Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 108
Interessant ist aber, dass Sie bis heute mit dieser Intransparenz ganz gut leben. Jeder vierte Lehrer, jede vierte Lehrerin wird nicht dargestellt. Wie machen Sie das? Sie umgehen einfach Bundesgesetze. Das ist eine interessante Version für einen Stadtpolitiker, dass er Bundesgesetze unterm Jahr ganz einfach negiert, das heißt, den Dienstpostenplan der Lehrerinnen und Lehrer nicht nach den Bundesgesetzen darstellt, sondern ganz einfach verschweigt, wo diese Ressourcen hinkommen. Bis heute warten wir darauf, dass der Dienstpostenplan auf den jeweiligen Schuldstandort heruntergebrochen wird.
Der Herr Bürgermeister ist mit dem Lhptm Pröll
befreundet. Komischerweise führt diese Freundschaft nie dazu, dass auch
Qualitätsmaßstäbe, die die niederösterreichische Landesregierung anwendet, in
Wien Eingang finden, denn dort wird der Dienstpostenplan, wie es gesetzlich
auch vorgesehen ist, für jeden einzelnen Schulstandort nachgewiesen, und
dadurch kann auch die Klassenschülerzahl in Niederösterreich sofort gesenkt und
berechnet werden, was die Kosten dafür sind.
Aber in Wien findet das alles nicht Eingang. Und
warum? Weil Sie, Herr Vizebürgermeister, für die Schulen auch im nächsten Jahr
nichts übrig haben. Großartig hat die Frau Vizebürgermeisterin uns im Sommer
erklärt, es würde ein Extrabudget von 7 Millionen geben, und
10 Millionen würden die Bezirke extra zuschießen. Verschwiegen haben Sie,
dass die Sanierung von Falzziegeldecken für einen
Schulstandort bereits 7 Millionen kostet, dass aber drei Wochen vorher
auch von Ihren Beamtinnen und Beamten zugegeben wurde, dass, allein was die
Falzziegeldecken betrifft, 70 Schulstandorte zu sanieren sind. Und da
reden wir noch nicht von der Generalsanierung. Also 70 mal 7 – ich gehe davon
aus, dass auch Sie das multiplizieren können – ergibt bei mir 49 und nicht
7 Millionen. Also multiplizieren Sie das Budget für die Schulen, denn ein
Schulstandort alleine reicht nicht aus für die Sanierung. (Beifall bei der ÖVP.)
Viel Glanz und wenig Substanz hat ihr Budget aber
auch, wenn es um das Gender Budgeting geht. Ich erinnere hier an dieser Stelle
an das vorige Jahr. Presseaussendung um Presseaussendung haben uns während der
Budgetwoche begleitet, weil Sie stolz waren auf das Gender Budgeting. Wir haben
Ihnen damals schon die Kompetenz abgesprochen, haben aber gehofft, dass diese
Kompetenz im Laufe des Jahres aufgebaut wird. Interessant ist, dass Gender
Budgeting in Ihrer ganzen Rede heuer nicht einmal mehr vorgekommen ist. Kein
einziges Zitat dazu. So sehr ist Ihnen also der Abbau von Diskriminierung auf
Grund des Geschlechts wirklich ein Anliegen. Man sieht einmal mehr: Frauen in
dieser Sozialdemokratie sind primär zum Zustimmen verdammt, aber nicht dafür,
dass sie auch wirklich Rechte bekommen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Gelebte Gender-Politik heißt auch, die
Kindergartenbetreuung bei den Null- bis Dreijährigen auszubauen, gelebte
Gender-Politik heißt für mich aber auch, Chancengleichheit herzustellen für
jene Kinder der zweiten und dritten Generation mit Migrationshintergrund. Sie
verweisen immer wieder auf die fehlenden Ressourcen im Schulbereich und
vergessen ganz, dass diese Kinder hier in Wien aufwachsen oder hier in Wien
aufwachsen sollten.
Was heißt das? Spracherwerb ist am natürlichsten
zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr. Spracherwerb heißt nämlich, dass
ich zur Muttersprache dazu, wenn diese eine Fremdsprache ist und nicht Deutsch,
als Zweitsprache Deutsch lerne. Diese Zweitsprache Deutsch lässt sich am besten
zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr lernen. Aber hier verlangen Sie
von den Familien mit Migrationshintergrund überhöhte Preise, denn bereits bei
einem Familieneinkommen von 2 200 EUR – und hier rede ich von
Familieneinkommen, zu dem die Familienbeihilfe samt aller Beihilfen
hinzugezählt wird – sind sie Vollzahler und zahlen für einen Kindergarten
monatlich 260 EUR. (Beifall bei der
ÖVP. – GR Jürgen Wutzlhofer: Weniger als ein Drittel sind Vollzahler!) Da
nützt mir das Drittel nichts. (GR Jürgen
Wutzlhofer: Ist das für die ÖVP nichts? Oder sind Sie schon so abgehoben? Reden
Sie einmal mit den Leuten!) Ich weiß, wie es den Leuten geht, denn ich rede
mit ihnen, und sie sagen mir tagtäglich eines: Diesen Kindergarten in Wien
können sie sich nicht leisten. (Beifall
bei der ÖVP.)
Daher werden auch wir wieder die Forderung
einbringen, dass zumindest drei Stunden pro Tag ab dem dritten Lebensjahr
gratis sein sollten, drei Stunden pro Tag, die es möglich machen sollten, dass
auch Kinder mit Migrationshintergrund bereits vor Schulbeginn die deutsche
Sprache können, um den Unterricht zu folgen.
Ich weiß, dort, wo es darum geht, dass Sie einen
Beitrag zur Bildungspolitik leisten, dort verschwinden Sie plötzlich aus Ihrer
Kompetenzverteilung, dort kennen Sie plötzlich die Verfassung nicht mehr. Die
Verfassung beginnt bei Ihnen, wenn es um Bildungsgeld geht, erst mit dem
schulpflichtigen Kind und dort am liebsten mit dem Bundesschulkind und nicht
mit dem Pflichtschulkind. (Beifall bei der ÖVP.)
Was aber in dieser Stadt jährlich wirklich
überproportional steigt, sind die Hochglanzbroschüren, denn die sollen ja auch
helfen, diesen Schein nach außen zu kommunizieren. Es ist ja weniger
interessant, zusätzliche Kinderbetreuungen zu schaffen, viel interessanter ist
es, wenn die jeweilige Stadträtin, der jeweilige Stadtrat sich in einer
Hochglanzbroschüre porträtieren lässt, denn der Schein ist interessanter als
das Sein in dieser Stadt.
Geld könnten Sie aber auch sparen und zu Gunsten der
Kinder und Jugendlichen umschichten, wenn Sie in der Verwaltung effizienter
würden. Auch hier ist es interessant, Oberösterreich mit Wien zu vergleichen.
Nehmen Sie alle Ganztagsbeamtinnen und -beamten der Gemeinden und der
Landesregierung in Oberösterreich zusammengezählt und Sie haben immer noch um
die Hälfte weniger als in Wien.
Interessant
ist also: Warum braucht Wien so viel Verwaltung? Braucht Wien die Verwaltung,
um die Arbeitslosenstatistik ein bisschen zu kaschieren, weil Sie der
Privatwirtschaft nicht trauen, weil Sie keine Ahnung
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