das
Drogenkonzept der Stadt Wien bei.
Zur Parteibuchpolitik, die hier auch angesprochen
wurde, möchte ich eigentlich sagen: Wir kennen Parteibuchpolitik eher aus dem
Bundesland Niederösterreich, wo auch die Reinigungsfrauen ein Parteibuch der
ÖVP haben müssen, damit sie beim Land Niederösterreich eine Anstellung
bekommen. In Wien ist das Gott sei Dank nicht der Fall. (Ironische
Heiterkeit und Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ. – StR Johann Herzog: Ich glaube,
Sie sollten da ein bisschen differenzieren!) Na ja, ich kenne das aus sehr
vielen Berichten, wo Leute keine Arbeit bekommen haben.
Zum Thema Schulsanierungen: Ich denke, es wird ein
Maßnahmenpaket geben – auch der Herr Vizebürgermeister hat das schon betont –,
mit dem wir die Schulen in Wien nach den Erfordernissen sanieren. (GR Dr Matthias Tschirf: Wann? Wann?) Es
gibt aber auch Bezirke, die überhaupt nie etwas in die Schulsanierung
investiert haben und die jetzt natürlich dadurch auch einen sehr viel höheren
Bedarf haben. Das dann alles aus dem Stadtbudget zu decken, wird wahrscheinlich
auch nicht gehen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Welche Bezirke sind das?)
Na ja, wir werden heute schauen, wie der Bezirksvorsteher aus dem
8. Bezirk das sieht. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Wollen Sie sagen,
dass der Herr Bezirksvorsteher im 8. Bezirk daran schuld ist?) Der
Herr Bezirksvorsteher ist ja noch nicht so lange im Amt. (GR Godwin
Schuster: Der kann nichts dafür! – Rufe und Gegenrufe zwischen der SPÖ und den
GRÜNEN.) Ja, es ist auch immer investiert worden, aber wir werden das
wahrscheinlich noch in der Spezialdebatte abhandeln.
Ich möchte aber jetzt noch auf die jungen Wienerinnen
und Wiener zu sprechen kommen, die auch die Frau Cortolezis-Schlager
angesprochen hat, und zwar auch zum Thema Kindergarten.
Und da Sie die Hochglanzbroschüren
erwähnt haben: Ich habe da eine sehr schöne Broschüre, die eher bescheiden
gehalten ist. Liebe Frau Stadträtin, hier gibt es wirklich alle Informationen
über die Wiener Kinderbetreuungseinrichtungen. Darauf, glaube ich, können wir
in Wien sehr, sehr stolz sein. Wir haben immerhin
75 000 Kinderbetreuungsplätze sowohl in öffentlichen als
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